"Herr der Ringe"-Autor dichtet Nibelungenlied nach und ergänzt

Neues Werk von Tolkien

19. April 2010
von Börsenblatt
38 Jahre nach dem Tod von J. R. R. Tolkien erscheint ein unveröffentlichtes Werk aus seiner Feder: Am 20. August kommt bei Klett-Cotta „Die Legende von Sigurd und Gudrún“ heraus. Tolkiens Sohn Christopher hatte die beiden Versepen im vergangenen Jahr bei Harper Collins herausgegeben und mit zahlreichen Kommentaren versehen.
Mit dem Werk, das ihn in vielen Handlungsmotiven hin zu seiner großen Romantrilogie „Der Herr der Ringe“ geführt hat, wollte Tolkien die Lücke in der Überlieferung der germanischen oder altnordischen Mythen schaffen. Aus der Edda, der Wölsungensaga und dem Nibelungenlied mit ihren Textvarianten und immanenten Widersprüchen der Handlung hat Tolkien eine in sich schlüssige Version gestaltet, ohne sich in den philologischen Details zu verlieren. In zwei Langgedichten erzählt er den Stoff neu: den  Kampf gegen den Drachen Fafnir, die Verlobung mit Brynhild, die Hochzeit mit Gudrun, die Ermordung des Helden Sigurd und die Rache für seinen Tod. Tolkien kam es dabei entscheidend  darauf an, die Wucht und Eindrücklichkeit des Altnordischen in eine aktuellere Sprache zu übertragen. Hans-Ullrich Möhring hat versucht, den Rhythmus, die Form der Stabreime und die inhaltliche Prägnanz ins Deutsche zu übertragen. Die Klett-Cotta-Ausgabe gibt Tolkiens Originalverse neben der deutschen Übersetzung wieder.