Konferenz für Personalentwickler in Berlin

Digitale Talente binden

14. April 2016
von Börsenblatt
Verlage mit digitalen Geschäftsfeldern, Medienunternehmen und digitale Start-ups: Sie alle stehen vor der Herausforderung, die passenden Mitarbeiter zu finden – und sie im Unternehmen zu halten. Wie das funktionieren kann, erarbeiteten die Referenten des „Future Talents Challenge Day“ am letzten Freitag in Berlin am Prenzlauer Berg. 

Die Fachkonferenz wird jährlich von Bommersheim Consulting und der Akademie der deutschen Medien veranstaltet, in diesem Jahr zum ersten Mal in der Hauptstadt, wo Bommersheim im vergangenen Jahr ein Büro eröffnet hat.

Digitale Geschäftsmodelle lassen sich nur mit dem Know-How und den Kompetenzen der richtigen Mitarbeitern erfolgreich umsetzen: Wie führt und entwickelt man digitale Talente? Johannes Burr, bei Axel Springer, Berlin, Leiter Personalmarketing und Change Management fand laut Veranstalter dazu deutliche Worte: Alle Maßnahmen müssen am Alltag der Mitarbeiter ausgerichtet sein. Sie sind die Zielgruppe, die es abzuholen gelte. Und um das Topmanagement für diese Konzepte zu gewinnen, müsse auch deren Komfortzone gestört werden – denn nur, wenn auch die Führungsspitze selber den Wandel lebt, lasse sich dieser umsetzen.

Von der Selbstorganisation zur Holokratie?

Können Mitarbeiter sich selber führen? Ja, sagt Hermann Arnold, Gründer und Chairman von umantis, heute HaufeUmanti. Das Modell „Demokratie als Mitbestimmungsform“ könne für bestimmte Unternehmen genau das passende Erfolgsmodell sein, so Arnold. Der HaufeUmante-Chairman hielt ein Plädoyer für mehr Vertrauen in die Wissensarbeiter und in ihren Willen zum Erfolg. Ein Beispiel? Sich das Team selber den passenden neuen Kollegen suchen lassen.Und erst, wenn der Chef wie im Wahlkampf mit seinen Zielen und Qualifikationen die Mitarbeiter überzeugen kann, wird er weiterhin in seine Position wieder gewählt. „Denn Demokratie ist nicht gleich Konsens!“, so Arnold. In diesem Zusammenhang auch sehr spannend: „spirale Führungskarrieren.“

Das betonte auch Alexandra Edl: Insbesondere die digitalen Unternehmen, die ein sehr schnelles Wachstum erleben, fordern eine genaue Passung der Mitarbeiter zum Unternehmen – und der HR-Abteilung. Alexandra Edl, Head of HR von eGym in München, betonte, dass eGym damit auch Nachhaltigkeit erzeugt, ein entscheidender Erfolgsfaktor bei den Personalgewinnungsstrategien im digital business. Konstanze Reith, Referentin für Nachwuchskräfteentwicklung bei Axel Springer, versteht sich in ihrer Rolle heute mehr als Sparringspartner für die Mitarbeiter, als eine klassische HR-Kollegin. Junge Talente nicht zur zu akquirieren, sondern auch langfristig im Unternehmen zu halten, ist auch ihr erklärtes Ziel.

Holacracy ist keine Demokratie, sondern ein komplexes Modell, wie sich Mitarbeiter ihre Arbeitsaufgaben in temporären Rollen selbst organisieren. Sebastian Klein, Gründer u.a. von Blinkist und Almondia und in Berlin Experte zum Thema Holacracy, erklärte, wie damit hierarchieübergreifend Kommunikation und Arbeitsprozesse in einem Unternehmen strukturiert werden können. Auch hier steht die Partizipation und damit die Motivation der Mitarbeiter an erster Stelle, so Klein.

Workshop: Digitale Talente binden

Am Nachmittag waren dann die Teilnehmer selbst gefragt: Die Design-Thinking Experten Darja Gutnick und Nikolai Stosch leiteten den Workshop an: Wie kann die Gewinnung, Entwicklung und Führung digitaler Talente erfolgreich funktionieren? Was sind die Erwartungen der Zielgruppe? Eine Reihe von Studenten und Absolventen waren eingeladen und standen  Rede und Antwort. Mithilfe der Methode Design Thinking wurden daraus von den Teilnehmern der Konferenz selber konkrete Ideen und Maßnahmen entwickelt, wie im eigenen Unternehmen innovative Konzepte der Personalentwicklung und –gestaltung etabliert werden können. Verblüffend ergebnisreich, erfreulich konkret: So das Feedback der Teilnehmer zu diesen besonderen Workshops.

Nicht nur die Personalentwicklung muss neue Wege gehen

Insgesamt wurde sowohl während der Vorträge als auch der Workshops immer wieder deutlich, dass innovative Personalarbeit anzustoßen Aufgabe des Managements ist – die kreative und aktive Umsetzung erfolgt dann durch eine ideenreiche HR-Abteilung. Unternehmen können es sich schon heute nicht mehr leisten, bei traditionellen Strukturen und Führungsmodellen zu verharren. Junge Talente, die das Unternehmen fit für die Zukunft machen, erwarten Mitsprache, einen hierarchieübergreifenden Dialog und schlanke Prozesse. Den Anstoß zu geben und die Umsetzung zu begleiten, ist Aufgabe strategischer Personalarbeit.

Im Februar 2017  wird die Personalentwicklungskonferenz wieder in München ausgerichtet. Informationen unter www.bommersheim.de // E-Mail: info@bommersheim.de