Fotos bilden im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte ab. Das vorliegende dokumentiert das Ende einer Epoche und gleichzeitig den Beginn einer neuen Entwicklung. Entsprechend den politischen Umbrüchen nach 1945 kam es zu einem Nebeneinander der Börsenvereine in Leipzig und Frankfurt am Main. Dieses Nebeneinander wurde erst im Zuge der politischen Annäherung der beiden deutschen Staaten in den 1980er Jahren langsam zu einem Miteinander, ein Prozess, der durch die friedliche Revolution in der DDR abgekürzt wurde. Beide Börsenvereine schlossen sich zum 1. Januar 1991 zu einem Verband zusammen, das Foto hält die Unterzeichnung des Fusionsvertrags in Berlin am 18. Dezember 1990, 12:05 Uhr, im Bild fest.
Das Foto ist nur eines aus einem sehr großen Bestand. Das Historische Archiv des Börsenvereins besaß bereits vor 2011 einen umfangreichen Fundus an Fotos, z.B. den Restbestand des Fotoarchivs des Leipziger Börsenblatts. Im Verlauf seines Umzugs vom Großen Hirschgraben in die Braubachstraße Ende 2011 sorgte der Börsenverein für einen in jeder Beziehung herausragenden Zuwachs dieser Sammlung: Er übereignete der Deutschen Nationalbibliothek für sein Historisches Archiv das Fotoarchiv der Verbandszeitschrift »Börsenblatt. Wochenmagazin für den Deutschen Buchhandel« aus der Zeit zwischen 1970 und 2005 mit etwa 70.000 Fotos von Persönlichkeiten der Branche bzw. verwandter „buchaffiner" Bereiche sowie Veranstaltungen wie z.B. Buch(händler)tagen und Friedenspreis-Verleihungen. Hinzu kam das Foto- und Medienarchiv der Ausstellungs- und Messe-GmbH mit etwa 15.000 Fotos von der Frankfurter Buchmesse und Buchausstellungen im In-und Ausland sowie zahlreichen Film- und Tonaufnahmen aus den Jahren seit der Wiederbegründung der Frankfurter Buchmesse 1949. Damit beherbergt die Deutsche Nationalbibliothek einzigartiges Bildmaterial zur Geschichte des deutschen Buchhandels und Verlagswesens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, das in Zusammenhang mit Fragen zur Veröffentlichung der Fotos bei fehlenden Nachweisen des Fotografen jedoch urheberrechtliche Probleme aufwirft.
Hermann Staub (h.staub@dnb.de)
