Aktienkurs der Verlagsgruppe deutlich gesunken

Bastei Lübbe wehrt sich gegen Vorwürfe der Bilanztrickserei

22. Juli 2016
von Börsenblatt
Der Aktienkurs von Bastei Lübbe ist in den letzten Tagen von gut sieben auf unter sechs Euro gefallen. Die „Wirtschaftswoche“ vermutet, dass ein Teil der Gewinne des Kölner Unternehmens „aus fragwürdigen Deals und kreativer Bilanzierung“ entsteht. Die Bastei Lübbe-Vorstände Klaus Kluge und Thomas Schierack bezeichnen die Vorwürfe als „substanzlos“.

Die "Wirtschaftswoche" schreibt, dass "bilanzielle Kunstgriffe" vorgenommen worden seien. So sei beispielsweise ein kleiner Anteil am Hamburger Videospielentwickler Daedalic Entertainment verkauft und dadurch ein satter Gewinn eingestrichen worden. Bei dem Deal deute vieles darauf hin, mutmaßt das Magazin, "dass der Käufer eine Briefkastenfirma ist".

So habe Bastei Lübbe im Mai 2014 51 Prozent an Daedalic erworben. Für den Anteil hätten die Kölner acht Millionen Euro gezahlt. 2015 habe das Unternehmen drei Prozent der Anteile für 750.000 Euro weitergereicht – an die britische Gesellschaft Blue Sky Tech Ventures. Anschließend seien die Anteile neu bewertet worden und Bastei Lübbe habe die verbliebenen 48 Prozent mit 13,46 Millionen Euro in der Bilanz angesetzt. Aus dem Geschäft seien gut 6,4 Millionen Euro Extraertrag in die Gewinn-und Verlustrechnung eingebucht worden – 66 Prozent des gesamten Vorsteuergewinns 2015/2016.

Wie es in dem Wirtschaftsmagazin heißt, sei Bastei Lübbe "Wiederholungstäter". Schon im vorigen Geschäftsjahr habe der Verlag durch ein ähnliches Geschäft mit Blue Sky seine Gewinne poliert. Damals sei es um die E-Book-Plattform Beam (jetzt: Oolipo) gegangen.

Dem Bericht zufolge wartet Bastei Lübbe bislang immer noch auf einen Großteil des Kaufpreises aus diesem ersten Geschäft. Die Zahlungsfrist sei bis Ende des Monats verlängert worden.

"Wir halten uns an die Regeln": So reagiert der Vorstand von Bastei Lübbe auf die Vorwürfe

In ihrer Stellungnahme bezeichnen die Bastei Lübbe-Vorstände Klaus Kluge und Thomas Schierack die Vorwürfe der "Wirtschaftswoche" als "substanzlos". Hier die Erklärung im Wortlaut:

"1. Sämtliche vorgenommene Bilanzierungsmaßnahmen sind durch die internationalen Bilanzierungsvorschriften IFRS verbindlich vorgeschrieben und werden darüber hinaus kontinuierlich von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG geprüft und testiert.

2. Die in den Geschäftsberichten erläuterte und auf den Hauptversammlungen von unseren Aktionären beschlossene Wachstumsstrategie erfordert die gezielte Ansprache von Investoren und damit unter anderem auch die Veräußerung von Geschäftsanteilen.

3. Im Rahmen der Investorenansprache gab und gibt es keine Interessenskonflikte innerhalb der Organe der Bastei Lübbe AG, namentlich in der Person einzelner Aufsichtsratsmitglieder.

4. Die Bastei Lübbe AG sieht sich durch die in diesem und im zurückliegenden Geschäftsjahr getätigten Zukäufe und Investitionen in den Segmenten Print und Digital optimal für die Zukunft aufgestellt."