Eröffnung des neuen Verlagssitzes in Berlin

Suhrkamp feiert

26. Januar 2010
von Börsenblatt
„Es ist eine graue Stadt, eine gute Stadt. Ich trolle mich so durch. Da ist Kälte, friß sie!“ Die Brecht-Worte stehen zur Begrüßung am neuen Suhrkamp-Haus. Es ist sehr kalt in Berlin, aber es ist nicht grau, die Sonne scheint zur offiziellen Eröffnung des neuen Verlagssitzes in der Pappelallee. Daneben, nicht weniger programmatisch ein Benjamin-Zitat: „Es ist von jeher eine der wichtigsten Aufgaben der Kunst gewesen, eine Nachfrage zu erzeugen, für deren Befriedigung die Stunde noch nicht gekommen ist.“

Rund 500 Menschen sind gekommen, Autoren, Kritiker, Übersetzer, Buchhändler, Verleger, Politiker. Die große Zahl beweise, wie viele dem Verlag die Treue halten, sagt Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz in ihrer Begrüßungsrede in einem im Hof aufgebauten und zum Glück gut beheizten Zelt. Sie dankt insbesondere den Autoren für ihre Unterstützung. „Es gab kaum einen, der uns nicht ermutigt hätte.“ Hans Magnus Enzensberger, Peter Handke, Uwe Tellkamp – und viele, viele mehr sind da. Und zur Überraschung der meisten sogar einer, der weggegangen ist von Suhrkamp: Martin Walser.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sieht mit dem Umzug ein „Stück Normalität“ wiederhergestellt. Berlin gewinne Schritt für Schritt zurück, was die Stadt durch Krieg und Teilung verloren habe. Nun gäbe es für die Stadt der Autoren die Chance, auch zur Stadt der Verlage zu werden.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann, der wie Berkéwicz noch einmal auf  die lange öffentlich geführte Diskussion um den Umzug eingeht, sagt: "Der Beginn in Berlin setzt ein Zeichen des Aufbruchs und stärkt damit die Literaturbranche in ganz Deutschland.“ Und er zitiert Hermann Hesse: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Davon sprechen auch verschiedene Einträge im Gästebuch mit Willkommensgrüßen von Verleger Christoph Links zum Beispiel oder von Tom Erben vom Aufbau Verlag.

Über drei Etagen erstreckt sich der Verlag im ehemaligen Finanzamtsgebäude. Ganz oben unterm Dach und auf dem Dach stehen die meisten dann noch länger beieinander. Die Stimmung, sie ist gut. Und der Ausblick glänzend.