Personalia

Ein Verleger mit Zauberkraft

18. Dezember 2012
von Börsenblatt
Andreas J. Meyer, Gründer des Merlin Verlags, wird heute 85 Jahre alt. Die "FAZ" hat ihm schon gestern gratuliert - mit dem schönen Satz: "Der Merlin-Meyer ist eine besondere Erscheinung in dem an ungewöhnlichen Persönlichkeiten nicht ganz armen Buchgewerbe".

Andreas J. Meyer wurde am 18. Dezember 1927 in Hamburg geboren, als Sohn eines Juristen und einer Pianistin. Meyer absolvierte eine Lehre als Verlagsbuchhändler bei Lambert Schneider in Heidelberg. Anschließend betreute er die von der Goethegesellschaft Sao Paulo und dem Börsenverein veranstaltete erste deutsche Buchausstellung nach dem Krieg in Brasilien, Argentinien und Chile.

Später studierte er Kunstgeschichte, Soziologie und Politische Wissenschaften in Hamburg. Das Studium finanzierte er durch Arbeit bei Helmut Gmelien im "Theater im Zimmer" und im Chronos Bühnenverlag. Weil die avantgardistischen Theaterautoren bei Chronos keine Chance hatten, gründete Meyer am 14. November 1957 in Hamburg den Merlin Verlag, zunächst als Bühnenvertrieb. Zu den ersten Büchern gehörte Jean Genets skandalträchtiger Roman "Notre-Dames-des-Fleurs", der einen Gerichtsprozess nach sich zog. In den 60er Jahren folgten unter anderem eine Bibliothek Marquis de Sade und eine "Bibliothek der geheimen Wissenschaften und magischen Künste".

Mit bildenden Künstlern wie Johannes Grützke und Horst Janssen erweiterte der Verlag sein Programm um ein Grafiksegment. Heute erscheinen bei Merlin (Sitz: Gifkendorf bei Lüneburg) unter anderem die Werke des algerischen Autors Boualem Sansal, der im vergangenen Jahr den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bekommen hat.

Für sein ehrgeiziges Programm wurde der Verlag mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem Preis der Wochenzeitung "Die Zeit" und dem Niedersächsischen Verlagspreis. Vor 25 Jahren gründete Meyer auf Anregung Janoschs in Hamburg außerdem den Little Tiger Verlag, der sich seitdem um die Verbreitung der Kalender und Bücher des Kinderbuchautors kümmert. Den Generationswechsel in der "Merlin Gruppe" hat der Verleger frühzeitig eingeleitet – seit 2005 liegt das operative Geschäft ganz in den Händen seiner Tochter, Katharina E. Meyer.

Auf die Frage, welchen Rat er jungen Buchhändlern und Verlegern mit auf den Weg geben wolle, antwortete Meyer vor kurzem: "Durchhalten! Den Unsinn mitmachen, soweit es nötig ist, aber auf keinen Fall weiter. Alles ernst nehmen, aber nicht zu ernst. Das Zitat von Wilhelm Raabe suchen und danach leben: 'Sieh nach den Sternen, hab‘ acht auf die Gassen.'"