drupa 2012

Drucker unter Druck

3. Mai 2012
von Börsenblatt
Wettbewerb und Digitalisierung setzen auch den Druckereien zu, doch die Branche zeigt sich wandlungsfähig: Auf der drupa (3. bis
 16. Mai) präsentiert sie ihre eigene Vision vom Buch der Zukunft.
Druckereien haben im Moment wenig zu lachen. Sie kämpfen mit der digitalen Konkurrenz – und dem daraus resultierenden Preisdruck. Wer die Fachpresse verfolgt, liest regelmäßig über drohende oder bereits eingetretene Insolvenzen. Zwei Dickschiffe der Branche, der Druckmaschinenhersteller Manroland und der Fotopionier Kodak, steuerten kürzlich bereits Richtung Untergang, andere Druckbetriebe folgten ihnen nach – etwa 
die Druckerei Scholten in Melle (Schließung) oder die Freiburger Graphischen Betriebe (Insolvenz).  

Laut Bundesagentur für Arbeit und Bundesverband Druck und Medien (BVDM) hat die Druckindustrie zwischen den Jahren 2000 und 2011 schon 3 879 Betriebe und 61  140 Beschäftigte verloren, was einem Minus von 30 Prozent entspricht. Zurzeit arbeiten etwa 157 000 Personen in rund 10 000 Betrieben (Umsatz 2011: ca. 19,8 Milliarden Euro).  

Bis jetzt macht den Druckern vor allem der Wegfall von Großaufträgen zu schaffen; zum Beispiel kündigte  der ADAC gerade an, die Auflage seiner "Motorwelt" zu senken – aufgrund einer neuen Smartphone-Version. Gleichzeitig droht die internationale Konkurrenz. "Heute bieten beim Otto-Katalog auch Druckereien aus Großbritannien oder den Niederlanden mit", erklärte unlängst Paul Albert Deimel, BVDM-Hauptgeschäftsführer dem Wirtschaftsmagazin "brand eins". Viele Aufträge mit weniger Zeitdruck,  wie Bücher oder Fachliteratur, gingen längst in Billiglohnländer wie China. Und ein Ende ist nicht in Sicht: "Die Druckindustrie muss sich auf ein weiteres Jahr des Strukturwandels einstellen", sagt der Berater Michael Apenberg im Interview mit boersenblatt.net.

Buchverlage haben daran ihren Anteil. Apenberg zufolge versuchten sie rückläufige Einnahmen durch Verbesserungen auf der Kostenseite auszugleichen. "Davon bleiben die Drucklieferanten natürlich nicht verschont." Sein Rat: Es wäre "effizienter und kostensparender, wenn Verlag und Druckerei eine echte Partnerschaft eingehen und Herstellungsprozesse gemeinsam optimieren" würden. Dabei kann optimieren vieles heißen – auch die Entwicklung völlig neuer Buch-Formate.

Eine Auswahl (mit Beispielen):

  • Augmented Reality: Das Cover von "Ayla und das Lied der Höhlen" (2011, Heyne) ist mit erweiterter Realität versehen – sie erschließt sich per Smartphone.
  • Gedruckte Elektronik: Das interaktive Kinderbuch "Ducky in the Dark" gibt es mit elektronischen Gimmicks (Buchdeckel mit Lampe und einem QR-Code).
  • Online wird offline: Mit der "Social-Memories"-App der Deutschen Post DHL können Facebook-Nutzer ihre digitalen Daten in einem Buch verewigen.


Last not least ein Veranstaltungstipp für drupa-Besucher: Am kommenden Dienstag, 8. Mai, veranstalten die Akademie des Deutschen Buchhandels und der „Buchreport“ auf der drupa einen „Tag des Buches“; es geht um die Rolle des Buches im Medienmix, neue Geschäftsmodelle und Strategien.