Adelbert-von-Chamisso-Preis für Marjana Gaponenko

"Feier der Schönheit des menschlichen Lebens"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Marjana Gaponenko (Foto, li.) erhält den mit 15.000 Euro dotierten Adelbert-von-Chamisso-Preis 2013. Mit ihrem Roman "Wer ist Martha?" (Suhrkamp) habe sie einen "neuen, aufregenden Ton" in die deutschsprachige Gegenwartsprosa gebracht, so die Jury. Förderpreise gehen an Matthias Nawrat und Anila Wilms.

Marjana Gaponenko, 1981 in Odessa (Ukraine) geboren, studierte dort Germanistik und lebt heute in Mainz. Seit ihrem sechzehnten Lebensjahr schreibt sie auf Deutsch, so die Medieninformation. In ihrem Roman "Wer ist Martha?" erzählt sie die skurrile Geschichte des 96-jährigen Lemberger Ornithologen Luka Lewadski, der seine letzten Wochen in einem Wiener Grandhotel verbringt und damit an den Ort seiner Jugend zurückkehrt. Marjana Gaponenko zeichne "ein ungewöhnliches Panorama der mitteleuropäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts", heißt es in der Begründung der Jury. Mit "Wer ist Martha?" gelinge ihr "eine ebenso zärtliche wie komische Feier der Schönheit des menschlichen Lebens".

Die diesjährigen Förderpreise in Höhe von jeweils 7.000 Euro gehen an Matthias Nawrat für seinen Roman "Wir zwei allein" (Verlag Nagel & Kimche) und an Anila Wilms für ihr deutschsprachiges Debüt "Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens" (Transit Verlag). Mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ehrt die Robert Bosch Stiftung herausragende Beiträge zur deutschsprachigen Literatur von Autoren, deren Werk von einem Sprach- oder Kulturwechsel geprägt ist. Der Preis ist damit der einzige seiner Art in Deutschland.

Matthias Nawrat, geboren 1979 in Opole / Oppeln (Polen), zog 1989 mit seiner Familie nach Bamberg. In Heidelberg und Freiburg im Breisgau studierte er Biologie. Er lebt heute in Berlin. Matthias Nawrat wird für seinen ersten Roman "Wir zwei allein" geehrt, der "auf sprachlich raffinierte Weise eine Geschichte von der Liebe und der Einsamkeit in unserer multioptionalen und deshalb oft überfordernden Epoche erzählt", so die Jury.

Anila Wilms, geboren 1971 in Tirana (Albanien), studierte dort Geschichte und Philologie. 1994 kam sie nach Berlin, wo sie seitdem lebt. Anila Wilms wird für ihren in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts spielenden Roman "Das albanische Öl oder Mord auf der Straße des Nordens" ausgezeichnet, der laut Jury "eine exotisch-burleske Episode aus der Geschichte des jungen albanischen Staates als Politkrimi" erzählt.

Die Auszeichnungen werden am 28. Februar in der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz verliehen. Am 1. März lesen die Preisträger im Literaturhaus München aus ihren Werken.

Die Juroren des Adelbert-von-Chamisso-Preises 2013 sind: Gregor Dotzauer (Literaturkritiker), Zsuzsanna Gahse (Schriftstellerin, Chamisso-Preisträgerin 2006), Michael Krüger (Schriftsteller und Verleger), Klaus-Dieter Lehmann (Präsident des Goethe-Instituts), Denis Scheck (Literaturkritiker), Dorothea Westphal (Literaturkritikerin) und Feridun Zaimoglu (Schriftsteller, Chamisso-Preisträger 2005).