Antiquariat

Gemeinschaftskatalog "50 online" erschienen

5. Mai 2016
von Börsenblatt
Jetzt ist er da, der von Detlef Thursch (abooks.de, Lissendorf) herausgegebene erste Gemeinschaftskatalog "50 online". Eine Kurzbesprechung.

Der Katalog (siehe hier und hier) vereint das Angebot von 50 Antiquariaten, überwiegend aus Deutschland, aber auch aus Österreich, der Schweiz und Frankreich. Unter den fünfzig Katalogteilnehmern sind alte Hasen wie Michael Banzhaf (Tübingen), Gerhard Gruber (Heilbronn), Martin Klaußner (Fürth), Meinhard Knigge (Hamburg), Heinz Rohlmann (Köln), Winfried Scholl (Wunstorf), Franz Siegle (Mühlhausen/Kraichgau), Riewert Q. Tode (Berlin) und Uwe Turszynski (München), aber auch Newcomer wie das hier kürzlich vorgestellte, erst seit drei Jahren bestehende Antiquariat Diderot von Jasmin Fritz (Kiel), Dr. Torsten Sander (Dresden), Philipp S. Penka und Katharina Tilemann (beide Berlin).

Ein erheblicher Anteil der Teilnehmer ist, wenig überraschend, Mitglied im Verband Deutscher Antiquare und/oder in der Genossenschaft der Internet-Antiquare (GIAQ) – Anmeldevoraussetzung waren entsprechende Mitgliedschaften freilich nicht. Dass man viele Namen von Messen, Büchertagen und sonstigen Branchenveranstaltungen kennt, verwundert ebenfalls nicht: "50 online" ist, wenn man so will, eine weitere und noch dazu gegenüber anderen Werbeformen sehr kostengünstige Möglichkeit, auf die eigene Firma und ein individuelles Angebot aufmerksam zu machen.

Die konkurrenzlos niedrigen Kosten einer Beteiligung an der Premiere von "50 online" haben dafür gesorgt, dass viele Teilnehmer mehr als eine Doppelseite gebucht haben, wodurch der Katalogumfang auf über 240 Seiten angeschwollen ist. 1.098 Nummern enthält der Katalog laut Vorbemerkung des Herausgebers: Bücher, Grafik, Autographen (inkl. Manuskripte und Partituren), Zeichnungen und Fotografien. Die inhaltliche Mischung, die der Katalog bietet, ist viel zu bunt, um hier ein willkürlich ausgewählte Bespiele zu nennen; das Angebot reicht von Dürer bis Schlingensief, von Che Guevara bis Wilhelm Busch und von Helgoland bis Judaica. Zusammenhänge über mehrere Anbieter hinweg lassen sich nur mit Mühe ausmachen. Dem reinen Online-Nutzer stehen ein nützliches Sachregister (1. Weltkrieg bis Zoologie) und eine Volltextsuche (in der sogar die Suche nach "Wundertüte" einen Treffer bringt) als Hilfsmittel zur Verfügung.

Auffällig scheint das durchschnittlich recht hohe Preisniveau vieler Objekte, aber das ist möglicherweise ein bloß subjektiver Eindruck des Berichterstatters, der sich über die Eindrücke anderer Katalogleserinnen und -leser freuen würde, vielleicht als Kommentar zu diesem Beitrag …

Ob die gestalterisch-typografische Umsetzung des Gemeinschaftskatalogs in seiner PDF-Version – es handelt sich um das seit Jahren vertraute Kataloglayout der ebenfalls von Detlef Thursch betreuten Antiquariatsmessen in Leipzig und Frankfurt am Main – wirklich gut für die Bildschirmlektüre geeignet ist, sei dahingestellt. Vielleicht wäre eine etwas luftigere Präsentation, einhergehend mit einer stärkeren Konzentration des Umfangs, wirkungsvoller? Damit ist indirekt die Frage nach einer Fortsetzung von "50 online" gestellt (in welchem Turnus?). Als Experiment ist "50 online" jedenfalls anerkennenswert, und Detlef Thursch ist zuversichtlich, dass es sich nicht um einen einmaligen Versuch handelt. Offen ist aber, ob mit diesem Angebot gegenüber einem (auch) gedruckten Gemeinschaftskatalog nachhaltiges Interesse bei Sammlern und Kollegen erzeugt werden kann. Es wird sich vermutlich bald zeigen, mit welchem wirtschaftlichen Erfolg die Premiere abschließt.

Björn Biester