Übersetzerpreis der Kulturstiftung Erlangen für Yoko Tawada

"Polyphone Räume außerhalb der Muttersprache"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Der mit 5.000 Euro dotierte "Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung" geht in diesem Jahr an die deutsch-japanische Autorin Yoko Tawada. Die Auszeichnung der Kulturstiftung Erlangen wird am 29. August zum Auftakt des 33. Erlanger Poetenfests überreicht.

"Yoko Tawada positioniert sich an der Grenze zwischen den Sprachen und Kulturen. Tawadas Text-Reisen eröffnen polyphone Räume außerhalb der Muttersprache", heißt es in der Begründung der Jury. "Auf spielerische Art erkundet sie, was geschieht, wenn die deutsche Fremdsprache zur 'Sprachmutter' wird. In den Echoräumen der Exophonie, der Anderssprachigkeit, verschwimmen die Grenzen von Identität und Fremdheit, Original und Übersetzung." Tawadas Texte seien konstitutiv mehrsprachig, indem sie den Leser die Existenz einer ganz anderen Sprache spüren lassen. "Ihre Poetik der Übersetzung, Verfremdung und Verwandlung macht die schwarzen Löcher im Gewebe der Sprachen sichtbar, aus denen Literatur entsteht."

Yoko Tawada wurde 1960 in Tokyo geboren. Seit 1982 lebt sie in Deutschland, zunächst in Hamburg, seit 2006 ist Berlin der Ausgangspunkt ihrer Reisen. Sie studierte Literaturwissenschaft an der Waseda-Universität in Tokyo und Hamburg und promovierte in Zürich mit einer Arbeit über "Spielzeug und Sprachmagie in der europäischen Literatur" (2000). Erste Buchveröffentlichungen in Deutschland 1987, in Japan 1991. Yoko Tawadas zweisprachiges Werk umfasst Lyrik und Prosa, Theater-, Hörspiel- und Operntexte.

Die Jury des Erlanger Literaturpreises für Poesie als Übersetzung besteht selbst aus Übersetzern. In diesem Jahr gehörten ihr an: Elke Erb, Annette Kopetzki, Adrian La Salvia (Jury-Sprecher), Benedikt Ledebur, Ilma Rakusa, Ulf Stolterfoht und Peter Waterhouse.

Der Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung wurde bisher an Felix Philipp Ingold (2005), Georges-Arthur Goldschmidt (2007), Barbara Köhler und Ulf Stolterfoht (2009) sowie an Elke Erb (2011) verliehen.

Yoko Tawada nimmt die Auszeichnung am Donnerstag, 29. August 2013, in der Erlanger Orangerie entgegen. Die Laudatio auf Yoko Tawada hält der österreichische Schriftsteller und Übersetzer Peter Waterhouse.

Das 33. Erlanger Poetenfest findet vom 29. August bis 1. September 2013 statt.