Verleger Philipp Meuser über den Deutschen Verlagspreis für DOM publishers

"Wir wissen schon genau, was wir mit dem Preisgeld machen"

25. Mai 2020
von Börsenblatt
Der Berliner Verlag DOM publishers, 2005 von einem Architektenpaar gegründet, gehört zu den drei Hauptgewinnern des Deutschen Verlagspreises. Verleger Philipp Meuser über 60.000 Euro, die zur richtigen Zeit kommen - und eine Auszeichnung, die auch dem Architekturbuch als Genre gut tut.

Was bedeutet der Deutsche Verlagspreis für DOM publishers?

Vor allem natürlich: Große Freude! Denn damit wird die Arbeit gewürdigt, die wir seit 15 Jahren als Architekturfachverlag eher im stillen Kämmerlein betreiben. Wir stecken viel Zeit und Energie in die optische und inhaltliche Qualität unserer Bücher – und freuen uns, dass dieser Einsatz jetzt breiter wahrgenommen wird. Die Auszeichnung ist das i-Tüpfelchen auf unserem Verlagsprogramm, mit dem wir auch einen baukulturellen Auftrag verbinden.

Haben Sie sich Chancen auf einen der drei Hauptpreise ausgerechnet?

Nein – auch deshalb nicht, weil der Hauptpreis im vergangenen Jahr an den Verlag Spector Books in Leipzig gegangen ist, der ja ebenfalls Kunst -und Architekturbücher macht. Ich finde es mutig, dass die Jury das Segment jetzt zum wiederholten Mal auszeichnet. Das tut dem gesamten Genre des Architekturbuchs gut. Besondere Nischenthemen brauchen besondere Aufmerksamkeit.

Kommt das Preisgeld in der Corona-Krise genau zur richtigen Zeit?

Das kann man wohl sagen! Und wir wissen auch schon ganz genau, was wir damit machen: Das Preisgeld fließt in unser Mammutprojekt - einen Architekturführer durch 49 afrikanische Länder. Das siebenbändige Werk, an dem 300 Autoren beteiligt sind, ist so gut wie fertig, aber als die Corona-Krise kam, musste ich den Druckauftrag sofort stoppen. Das wirtschaftliche Risiko war einfach zu hoch. Durch den Deutschen Verlagspreis kann der "Architectural Guide Sub-Saharan Africa" nun doch noch im Sommer erscheinen. Ich denke, dass wir die Auszeichnung nicht zuletzt diesem Projekt verdanken, in das wir mehr als fünf Jahre Arbeit investiert haben.

Die große Preis-Party fällt in der Corona-Krise vorerst aus. Schade?

Ja, aber die Kulturstaatsministerin hat ja schon angekündigt, dass die Feier nachgeholt werden soll. Bei uns im Verlag werden wir den Preis dann eben vorerst online und natürlich mit dem achtköpfigen Team feiern.

Über DOM publishers

  • Der Berliner Verlag wurde 2005 von den Architekten Natascha und Philipp Meuser gegründet - aus "Passion für die Buchkunst", wie sie selbst sagen. Der Verlag veröffentlicht jährlich etwa 50 Neuerscheinungen zu den Themen Architektur und Design – im Corona-Jahr 2020 werden es aufgrund von Programmverschiebungen wohl etwas weniger werden. Der Verlag ist international aktiv: Die Bücher mit weltweitem Vertrieb erscheinen vor allem in deutscher und englischer Sprache, aber auch auf Russisch, Französisch, Italienisch, Spanisch oder Arabisch. Hier geht's zur Website.
  • Das Büro Meuser Architekten GmbH (gegründet 1996) ist spezialisiert auf die Planung und Projektsteuerung von so genannten sondergeschützten Bauten im In- und Ausland (etwa Dienstsitze für die internationale Zusammenarbeit). Die Verlagsräume grenzen direkt an das Architekturbüro in Berlin-Mitte an – die dort beschäftigten Architekten gehören damit zu den ersten kritischen Lesern der Bücher.
  • Das sagt die Jury: Der inhabergeführte Verlag leiste seit 15 Jahren "einen wertvollen Beitrag zur Debatte über zeitgenössische Architektur und Städtebau", lobt die Jury für den Deutschen Verlagspreis. Das Programm überzeuge vor allem durch "die praxisbezogenen und relevanten Architekturhandbücher und Monografien zur internationalen Architekturgeschichte" - und durch die Reihe mit Architekturführern (inzwischen mehr als 100 Bände durch Städte auf der ganzen Welt).

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