Konditionen 2010: Hinter dem Horizont

22. Dezember 2009
von Börsenblatt
Mehr geht nicht, sagen Verlage – und versuchen, das Tauziehen um Rabatte zu beenden. Klar ist, dass sich die Beziehungen zwischen dem Handel und Verlagen 2010 einmal mehr verändern werden. In welche Richtung? Begleiten Sie boersenblatt.net auf unwegsames Gelände: Im Teil vier unseres Nachworts zum K-Jahr tasten wir uns vor zu den: Konditionen.    

(4) KONDITIONEN

»Wir haben nichts mehr zu vergeben. Wir sind am Limit.« Vielleicht sind das die meist gesagten Sätze des vergangenen Jahres. Die Verlage haben sich so gegenüber den Übersetzern geäußert, die meisten Vertriebsleiter tun es gegenüber den großen Filialisten und mit noch mehr Inbrunst und Berechtigung gegenüber Amazon. Die Aussage, dafür braucht es keine prophetischen Gaben, wird weiter die Runde machen.

Nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs im Übersetzerstreit werden die Verlage mehr für fremdsprachige Titel bezahlen müssen. Joerg Pfuhl, Geschäftsführer bei Random House, rechnet mit einem Kostenanstieg um 20 bis 25 Prozent. Aber woher das Geld nehmen, wenn doch (siehe oben) die Grenze schon erreicht war? Es ist gut möglich, dass es (noch) weniger Titel gibt und die Verlage noch genauer darauf schauen, welche Bücher sich lohnen und welche sie streichen.

Neue Autoren durchzusetzen dürfte zudem immer schwieriger werden. Der Filialbuchhandel konzentriert sich zunehmend auf die sichere Variante, die Bestseller. Die Midlist in den Handel zu bringen, ist eine Sisyphosaufgabe. Käufer für Titel unbekannter Autoren zu begeistern, bleibt dem engagierten Kleinbuchhändler überlassen. Doch auch dessen Erfolg bemisst sich letztlich an Umsatz und Ergebnis. Ein gutes Buch ist in dieser Logik zuallererst ein verkauftes Buch.

Der beste Backlistkunde aber bleibt Amazon –  und lässt sich das teuer bezahlen. Kaum ein Buchhändler ist bislang so erfinderisch beim Marketing, kaum einer aber auch hinsichtlich der Forderungen an die Verlage. Rechnet man, Werbekostenzuschüsse inklusive, alles zu-sammen, überschreiten die Rabatte die Grenze von 50 Prozent längst.

Und wonach bemisst sich die Leistung einer Buchhandlung, jenseits vom Umsatz? Das analysiert derzeit eine AG des Sortimenter-Ausschusses im Börsenverein genauer. Im Auftrag der Hauptversammlung soll die Runde eine Handlungsempfehlung erarbeiten, die das Preisbindungsgesetz in puncto angemessene Konditionen präzisieren soll. 2010 kommen erste Ergebnisse auf den Tisch – Diskussionshilfe für ein Dauerthema der Branche.

Dennoch: Nicht eigentlich die Konditionenfrage ist zentral, jedenfalls nicht hinsichtlich eines Prozentpunktes rauf oder runter, sondern die Verabredung darüber, was Buchhandlung und Verlag gemeinsam für einen Titel tun wollen. »Bei Rabatten und Konditionen sind die Grenzen ausgelotet«, sagt Uwe -Rosenfeld, Vertriebsgeschäftsführer bei S. Fischer. »Man muss sich zusammenraufen und gemeinsam besser werden hinsichtlich Logistik, -Datentransparenz, Effizienz.«

Fazit: Verlage stoßen an ihre Grenzen. Noch höher können die Rabatte für den Handel kaum ausfallen. Was 2010 zählt, sind neue Formen der Partnerschaft – um dann auch gemeinsam mehr zu verkaufen.

Was denken Sie? Diskutieren Sie mit – per Kommentarfunktion (siehe unten).

 

Ein Nachwort zum K-Jahr, bisher erschienen:

17.12., (1) Krise
18.12., (2) Konfliktzonen
21.12., (3) Kindle & Co. 


Weitere Themen: Kunden (23.12.), Kanäle (28.12.), Konzentration (29.12.), Kaufhäuser (30.12.), Kooperationen (31.12.).