Arbeitsplatzabbau bei der DBH

Berliner Streichkonzert: Unterwegs bei Hugendubel

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Hugendubel will mehr als zehn Prozent seiner 1.500 Arbeitsplätze streichen – vor allem in Berlin. Wie das in den Hauptstadt-Filialen der DBH-Tochter ankommt? boersenblatt.net hat sich auf den Weg gemacht...

Draußen hängen die Wolken knietief an diesem Dienstagnachmittag, drinnen gibt man sich ernst bis gelassen-fatalistisch. Kurz zuvor kam aus München die Nachricht, dass 179 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen, schwerpunktmäßig in Berlin. Die Entlassungswelle rollt an – und doch: Nichts Genaues weiß man nicht. Wen es treffen wird, ist noch völlig offen.

In der Filiale auf der Karl-Marx-Straße in Neukölln, wo die Ladenfläche im März auf 500 Quadratmeter verkleinert worden war, glaubt man allerdings, „außen vor“ zu sein: Das Geschäft wird von zehn Azubis und zwei Ausbildern geführt, die werde man wohl nicht fallen lassen, und die Zentrale in München habe auch noch nichts verlauten lassen, sagen Mitarbeiter. Ohnehin: Die Verhandlungen mit dem Betriebsrat laufen noch. „Es sieht halt in der Wirtschaft insgesamt nicht gut aus.“

Für einen Spätnachmittag – Büroschluss war doch immer klassische Stoßzeit im Buchhandel – ist wenig los. Im Souterrain bewältigt ein Mitarbeiter die Bedienung der verstreuten Kunden auf der großen Ladenfläche (mit wenig Fachbuch und viel Unterhaltung) allein, im Erdgeschoss, neben Stapeltischen mit günstigen DVDs und Spielzeug, packt ein weiterer Taschenbücher für den Ramsch aus, ein weiterer sitzt an der Kasse. Aber Neukölln ist auch nicht mit dem Ku’damm vergleichbar. „Denen am Tauentzien geht es wohl nicht so gut,“ rutscht noch dem einen raus.

Also weiter, zur Vorzeigefiliale: Tauentzien 13. Ernste Gesichter, man gruppiert sich, löst die Runde auf, wenn ein Kunde sich nähert, um gewohnt zuvorkommend zu bedienen. Wo nicht auf die Pressemeldung aus München verwiesen wird, ist nur sehr Spärliches zu erfahren: Die Geschäftsleitung in München halte sich bedeckt. Ob die Filiale von den Entlassungen betroffen sein werde? Man möge sich nur umschauen – der Blick misst auch hier in jeder der Etagen eine überschaubare Kundenzahl – in vierzehn Tagen würden Gespräche geführt, dann wisse man mehr: darüber, wer entlassen werde. Als unschön empfindet man, dass die Belegschaft dann sozusagen in zwei Klassen geteilt werde.

Ein ähnliches Bild bietet die Filiale am Potsdamer Platz: die gleiche Verunsicherung, und der gleiche Fatalismus. Dann rückt doch jemand mit einer anderen Meinung heraus: „Ich bin wütend!“, sagt ein  Mitarbeiter. „Meiner Ansicht nach sind die Entlassungen auf Missmanagement zurückzuführen. Das war abzusehen, die haben sich verhoben. Irgendwann ist halt mal Schluss mit dem Expandieren!“

 

Buchhandlungen von Hugendubel in Berlin (7)

  • Tauentzienstraße 13, seit 1997
  • Alte Potsdamer Straße 7 (Potsdamer Platz Arkaden; seit 1998)
  • Schlossstraße 110, seit 2000
  • Karl-Marx-Straße 66 (Neukölln Arcaden; seit 2000)
  • Wilmersdorfer Straße 121 (seit 2004)
  • Karstadt am Hermannplatz (seit 2008)
  • KaDeWe (Tauentzienstraße 21-24; seit 2008, Umbau 2009)