Deutsch-Französischer Jugendliteraturpreis 2017

Die Shortlist steht

16. Januar 2017
von Börsenblatt

Für die Shortlist des Deutsch-Französischen Jugendliteraturpreises 2017 hat die Jury sechs deutschsprachige und sechs französische Titel ausgewählt. Die Preisverleihung findet am 19. Mai im Rahmen der Europäischen Kinder- und Jugendbuchmesse in Saarbrücken statt.

Nominiert wurden von der deutschsprachigen Jury:

Mario Fesler: »Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer«. Magellan, 240 S., 14,95 €, ab 12

Begründung der Jury: "Eine Truppe von Außenseitern hat sich um Lizzy und ein Projekt zum Schulfest versammelt, zu leise sind sie, zu dick, gemobbt, vom Elternhaus zu brav gehalten usw. Unterbrochen von Tagebuchpassagen, berichtet die 13-Jährige Ich-Erzählerin schonungslos offen bis sarkastisch-trocken von den Widrigkeiten, denen sie sich stellen müssen, von der Gemeinschaft, die unter den sonst Gemiedenen entsteht, vom langsamen Rebellieren gegen erlernte Strukturen, von turbulent-komischen Szenen, vom Wieder-Abspringen einiger. So wie Lizzy mit ihrer großen Klappe sich mit stets neuen Anläufen durchbeißt, könnte fast Becketts Satz „Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“ über dem Roman stehen, dessen Finale berührt und sprachlos macht. Da laufen die eigenwilligen Charaktere zu Hochform auf."

Oliver Schlick: »Miranda Lux. Denken heißt zweifeln oder warum jede Geschichte zwei Seiten hat«. Ueberreuter, 400 S., 16,95 €, ab 12

Begründung der Jury: "Miranda glaubt nicht, dass ihre Eltern bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen sind, vermutet ein Komplott, denn das schräge Kult-Paar der UFO-Gläubigen und Verschwörungsparanoiker wollte kurz zuvor ein großes Geheimnis lüften. Um das herauszufinden und wer sie an der Veröffentlichung gehindert hat, braucht die smarte Miranda die Hilfe der Querdenker-Organisation „Zweifelwerk“ und ihres Klassenlehrers, der sich auf Cicero, Descartes und Voltaire beruft: „Indem wir etwas infrage stellen, stoßen wir auf Wahrheiten. Der Zweifel ist der Weisheit Anfang.“ Um den Tod der Eltern zu akzeptieren, bedarf es übersinnlicher Ereignisse; der Roman schärft das Denken, um das Übernatürliche in phantastischer Literatur von Alltagsverschwörungen zu unterscheiden."

Gernot Gricksch: »Ghetto Bitch«, Dressler, 320 S., 14,99 €, ab 13

Begründung der Jury: "Nur ein Wohnortwechsel, aber er verändert alles: Als Nele und ihr Bruder Timo nach dem Unfalltod des hochverschuldeten Vaters aus dem angesagten Hamburger Nobelstadtteil in die Hochhaussiedlung des »Assiviertels« ziehen müssen, gilt nichts mehr, was gestern noch wichtig war. Jenseits der Poolpartys und Shoppingorgien nimmt Nele  nun die wahr, auf die sie bisher verachtend herabgeschaut hat – und gehört selbst dazu. Temporeich und filmszenenreif berichtet Gernot Gricksch von neuen Freunden, Feinden und Selbsterkenntnissen, modelliert Charaktere in ihren eigenen Sprachen und Ökosystemen und lässt beim Leser Fragen zur Wirkung der sozialen Herkunft aufploppen. Eine Lebenswelt, die sich nicht oft im Jugendbuch wiederfindet."

Heidrun Wagner: Miri d’Oro: »Wenn du vergisst«. Oetinger 34, 240 S., 9,99 €, ab 14

Begründung der Jury: "Ein Roman, der auf die Wechselwirkung zwischen Bild und Sprache setzt, ein Seitenlayout, das an gescribbelte Tagebücher und Schulkladden erinnert und mit einer ungewöhnlichen Ouvertüre beginnt: Zoe wacht in einer Klinik auf und kann sich an nichts erinnern. Aber in ihrem Unterbewusstsein entstehen Bilder, Erinnerungsfetzen, die Angst machen, die sie zeichnend festhält. Der Leser teilt die fatale Situation der orientierungslosen Ich-Erzählerin, nicht wissen zu können, wem sie vertrauen kann, weder dem Paar, das vorgibt, ihre Eltern zu sein, noch zwei jungen Pflegern, die zwischen bester Freund und Liebhaber changieren. Plötzlich steht der Verdacht im Raum, sie könnte ihre Schwester getötet haben. Miri d’Oros Zeichnungen geben Hinweise, treiben Heidrun Wagners telegene Episoden voran, Erinnerungssplitter, die sich in drei Bänden zu einer Geschichte entfalten."

Marlene Röder: »Cache«. Fischer KJB, 256 S., 14,99 €, ab 14

Begründung der Jury: "Aus zwei Perspektiven enthüllt Marlene Röder dem Leser ein Beziehungsdrama: ein Mädchen zwischen zwei Jungs. Der Ich-Erzähler Max, nach außen hin ein strahlender Superschwimmer, der von Haus aus auf Funktionieren und Bestleistung konditioniert ist, wechselt kapitelweise mit einer personalen Erzählperspektive, in der die Gefühle seiner Freundin Leyla im Mittelpunkt stehen. Die hat sich Max erobert, findet in den Ferien aber Gefallen an dem rebellisch wirkenden Simon, der mit seinen Caches ebenso charmant wie rücksichtslos Schritt für Schritt Leyla an sich binden möchte. Unausgesprochenes, Missverständnisse, gezielte Lügen, wechselnde Erwartungen und verletzte Gefühle sorgen für eine tödlich endende Katastrophe."

Angela Mohr: »Zwei Tage, zwei Nächte und die Wahrheit über Seifenblasen«. Arena, 310 S., 12,99 €, ab 15

Begründung der Jury: "Zwischen rasanter Action und behutsamen Szenen wechselt Angela Mohrs Roman, in dem sich nach und nach die Lebensläufe zweier Jugendlicher enthüllen. Im Zug begegnen sich der scheinbar alle Probleme wegquasselnde, hyperaktive Nik der dauerschweigenden Aino, der er schließlich in 48 Stunden zeigen will, was sie alles verpasst, wenn sie sich aus der Welt zurückzieht. Beide prallen als Erzähler mit höchst unterschiedlichen Innensichten und eigenen Sprachmelodien aufeinander – von besonderem Reiz ist die streckenweise Kommunikation über Zettel und Stift. Ideenreich, verrückt, poetisch entfaltet sich hier eine mitreißende, abenteuerliche Geschichte über Fragen, Krisen, überwindbare Ängste und Lebensmut, eine Geschichte, die immer wieder durch neue Wendungen überrascht."

Nominiert wurden von der französischsprachigen Jury:

Emmanuel Bourdier:
»Le caméléon et les fourmis blanches«
La Joie de Lire Editions
Roman pour jeunes | à partir de 14 ans
ISBN 978-2-88908-295-7
Livre de poche | 13,90 €

Coline Pierré:
»Ma fugue chez moi«
Editions du Rouergue
Roman pour jeunes | à partir de 12 ans
ISBN 978-2-8126-1052-3
Livre de poche | 10,20 €

Nathalie Stragier:
»Ne ramenez jamais une fille du futur chez vous«
Syros Jeunesse
Roman pour jeunes | à partir de 14 ans
ISBN 978-2-7485-2065-1
Livre de poche | 16,99 €

Jean-Christophe Tixier:
»Traqués sur la lande«
Rageot Editeur
Roman pour jeunes | à partir de 9 ans
ISBN 978-2-7002-5096-1
Livre de poche | 12,50 €

Jo Witek:
»Le Domain«
Actes Sud Junior
Roman pour jeunes | à partir de 14 ans
ISBN 978-2-330-06086-2
Livre de poche | 15,50 €

Muriel Zürcher:
»Robin des graffs«
Editions Thierry Magnier
Roman pour jeunes | à partir de 13 ans
ISBN 978-2-36474-817-0
Livre de poche | 14,50 €