#yeaward17: Die Nominierten (6)

Veronica Maidl: Digital-Enthusiastin

4. August 2017
von Börsenblatt
Sie hat ein Faible dafür, Content passend einzukleiden: Veronica Maidl betreut beim Münchner Dienstleister Open Publishing Verlagskunden, aber auch die E-Book-Herstellung. Und ist jetzt für den Börsenblatt Young Excellence Award 2017 nominiert.

Ein Highlight ihrer Arbeit sei es, "etwas verfügbar zu machen, das es so noch nicht gegeben hat", sagt Veronica Maidl. So wie die digitale Erich-Fromm-Gesamtausgabe: Seit 2016 sind alle 250 Einzelschriften Fromms in insgesamt 157 einzelnen E-Books bei Open Publishing lieferbar. Krönender Abschluss des Projekts, das Maidl als Mitarbeiterin des Münchner Unternehmens ein Jahr lang in Atem gehalten hat, ist die Ausgabe aller Schriften zusammengefasst in einem E-Book. "In einer Form, von der auch wissenschaftliche Nutzer profitieren: mit vielen Links und Querverweisen sowie Anmerkungen des Erich Fromm Instituts Tübingen als Herausgeber", erläutert die 37-Jährige, die sich trotz ihres Diploms in Soziologie nicht auf "schweren Stoff" festlegen lassen möchte, sondern gerade die Vielfalt ihrer Tätigkeit bei Open Publishing liebt. Beispielsweise läuft gerade auch die digitale Neuauflage von bis zu 140 Konsalik-Titeln, von denen viele gedruckt nicht mehr lieferbar sind.

Gemeinsam mit den Verlagskunden die digitale Auslieferung weiter zu automatisieren, deren Katalog auf Potenziale zu durchleuchten, die Metadaten aller Titel so zu optimieren, dass sich alle Bücher des Verlags besser online verkaufen und mit den Händlern an Kampagnen zu arbeiten: Das alles zählt zu Maidls täglicher Arbeit – ebenso wie individuelle Projekte auf die Beine zu stellen, kreative Lösungen in der Herstellung mit Zusatznutzen für die Leser zu entwickeln, Webshops für die Verlage zu entwerfen und umzusetzen, Vertriebspotenziale zu erkennen und aufzubauen … Veronica Maidls Job "an der Schnittstelle zwischen Verlagskunden, Buchhändlern und technischem Entwicklungsteam" ist vielseitig und verlangt neben Flexibilität und zeitnaher Umsetzung besonders eines: ein Händchen für Kommunikation, das sie schon früh geschult hat. Auch wenn damals noch nicht klar war, wohin ihr Weg führen würde. 

Frisörlehre und Studium

Die gebürtige Schwäbin erzählt: "Ich bin mit 16 nach München gekommen, wollte dahin, wo das Leben tobt." Fünf Städte hat sie in Kindheit und Jugend "mitgenommen", bedingt durch die häufigen Umzüge, die die Tätigkeit des Vaters als Psychologe bei der Bundeswehr mit sich brachte. In der bayerischen Landeshauptstadt hat sie Wurzeln geschlagen – und eine Ausbildung als Frisörin absolviert. "Da habe ich den Umgang mit Kunden gelernt: sie besser zu verstehen, auf sie einzugehen. Man ist den Menschen nie näher, als wenn man an ihrer Schönheit arbeitet", so eine Erfahrung aus dieser Zeit. Doch beim Waschen, Schneiden, Föhnen sollte es nicht bleiben, auch der hinter der Ausbildung stehende Berufswunsch Masken­bildnerin hatte seinen Reiz verloren. Stattdessen drückte Veronica Maidl noch einmal die Schulbank und holte mit Mitte 20 ihr Abitur nach. An der Ludwig-Maximilians-Universität studierte sie Soziologie, gab "noch mal richtig Gas" und machte mit 29 Jahren ihren Abschluss: "In den nächsten anderthalb Jahren als Lehrbeauftragte habe ich gelernt, komplexe Inhalte anschaulich aufzubereiten."

Wechsel ins Verlagswesen

Als bibliophiler Mensch zog es sie danach in die Buchbranche. Auf ein Praktikum im Volk Verlag folgte ein Volontariat im Grin Verlag, der zu Open Publishing gehört. "Bücher herzustellen fand ich von Anfang an toll: dem Content ein schönes Kleid zu verpassen", so Maidl. Gleichzeitig baute sie ihre digitalen Kenntnisse aus. Mit HTML und CSS war sie schon im Studium in Berührung gekommen, als sie die Homepage eines Soziologinnen-Netzwerks betreute.

2014 ergriff Maidl dann die Chance, in das Verlagskundengeschäft innerhalb von Open Publishing zu wechseln. Das vor 18 Jahren gegründete Unternehmen unterstützt Verlage bei der Aufbereitung und Auslieferung ihrer E-Books bis hin zur Vermarktung einzelner Titel. "Seither gab es noch einmal eine wahnsinnige Lernkurve, verbunden mit unglaublich viel Spaß, in einem jungen, agilen Team Dinge voranzutreiben, Trends aufzuspüren und unsere Auslieferungssoftware weiterzuentwickeln", sagt sie selbst. Heute füllt sie als Leiterin im Account Management eine verantwortungsvolle Führungsposition aus: "Ich bin schnell weitergekommen, auch weil man an mich geglaubt hat." Hochmotiviert blickt sie der Zukunft des digitalen Publizierens entgegen: "Es gibt zurzeit viele Ideen. Schlaue Köpfe sehen das E-Book browser­basiert, der barrierefreie Zugang ist ein ganz großes Thema."

An ihre frühere Dozententätigkeit an der Universität knüpft sie als Referentin am mediacampus frankfurt und auf Branchenkongressen an. "Dabei bekomme ich auch selbst viel Input, frische Impulse und Ideen", erzählt Maidl. Im Alltag lässt sich die "Schönwetter-Radlerin", als die sie sich selbst schmunzelnd bezeichnet, gern auf dem Arbeitsweg die Luft um die Nase wehen: "Man kommt frisch und beschwingt im Büro an, das hält den Kopf lebendig."

Veronica Maidl

Jahrgang 1979, studierte von 2004, bis 2009 Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, war dort danach Dozentin am Institut für Soziologie. 2012 kam sie als Volontärin zum Grin Verlag. Im Unternehmen wechselte sie 2014 zu Open Publishing, wo sie heute als Leiterin im Account Management für Verlagskunden, digitalen Vertrieb und die E-Book-Herstellung verantwortlich ist. 

Was sagen Sie zu ...?

... Feierabend?
"Ich tummle mich gern draußen. Zeit für eine lockere Laufrunde im Nymphenburger Schlosspark oder als Münchnerin natürlich auch mal im Biergarten."

... Networking?
"Branchenevents sind sehr wichtig, um früh mitzubekommen, was los ist und Trends zu erspüren."

... HTML und CSS?
"Auch nur eine Art Sprache, die man lernen kann. Das Schöne: Man sieht schnell Ergebnisse."

Der Börsenblatt Young Excellence Award 2017 und die Teilnahmebedingungen

  • Zum vierten Mal vergibt das Börsenblatt in Kooperation mit dem Börsenverein, der Frankfurter Buchmesse und dem mediacampus frankfurt einen Preis für herausragende junge Macher und Macherinnen in der Buchbranche. Der Preis zeichnet exzellente Persönlichkeiten bis höchstens 39 Jahren aus, die in der Branche etwas bewegen – sei es als Mitarbeiter in einer Buchhandlung, im Verlag bei einem Dienstleistungsunternehmen oder als Selbstständige.
  • Gefragt sind Leute in Verlagen oder Buchhandlungen oder bei Dienstleistern, die mit eigenständigem Denken und Handeln Spuren hinterlassen, aber noch nicht auf der Top-Führungsebene arbeiten.
  • Selbstnominierungen und Vorschläge für Kandidaten sind gleichermaßen willkommen: Vorschläge  für den Young Excellence Award können jederzeit per E-Mail an k.muehleck@mvb-online.de eingereicht werden. Stichwort: #yeaward
  • Aus allen Vorschlägen wählt die Börsenblatt-Redaktion die Nominierten der Shortlist aus. Jeden Monat stellt das Börsenblatt in der ersten Magazin-Ausgabe und auf boersenblatt.net einen Kandidaten vor. 
  • In einer öffentlichen Wahl ist die gesamte Buchbranche dazu augerufen, auf boersenblatt.net den Preisträger oder die Preisträgerin zu bestimmen. Der Sieger wird im November bekannt gegeben. Die Publikumswahl im Oktober ersetzt das bisherige Jury-Prinzip.

Das gibt es zu gewinnen

  • Alle Kandidaten auf der Shortlist erhalten exklusive Tickets für den "Business Club" der Frankfurter Buchmesse.
  • Der Gewinner kann mit einem Bildungsgutschein in Höhe von 1.000 Euro Fort- und Weiterbildungen auf dem mediacampus frankfurt besuchen.
  • Neben einem E-Paper-Jahresabo des Börsenblatts winkt dem Sieger oder der Siegerin außerdem ein Glaspokal als Trophäe.

Hier gibt es mehr Informationen zum Börsenblatt Young Excellence Award und den bisherigen Peisträgern und Nominierten.