Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse 2018

Printaffine haben eine Schlüsselrolle

13. Juli 2018
von Börsenblatt
Die am 11. Juli in Hamburg vorgestellte Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) 2018 hält auch für die Buchbranche spannende Ergebnisse bereit. Printaffine, so zeigt sich, spielen eine deutlich größere Rolle als Experten und Multiplikatoren. Und lediglich 3 Prozent der unter 30-Jährigen mit höherer Schulbildung lesen statt gedruckten Büchern jetzt E-Books.

Die heutige Informationssuche werde wesentlich selektiver, so Prof. Renate Köcher vom Institut für Demoskopie Allensbach in ihrem Vortrag "Lost in Information? Die neuen Orientierungsmuster in der multioptionalen Medienwelt": "Abgerufen werden zunehmend die Informationen, die man braucht, die besonders interessieren." Angesichts der Fülle von Informationen reagierten die Menschen mit einer stärkeren Fokussierung und dem Rückbau ihres Interessenspektrums. Dies werde durch den zunehmenden Rekurs auf personale Expertise kompensiert: On- wie offline "gewinnt der Austausch über Themen und Produkte an Bedeutung. Printaffine spielen in diesem Zusammenhang eine Schlüsselrolle – auch in der jüngeren Generation."

Bei Jüngeren sinkt Interesse an Gesellschaftsthemen

Die Verengung des Interessensspektrums zeigt sich auch am sinkenden Interesse der 14- bis 29-Jährigen an gesellschaftlichen Themen: Das ausgeprägte Interesse an Politik etwa sei gegenüber 2003 um sechs Prozent gesunken, an lokalen Ereignissen um 18 Prozent, an Büchern um 31 Prozent, an Wirtschaftsfragen um 33 Prozent, an Autos/Autotests um 38 Prozent. Bei den Wirtschaftsthemen hat die Meinungsforscherin aber auch in der Gesamtbevölkerung einen kontinuierlichen Rückgang des Interesses festgestellt.

Wer liest, scheint klar im Vorteil

Dem gegenüber wird der persönliche Austausch wichtiger. Jeder Neunte ist heute in seinem Umfeld schon "Informationsquelle und Ratgeber für ein sehr breites Spektrum von Themen – Tendenz steigend", so die Erkenntnis von Prof. Köcher. Die belesenen "umfassend Printaffinen" spielen hierbei eine deutlich größere Rolle als Experten und Multiplikatoren (42%), während die "weitgehend Printabstinenten" nur zu 22 Prozent als Experten gesehen werden. Letztere haben zudem ein auffällig enges Interessenspektrum. Bei den unter 30-Jährigen sind die "umfassend Printaffinen" (15%) unter den Innovatoren und Trendsettern mehr als dreimal so oft zu finden als die "weitgehend Printabstinenten", die 41 Prozent der Befragten ausmachen. Wer liest, scheint klar im Vorteil.

Bemerkenswert ist "die konzentriertere Lektüre in einer immer mehr von Ungeduld geprägten Gesellschaft", so die Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach. 40 Prozent der Befragten stimmten der Aussage "Zeitschriften, die mich interessieren, lese ich meistens sehr gründlich, gerade auch die längeren Artikel" zu (gegenüber 35% in 2014), 37 Prozent der Aussage "Wenn ich Zeitschriften lese, mache ich nichts nebenher" (gegenüber 32% in 2015).

Buchlektüre geht zurück

Im 20-Jahre-Vergleich zeigt sich auch der in der "Buchkäufer – quo vadis?"-Studie des Börsenvereins ermittelte Trend: Die Buchlektüre geht zurück. Der Aussage, seltener als einmal im Monat ein Buch zur Hand zu nehmen, stimmten 39 Prozent der unter 30-Jährigen mit höherer Schulbildung zu (1998 waren es nur 24%), bei den unter 30-Jährigen mit einfacher Schulbildung waren es sogar 69 Prozent zu (1998: 41%). Auffallend dabei: "Nur 3% der unter 30-Jährigen mit höherer Schulbildung lesen statt gedruckten Büchern jetzt E-Books".

Knappe Infos vs. Hintergrundinformation

42 Prozent der Befragten bevorzugen laut Prof. Köcher "generell knappe, kurz gehaltene Informationen, 31 Prozent legen Wert auf tiefergehende Hintergrundinformationen. Die technologische Entwicklung führt zu einer stärkeren Spaltung des Publikums in Info-Scanner und Deep-Diver, aber auch zu einer stärkeren Funktionsteilung zwischen den Mediengattungen."

Mehr zu der lesenswerten Studie auch mit Zahlen zur Ausgabebereitschaft für Bücher, zu Buchkäufen, Lesehäufigkeit, Texten ohne Bilder usw. finden Sie auf der Seite der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse.

Zur AWA

Die Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) ermittelt auf breiter statistischer Basis Einstellungen, Konsumgewohnheiten und Mediennutzung der Bevölkerung in Deutschland. Sie wird seit 1959 vom Institut für Demoskopie Allensbach durchgeführt. Die im Auftrag von derzeit rund 60 Verlagen gewonnenen Ergebnisse werden jährlich im Sommer veröffentlicht.