Amazon, so heißt es in einer Mitteilung der Verleger Sandro Ferri und Sandra Ozzola, habe e/o aufgefordert, den Skonto für die Bücher des Verlags zu erhöhen. Das haben die Verleger abgelehnt. Ferri und Ozzola nenen keine Zahlen, doch Medien wie der "Corriere della Sera" sprechen von einer Forderung um die 50 Prozent Rabatt auf den Verkaufspreis. In Italien kann man davon ausgehen, dass in der Regel die Verlage dem unabhängigen Buchhandel ein Skonto von 30 bis 35 Prozent gewähren, der sich für die Ketten wie Feltrinelli oder Mondadori auch auf 40 bis 45 Prozent erhöhen kann.
Auf die Weigerung Ferris reagierte Amazon nicht nur mit dem Verzicht, weitere Exemplare der Edizioni e/o aufzunehmen, sondern schickte auch die zurück, die das weltweit operierende Unternehmen bereits auf Lager hatte. Neben Elena Ferrante (die Titel ihrer neapolitanischen Saga „Meine geniale Freundin“ gibt es in deutscher Übersetzung bei Suhrkamp) gehören dazu auch italienische Übersetzungen etwa von Alice Sebold, Christa Wolf oder Christoph Hein. Bücher der Edizioni e/o tauchen jetzt bei Amazon nur noch über Drittanbieter auf – und damit teurer und mit längeren Lieferzeiten.
Ein harter Schlag für den Verlag im Weihnachtsgeschäft, wie Sandro Ferri zugibt. Auch wird er den amerikanischen Goliath mit seinem Stolz nicht in die Knie zwingen können. Aber er habe aus "ziviler Verantwortung" sich gegen eine Preispolitik von Amazon "an der Grenze zum Dumping" wehren wollen, zitiert der "Corriere" den Verleger, der so immerhin als moralischer Sieger aus dem ungleichen Kampf hervor geht.
Ärger im Vertriebszentrum in Piacenza
Unterstützung bekommt Sandro Ferri in den sozialen Netzwerken und vom Präsidenten des italienischen Verlegerverbands AIE, Ricardo Franco Levi: Er empfindet die Situation als "beunruhigend" und nennt die Weigerung von e/o, sich dem Diktat Amazons zu beugen, "weitgehend akzeptabel". In einer knappen Verlautbarung des Internet-Unternehmens heißt es, man wolle nicht die Handelsbeziehungen mit Verlagen kommentieren, "respektiere jedoch ihre Entscheidungen." Sicher hat die Gruppe von Jeff Bezos in Italien andere Sorgen als die Entscheidung eines kleineren Verlags, ihr stolz die Stirn zu bieten. Gerade musste Amazon beim italienischen Fiskus eine Steuerschuld von 100 Millionen Euro begleichen. Und im zentralen Amazon-Vertriebszentrum in Piacenza steht die Belegschaft wegen unzureichender Arbeitsbedingungen auf Kriegsfuß.