"Buchjournal"-Talk

Ken Follett: "Meine Schwäche sind starke Frauen"

7. Oktober 2010
von Börsenblatt
Prominenz im Börsenblatt-Café: Gerade war Bestsellerautor Ken Follett zu Gast und sprach mit der Journalistin Antje Deistler über seinen neuen Roman "Sturz der Titanen“ (Lübbe), den ersten Teil seiner Historientrilogie.

Was sagen Sie zum gerade gekürten Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa?
Kenn Follett: Eine sehr gute Wahl. Ich habe das Buch "Tante Julia und ihre Liebhaber" sehr gemocht. Und sein letztes Buch "Bad Girl", wo jemand sein Leben lang ein schlechtes Mädchen liebt. Aber er hat auch langweilige Bücher geschrieben.

Ihr neues Buch ist gerade erschienen. Wieder ein Ziegelstein von 1.200 Seiten, so wie Ihre Fans es lieben. Sie haben einmal gesagt, das Kürzen sei das Viagra der Autoren.
Follett (lacht): Hab ich das wirklich gesagt? Ich hab einiges Blödes gesagt, aber das?

Kürzen ist nicht gerade ihr Ding, oder?
Follett: Sie werden es nicht glauben, aber am Anfang waren meine Bücher immer zu kurz. Weil ich aus dem Journalismus komme, wo man sich immer beschränken musste. Ich musste das erst lernen. Und sie sehen, ich habe es gelernt.

Ihr aktuelles Buch dreht sich um fünf Familien. Sie erzählen die Geschichte des 20. Jahrhunderts über eine Reihe von Personen. Es gibt auch eine Figur mit biografischem Hintergrund. Stimmt das?
Follett: Ja, den Kohlearbeiter. Auch mein Großvater hat als Kohlearbeiter gearbeitet. Mit 13 musste er das erste mal eine halbe Meile unter die Erde fahren. Ich fand die Vorstellung fürchterlich. Ich wollte den Lesern zeigen, dass das Buch Geschichte erzählt durch einfache Leute.

Es gibt einen Deutschen Diplomaten in ihrem Buch, der sehr sympathisch rüberkommt. Darüber kann man sich wundern. Wie kommt es, dass ein Brite so postiv über Deutsche schreibt?
Follett: Walter ist jung und er ist progressiv in seinen Ideen, sein Vater aber glaubt an Traditionen. Ich wollte verschiedene Standpunkte zeigen. Ich will den Lesern nicht vorschreiben, was sie zu denken haben. Ich will ihnen Geschichten von verschiedenen Leuten erzählen.

Die Frauen in ihren Büchern sind immer sehr starke Personen. Wie kommt das?
Follett: Es gibt viele starke Frauen in der Follett-Familie. Meine Schwäche sind starke Frauen, aber es ist auch eine literarische Entscheidung. Starke Frauen gehen eher Risiken ein und ziehen einen leichter in eine Geschichte.

Sie haben auch mal gesagt, Frauen seien die besseren Bösewichte.
Follett: In "Eisfieber" habe ich einen weiblichen Bösewicht geschaffen. Eine Frau, die Gänseblümchen heißt, keine Haare, dafür aber Muskeln hat. Die Leute reden immer noch davon.

"Säulen der Erde" ist ihr persönliches Lieblingsbuch. Wenn sie die Triologie zu Ende geschrieben haben, wird sich das vielleicht ändern.
Follett: Ja, vielleicht wird das mein Opus Magnum werden. Ich bin auf jeden Fall ganz gespannt auf Leserpost.