"Schwarzbuch WWF" darf weiter verkauft werden

Ein-Punkt-Vergleich, aber Streit geht weiter

15. Juni 2012
von Börsenblatt
Vor dem Landgericht Köln haben sich heute das Gütersloher Verlagshaus und der WWF im Streit um das "Schwarzbuch WWF" zunächst in einem Punkt geeinigt. In einer zweiten Auflage des Buchs müsse eine Passage über ein Interview mit einer WWF-Funktionärin leicht modifiziert werden, teilte das Gütersloher Verlagshaus mit. In den Hauptpunkten gehe der Streit jedoch weiter.

Das Gericht habe erklärt, der Fall sei eigentlich zu komplex für das einstweilige Verfügungsverfahren. "Ein etwaiges Urteil wäre eines der längsten, das je in dieser Verfahrensart zu schreiben wäre", so die Mitteilung des Verlags. Deshalb werde das Gericht den Parteien nun innerhalb einer Woche sogenannte Leitlinien zu sämtlichen in Frage stehenden Buchpassagen vorschlagen. WWF und Verlag seien aufgefordert worden, auf der Basis dieser Leitlinien bis zum 20. Juli 2012 eine einvernehmliche Lösung des Rechtsstreits herbeizuführen. Erst wenn bis zu diesem Zeitpunkt keine Einigung erzielt werden könne, sei ein Urteil zu erwarten.

Bei dem Interview, über das bereits entschieden wurde, monierte das Gericht, "dass diese nun namenlose Funktionärin eine Intervieweinwilligung ausschließlich für den WDR-Film und nicht für das Buch des Autors Wilfried Huismann gegeben habe und das Buch im Vergleich zum Film eine 'nicht-flüchtige Darstellung' sei."

Bis zum 20. Juli dürften nach dem heutigen Urteil alle Print- und E-Book-Ausgaben des Buchs unverändert vertrieben werden, so der Verlag. Auch ein Vorgehen gegen den Buchhandel, dessen bloße Inaussichtstellung zahlreiche Grossisten bereits jetzt zum Anlass nahmen, das Buch aus dem Vertrieb zu nehmen, sei vor dem Hintergrund der aufgezeigten richterlichen Entscheidung bis zum 20. Juli nicht zu erwarten.

Wie auf boersenblatt.net berichtet, kritisiert der WWF weitere 13 Passagen im "Schwarzbuch", wirft dem Autor Wilfried Huismann "Falschaussagen" vor, und hat eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung vom Landgericht Köln gefordert. 

Anfang Juni hatte der WWF juristische Schritte gegen das "Schwarzbuch WWF" eingeleitet, um den Verkauf zu stoppen. Eine Anwaltskanzlei hatte Unterlassungsansprüche, etwa bei Amazon und Libri, geltend gemacht. Mehrere Grossisten und Online-Händler hatten den Titel daraufhin aus dem Sortiment genommen – obwohl bis dato kein rechtskräfiges Urteil vorliegt. Und damit in der Buchbranche eine Debatte über vorauseilenden Gehorsam und Zensur ausgelöst.