Alfred-Kerr-Preisträger empfehlen

So kühn wie diskret

17. Juni 2015
von Börsenblatt
Es hat sich herumgesprochen, dass Reiner Stachs Zweitausendseiten-Werk über – unter anderem – Franz Kafka keine klassische Biografie ist. Doch nicht alle wissen, dass man geradezu süchtig alle drei Bände lesen will, wenn man einen kennt. Eine Kurzkritik.

Denn dieses monumentale Unternehmen, das jetzt mit dem Band "Die frühen Jahre" abgeschlossen vorliegt, ist der Glücksfall eines neuen literarischen Typs: erstens ein Roman, was stilistische Bravour und kompositorische Phantasie betrifft. Zweitens eine packende Kultur- und Sozialgeschichte über Prag, Böhmen, die europäische Welt zwischen dem dem späten 19. und dem frühen 20. Jahrhundert. Drittens eine Kafka-Exegese von ebenso großer Kühnheit wie Diskretion. Und viertens dann doch eine Kafka-Biographie, die es schafft, plausibel zu machen, warum man das Entstehen der literarischen Moderne anhand dieses scheuen Prager Versicherungsangestellten erzählen muss.
Ein unvergängliches Buch.

Zur Leseprobe.

Reiner Stach: "Kafka – Die frühen Jahre".
S. Fischer, 608 Seiten, 34 Euro

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Paul Ingendaay (Jahrgang 1961) war fünfzehn Jahre Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für die Iberische Halbinsel und lebt heute als Schriftsteller und Publizist in Madrid. Er veröffentlichte mehrere Romane, für sein erzählerisches Werk erhielt er den aspekte-Preis für das beste Prosadebüt sowie den Niederrheinischen Literaturpreis. Zuletzt erschienen die „Gebrauchsanweisung für Andalusien“ (2014) und „Mark Twain“ (2015). Er wurde 1997 mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik ausgezeichnet.