"Als Branche sind wir systemrelevant"

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Ehre und Pflicht, Gemeinwohl und Erfüllung: Auch um diese vier Begriffe ging es heute bei der Sitzung des Branchenparlaments in Frankfurt – der Börsenverein ehrte den bayerischen Verleger Wolf Dieter Eggert mit der Goldenen Nadel.

Eggerts Engagement im Außenhandels-Ausschuss, in der Abgeordnetenversammlung und als Vorsitzender des bayerischen Landesverbands von 2006 bis 2012 sei "von ganz großer Bedeutung" für den Verband gewesen, machte die stellvertretende Vorsteherin Viola Taube deutlich. Regionale Präsenz, Mitgliedernähe und eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Landesverband und Bundesverband seien Eggerts Leitlinien im Ehrenamt gewesen, sagte Taube: »All das hat er auf feine, elegante Weise mit dem Anspruch verbunden, die kulturpolitische Arbeit des Verbands zu intensivieren". Ein Ergebnis: Das Literaturfest München, das der Landesverband 2010 mitangestoßen hat und das heute auch als Rahmen für die Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises dient.

"Das Buch muss wieder in die Köpfe der Menschen. Und das gelingt uns nur, wenn wir es selbst in unserem Herzen tragen": Einer von vielen denkwürdigen Sätzen, die Eggert in seiner Amtszeit gesagt hat und die Viola Taube zitierte. Er selbst fügte im Branchenparlament gleich noch ein paar weitere hinzu. Das Ehrenamt habe er immer auch als Verpflichtung gesehen, so Eggert - nämlich als Verpflichtung zum Blick über den Tellerrand. Im Börsenverein gehe es nicht darum, Einzel- oder Gruppeninteressen zu vertreten, sondern um das Gemeinwohl - "auch wenn das immer eine schwierige Aufgabe ist und durchaus mit Kampf verbunden sein kann".

Die Branche, betonte Eggert, sei ein Garant für Meinungs- und Informationsfreiheit und damit "systemrelevant". Genau deshalb müsse sie den digitalen Wandel auch kritisch begleiten: "Wir dürfen nicht immer nur in vorauseilendem Gehorsam den "Gefällt-mir"-Daumen recken".

Persönlichkeitsprofile und -rechte würden durch die Digitalisierung und die großen Player in Milliardengewinne konvertiert: "Die Tauschwährung sind wir selbst". Die Einschätzung, dass der digitale Transformationsprozess vergleichbar sei mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, teile er durchaus: "Aber manche denken, dass die Schlacht für uns so gut wie verloren sei. Dabei haben wir alle schon viel geschafft".

Genau mit dem, was schon erreicht wurde und mit dem, was noch zu leisten ist, beschäftigte sich das Branchenparlament im weiteren Verlauf der Sitzung.