Mara-Cassens-Preis 2019

Emanuel Maeß für sein Debüt prämiert

3. Dezember 2019
von Börsenblatt
Für sein Debüt "Gelenke des Lichts" (Wallstein) erhält Emanuel Maeß den "Mara-Cassens-Preis für den ersten Roman" 2019. Die Entscheidung hat eine Leserjury getroffen.

Die Jury des Mara-Cassens-Preises habe sich für "Gelenke des Lichts" von Emanuel Maeß als besten deutschsprachigen Debütroman 2019 entschieden, weil es ein in hohem Maße außergewöhnliches und mutiges Buch sei, das deutlich das, was in der politischen und gesellschaftlichen Debatte nur kurzfristig aktuell sei, zugunsten überzeitlicher Fragestellungen außer Acht lasse und auch sprachlich aus den Einreichungen deutlich hervorsteche, informiert das Literaturhaus Hamburg.

Emanuel Maeß, 1977 in Jena geboren, studierte Politologie und Literaturwissenschaft in Heidelberg, Wien und Oxford. "Gelenke des Lichts" war nominiert für den Franz-Tumler-Literaturpreis und stand auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2019.

Zum Inhalt des Buches: Ein elfjähriger Pfarrers- und Ärztinnensohn entdeckt bei einem Neptunfest am Ostseestrand auf Usedom 1989 ein Mädchen. Diese Begegnung lässt ihn nicht mehr los, auch nicht als er aus der ostdeutschen Provinz zum Studium nach Heidelberg, schließlich nach Cambridge und Soglio geht. Die unerfüllte Liebe zu Angelika ist dem Ich-Erzähler immer wieder Antrieb zu jeweils neuer Sinnsuche. Ein Entwicklungsroman, der 1989 in der DDR beginnt.

In der Jurybegründung heißt es weiter, der Roman sei "auf faszinierende Weise 'aus der Zeit gefallen' – ohne dabei weltfremd zu sein." So scheue sich Maeß nicht, "existentielle philosophisch-theologische Grundfragen zu stellen, die an die Herkunft aus dem protestantischen Pfarrhaus anknüpfen, diese infrage stellen beziehungsweise eigenwillig neu formulieren. Seine Sprache ist von einem Welterleben tiefer Innerlichkeit geprägt, bei aller Dichte kommt sie leicht und elegant daher. Sie kann sich ihrem Gegenstand im Sinne romantischer Verzauberung annähern und sich zugleich ironisch distanzieren. Seine Sprachgewalt und Sprachverliebtheit zeigt sich etwa in einem Metaphernreichtum von der ersten bis zur letzten Seite. Das Buch will langsam und mehrmals gelesen werden und es klingt eindrücklich nach."

15 Mitglieder des Literaturhaus-Vereins bildeten die Jury, die alle 62 eingereichten im Jahr 2019 erschienenen Debütromane prüfte. Elf Titel standen in der finalen Auswahlrunde zur Abstimmung.

Zum Preis

Mit 15.000 Euro ist der Mara-Cassens-Preis der höchstdotierte Preis für einen deutschsprachigen Debütroman, als einziger deutschlandweit wird er von einer ehrenamtlichen Leserjury vergeben. Der nach seiner 2015 verstorbenen Förderin Mara Cassens benannte Preis hat es bereits zahlreichen Autorinnen und Autoren ermöglicht, sich nach ihrem Romanerstling weiterhin voll und ganz dem Schreiben zu widmen. Die Mara und Holger Cassens Stiftung stiftet den Preis im Gedenken an Mara Cassens und ihren Einsatz für die Literatur weiterhin jährlich. Preisträgerinnen der letzten Jahre sind Katharina Winkler (2016), Sasha Marianna Salzmann (2017) und Anja Kampmann (2018).

Preisverleihung im Januar

Die feierliche Verleihung des Mara-Cassens-Preises findet am Dienstag, 7. Januar 2020, im Literaturhaus Hamburg statt. Holger Cassens wird die Mara und Holger Cassens Stiftung vertreten und Emanuel Maeß aus seinem Roman lesen. Die Laudatio hält Wiebke Hüster. Der Senator für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg Carsten Brosda spricht ein Grußwort.