Übersetzungsförderung

Zuschüsse für Literatur aus dem Süden der Welt

6. Februar 2008
von Börsenblatt
Die chinesische Feministin Eileen Chang (Zhang Ailing) und die junge Autorin Sefi Atta haben eines gemeinsam: Ihre Werke, hoch gelobt in ihrer Heimat, sind in Deutschland bislang relativ unbekannt. Jetzt wird ihre Literatur erstmals auf Deutsch veröffentlicht: Eileen Chang „Gefahr und Begierde“ (Claassen/Ullstein), Sefi Atta „Alles wird gut“ (Peter Hammer Verlag).
„Bei einem Übersetzungsvorhaben aus dem Chinesischen bemühen wir uns in der Regel um Förderung, denn Übersetzungen aus dieser Sprache sind sehr teuer“, erklärt Ulrike Ostermeyer, Programmleiterin Belletristik bei Claassen/Ullstein. „Die Texte von Eileen Chang, die zu den modernen Klassikern der chinesischen Literatur des 20. Jahrhunderts gehört, stellen hohe Anforderungen an den Übersetzer. Eine Förderung hilft in einem solchen Fall enorm, die Publikation überhaupt zu verwirklichen.“ Die Übersetzungen erscheinen, wie auch 13 weitere Titel der Weltliteratur, im Frühjahr 2008 dank der Förderung durch das Auswärtige Amt und die Schweizer Kulturstiftung PRO HELVETIA. Die Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika (litprom) in Frankfurt am Main, die von der Frankfurter Buchmesse und dem Evangelischen Entwicklungsdienst mitgetragen wird, organisiert das Übersetzungsförderungsprojekt seit 1984. Bislang konnten rund 550 Übersetzungen bezuschusst werden. Neue Anträge auf Förderung nimmt die Gesellschaft bis zum 1. April 2008 entgegen. Bewerben können sich deutsche und Schweizer Verlage. Zu den aktuell geförderten Übersetzungen gehören auch Werke aus Kolumbien, Indonesien und Palästina: „Das karibische Testament“ (Rotpunkt Verlag) von Marco Schwartz (Kolumbien) sowie eine Anthologie mit kritischen Texten indonesischer Autorinnen mit dem Titel „Duft aus Asche“ (Horlemann Verlag). Mit Sari Nusseibeh hat zudem ein Mitglied einer der angesehensten und ältesten Familien Jerusalems seine politischen Memoiren vorgelegt: „Es war einmal ein Land. Ein Leben in Palästina“ (Antje Kunstmann Verlag). Die Förderung gilt jedoch nicht nur literarischen Neuentdeckungen, sondern auch verlegerischem Engagement. So werden literarisch herausragende Bücher von Autoren unterstützt, die bereits mit einer oder mehreren Übersetzungen im Deutschen vorliegen, wie beispielsweise der ägyptische Schriftsteller Alaa al-Aswani. Sein neuer Roman „Chicago“ (Lenos) beschreibt den Mikrokosmos der ägyptischen Diaspora in dieser Stadt. Auch ein weiterer Titel des einzigen schwarzafrikanischen Literaturnobelpreisträgers Wole Soyinka (Nigeria) erhält eine Förderung. „Es ist uns besonders wichtig, dass das gesamte Werk dieses bedeutenden afrikanischen Autors, der hierzulande hauptsächlich durch sein politisches Engagement bekannt ist, auch auf Deutsch vorliegt“, bemerkt Corry von Mayenburg von litprom. Soyinkas politische Autobiographie „Brich auf in früher Dämmerung“ erscheint jetzt im Ammann Verlag. Die gesamte aktuelle Liste der geförderten Titel mit bibliographischen Angaben ist nachzulesen unter: