AkS-Tagung in Köln

Starke Buchhandlungen und ein Neuer im Sprecherkreis

18. Mai 2014
von Börsenblatt
Heute wurde auf der Jahrestagung des Arbeitskreises unabhängiger Sortimente AkS in Köln Uwe Sigismund vom Bendorfer Buchladen in Bendorf (130 Quadratmeter, drei Mitarbeiter) neu in den AkS-Sprecherkreis gewählt. Einstimmig wiedergewählt wurde Irene Nehen von der Bremer Buchhandlung Otto Melchers.

Auf der Tagung wurde viel über die Stärken des Sortiments diskutiert und unter anderem drei starke Buchhandlungen als Best-practise-Beispiele vorgestellt. Dorothee Junck, die 2007 den Buchladen Neusser Straße in Köln-Nippes übernommen hat, hatte schnell reagiert, als im Weihnachtsgeschäft 2010 die Mayersche ankündigte, in diese Straße zu kommen. „Wir haben die Sinus-Milieus angeschaut, geprüft, wen wir erreichen können und Sympathie-Aktionen gestartet“, erklärte Junck. Azubis richteten eine Facebook-Seite ein, die Website aktualisiert, die besser die Individualität des Ladens widerspiegeln sollte. Unter den Aktionen stellte sie die „Samstagsblume“ vor (Samstags gibt’s einen Gutschein für den Kunden einen Gutschein für eine Blume beim Blumenhändlerin), den „Kilifü“ als Werbemittel, die Abholung nach Ladenschluss (drei Abholstellen im Viertel), das Füllen von Nikolausstiefeln, das raffinierte Verpacken von Büchern (mit sechs unterschiedlichen wertigen Papieren).
Auch hat Junck beim Auszug von Schlecker  das benachbarte Ladenlokal gemietet für Non-Books, „Nebenan“ genannt“, und dort eine Fläche an ein Paar mit einer Créperie weitervermietet: „Das bringt Frequenz“. Unter großem Applaus plädierte Junck in Anlehnung an den WKZ für große Sortimente einen „AKZ-FDIS“ (Anerkennungszahlung für das inhabergeführte Sortiment): „Wenn die Verlage das Geld für viele Absurditäten in den Vorschaupaketen sparen würden, würde es reichen, uns bei spannenden Verkaufsaktionen zu unterstützen.“

 

Schreiner wie Webdesigner muss die Buchpräsentation gelingen
Petra Hartlieb berichtete von ihren beiden Buchhandlungen Hartliebs in Wien, die Stammbuchhandlung in der Währinger Straße gilt als Kult: „eine Buchhandlung wie früher, aber hinter der alten Fassade steckt ein ausgeklügeltes System“. Offensiv spricht Hartlieb, die auch Krimiautorin bei Diogenes ist, die Leute in ihrem Bezirk darauf an, warum sie eigentlich bei Online-Händlern kaufen: „Vielen ist gar nicht bewusst, wie sie damit zur Verödung der Innenstädte beitragen, stöbern wollen sie doch alle – nur gibt’s dann kaum noch Läden. In den meisten Fällen setzt dann ein Umdenken ein.“ Ein Porträt von Petra Hartlieb können Sie im Börsenblatt 22 am 28. Mai lesen.

Jochen Grieving, der mit seiner Frau Birgit-Grieving-Lange 2011 in Dortmund transfer bücher + medien eröffnet hat, verknüpft Print- und digitale Produkte. „Wir sehen den Kunden in seinem  physischen wie virtuellen Lebensraum, sodass wir Medien zu Stilen, Rollen, Lebensweisen zusammen anbieten“. Neben den Büchern stehen Tablets mit E-Books im Regal,, „sowohl dem Schreiner wie dem Webdesigner muss die Präsentation der Medien gleichermaßen gelingen.“ Verschiebbare Panele und Möbel ermöglichen Flexibilität, der Raum wird von innen erschlossen, es gibt auf 180  Quadratmeter Verkaufsfläche  eine große Bewegungsfreiheit für den Kunden. Auch auf der Website muss es kurze Wege geben, die sich rasch erschließen und leicht navigierbar sind. transfer.de beginnt nun, ein eigenes Data Warehouse für digitale Produkte zu etablieren und wird damit auch zum Verlag.