Amazon lehnt die Aufnahme von Tarifverhandlungen ab

Sondierungsgespräche in Bad Hersfeld enden ergebnislos

8. April 2013
von Börsenblatt
Heute Nachmittag fanden auch für das Amazon-Logistikzentrum in Bad Hersfeld Sondierungsgespräche für Tarifverhandlungen zwischen Amazon und der Gewerkschaft Verdi statt. Die Gespräche endeten ergebnislos, wie Verdi soeben mitteilt. Urabstimmungen werden für die kommenden Wochen vorbereitet. Dabei soll entschieden werden, ob es zum Streik kommt.

In der Verdi-Pressemitteilung heißt es: "Das heute durch die Ver.di-Tarifkommision mit der Amazon-Geschäftsführung geführte Gespräch blieb leider erfolglos. Amazon lehnt es ab, für die Beschäftigen tarifvertragliche Regelungen zu vereinbaren. Ver.di wird am morgigen Dienstag die Beschäftigten in einem 'Outdoor-Meeting − All Hands einmal anders' informieren." Die Beschäftigten sollen dazu vor den Toren des Logistikzentrums zusammenkommen. Bad Hersfeld ist mit rund 3.700 Beschäftigten der größte der sieben Amazon-Standorte in Deutschland.

Verdi will für die Beschäftigten von Amazon Bad Hersfeld die Tarifbindung für die Branche des Einzel- und Versandhandel durchsetzen. Amazon, das sich laut eigener Aussage als Logistikunternehmen versteht, orientiert sich dagegen jeweils an der Logistikbranche (laut Verdi ohne Tarifbindung) − mit niedrigeren Löhnen. Amazon als größter Online-Versandhändler habe "Vorbildfunktion und die Beschäftigen haben es verdient, dass die Arbeitsbedingen und die Bezahlung nach Tarifvertrag der Branche Einzel- und Versandhandel zur Anwendung kommen", so die Gewerkschaft.

Bernhard Schiederig, Landfachbereichsleiter Handel, Verdi Hessen erklärte: "Damit ist der Versuch zur Aufnahme von Tarifverhandlungen zum Abschluss eines Anerkennungstarifvertrages gescheitert, die Beschäftigten werden über die weiteren Schritte beraten, Urabstimmungen werden für die kommenden Wochen in Bad Hersfeld vorbereitet."

Verdi fordert für das Logistikzentrum in Bad Hersfeld einen Tarifvertrag (gemäß TV Versandhandel) mit einem Stundenlohn von 12,18 Euro für die Beschäftigten (Picker, Packer, Stower und Receiver) − Amazon zahlt derzeit laut Verdi für diese Mitarbeiter je nach Bertiebszugehörigkeit 9,83 bis 11,48 Euro pro Stunde. Der hessische Einzel- und Versandhandelstarifvertrag unterscheide grundsätzlich zunächst nach Tätigkeiten, so der Gewerkschafter Heiner Reimann. "Eine generelle abgesenkte Eingangslohnstufe sieht der TV so nicht vor − die Unterscheidung die Amazon für diese Tätigkeiten vorsieht ist auch nicht sachlich begründet."

Zudem beinhalte der von Verdi geforderte Tarifvertrag unter anderem höhere Zuschläge für Nacht-, Sonn- oder Feiertagsarbeit sowie Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Logistikzentrum Leipzig

Bereits in der vergangenen Woche hatten sich 97 Prozent der gewerkschaftlich organisierte Beschäftigte im Amazon-Logistikzentrum Leipzig laut Presseberichten in einer Urabstimmung für Streiks ausgesprochen. Somit könnte es erstmals zu Streiks bei Amazon in Deutschland kommen.

Anlass für den Arbeitskampf in Leipzig ist der ebenfalls ergebnislose Abbruch von Sondierungsgesprächen für Tarifverhandlungen, die die Gewerkschaft Verdi gefordert hatte. Die "Leipziger Volkszeitung" zitierte eine Amazon-Sprecherin, die erklärt hatte, man sehe derzeit zu wenige Gemeinsamkeiten für Verhandlungen. Die Vergütung der Mitarbeiter liege am oberen Ende dessen, was in der Logistik üblich sei. Verdi fordert hingegen einen Abschluss zu den besseren Konditionen des Versand- und Einzelhandels, so die "LVZ".