Zahlen zum Buchmarkt des Gastlands der Frankfurter Buchmesse 2014

Finnland und Lesen, das gehört zusammen

16. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Buchmesse steht vor der Tür und Frankfurt freut sich auf das Lesevolk aus dem Norden − Finnland ist in diesem Jahr das Gastland. Weniger Buchumsatz, mehr Lizenzverkäufe, die digitalen Publikationen legen nur moderat zu. Zahlen zum finnischen Buchmarkt.

Sie sind die Sieger, nach Punkten. 524 Zähler erreichten die Finnen in der jüngsten PISA-Studie, Brasilien, Gastland der Frankfurter Buchmesse 2013, brachte es auf 410 Punkte, die Gastgeber schafften 508. Was sagt uns das? Finnische Kinder lesen gern − und sie werden gefördert. Alle. Ohne Ausnahme. In einem ziemlich homogenen, reichen Land mit gerade mal 5,414 Millionen Finnen fällt der Überblick offenbar leichter.

Finnland ist ein Leseland

Finnland und Lesen, das gehört zusammen. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl werden extrem viele Bücher gedruckt, verkauft, ausgeliehen und gelesen. Jahr für Jahr erscheinen etwa 10.000 Novitäten. Trotzdem ist der Umsatz mit Büchern zum zweiten Mal in Folge zurückgegangen: Für 2013 weisen die 103 in der Finnish Book Pub­lishers Association organisierten Verlage ihren Nettoumsatz mit insgesamt 253,6 Millionen Euro aus (minus 2,3 Prozent im Vergleich zu 2012). Die Verbands­verlage bringen 80 Prozent der ­populären Bücher auf den Markt und generieren 75 Prozent des Buchumsatzes in Finnland. Im Verlagsregister der Finnischen Staatlichen Bibliothek sind zwar stolze 5 836 Verlage gelistet, doch allein die zehn größten Verlage, darunter Sonama, das schwedische Unternehmen Bonnier (WSOY, Tammi, Readme.fi) und Otava, sorgen für über 30 Prozent der Buchumsätze und mehr als die Hälfte der Buchproduktion.

Favoriten der finnischen Leser

Und was lesen die Finnen? Am besten verkaufte sich 2013 mit 62.800 Exemplaren "We, tsarina", ein historischer Roman über Katharina die Große von Laila Hirvisaari. Bei den Sachbüchern standen die "Guinness Weltrekorde"  ganz oben (35.700 verkaufte Exemplare). In Übersetzung lag, wenig überraschend, Dan Brown vorn (60.400 verkaufte Exemplare). Knapp 30 Prozent der Buchumsätze werden den Statistiken des Verlegerverbands zufolge im stationären Buchhandel generiert, weitere wichtige Vertriebswege sind Kaufhäuser / Kioske (20 Prozent), Buchclubs und das Internet (jeweils zehn Prozent).

Moderates Wachstum bei E-Books 

Der Durchbruch des E-Geschäfts lässt sich zumindest an den Zahlen des finnischen Verlegerverbands derzeit noch nicht ablesen (siehe Grafik links). Das meistverkaufte E-Book 2013 war "Fingerpori", ein Comic von Pertti Jarla (13.700 Verkäufe). Die zehn bestverkauften E-Books ­zusammen wurden 87.000-mal nachgefragt, 2012 kam die Top Ten der E-Books gerade mal auf 35.000 Verkäufe. Insgesamt steigen die Umsätze im Digitalgeschäft aber nur moderat auf 17,7 Millionen Euro, nur 1,7 Prozent mehr als 2012. Nicht enthalten ist darin die E-Book-Ausleihe der Bibliotheken, die in Finnland gerade Schule macht: Seit 2013 können in 260 finnischen Bibliotheken E-Books ausgeliehen werden.

Bibliotheken sind eine beliebte Bücherquelle

Die Liebe der Finnen zu ihren (gebührenfreien) Bibliotheken ist ungebrochen. Pro Kopf und Jahr werden 13  Bücher ausgeliehen, die Vergleichszahl für Deutschland ist: drei. 827 Bibliotheken laden zum Lesen ein, darunter 151 mobile Einrichtungen. Medien, klar, einige Bibliotheken bieten aber auch Sportausrüstungen oder gar Bohrmaschinen zum Verleih an. 2013 kürten die Finnen ihre Bibliotheken zum wichtigsten kulturellen Dienstleister (Umfrage der Finnischen Kulturstiftung). Tatsächlich verzeichnete das kleine Finnland den Statistikern zufolge im vergangenen Jahr 6,7 Millionen Bibliotheksbesuche. Und 2017, zum 100. Jahrestag der finnischen Unabhängigkeit, soll an der Töölönlahti-Bucht in Helsinki ­eine neue prachtvolle Zentralbibliothek eröffnen. Mit Sauna!

Übersetzungsförderung

Das Interesse an finnischer Literatur im Ausland ist auf bescheidenem Niveau stabil, soll sich aber mit dem Ehrengastauftritt in Frankfurt deutlich steigern. Finnland fördert zur Frankfurter Buchmesse 2014 die Übersetzung von mehr als 120 Titeln ins Deutsche. 2013 unterstützte die finnische Literaturexportorganisa­tion FILI (Finnish Literature Exchange) Übersetzungen aus dem Finnischen mit 728.000 Euro. Besonders gefragt waren Salla Simukka, deren Roman "Puaninen kuin Veri" ("So rot wie Blut") Zuschüsse für die Übersetzung in zehn Sprachen erhielt und "Kätilö" ("Die Hebamme") von Katja Kettu (drei Übersetzungen). Zuletzt wurden nach Angabe von FILI 30 – 40 finnische Titel pro Jahr ins Deutsche übersetzt. Umgekehrt, also aus dem Deutschen ins Finnische übertragen, wurden 48 Titel.

Cool. Cooler. Finnland

Finnlands Ehrengastauftritt unter der Headline "Finnland.Cool" wird bestimmt ein Vergnügen werden. Etwa 80 finnische Autoren kommen nach Frankfurt; bei der Auswahl hat sich FILI an den Wünschen der deutschen Verlage orientiert, die ihre Autoren auch finanziell unterstützen. Außerdem gibt es Ausstellungen, Musik und Theater Und Lesungen in der Sauna. Noch 167 Tage, dann geht es los.