Antiquariat

"Fehlender Antiquarenstolz und keine Lobby"?

20. Februar 2012
von Börsenblatt
Peter Petrej, Inhaber eines Antiquariats in Zürich, kritisiert "Futterneid und unsinniges Konkurrenzdenken" seiner Kollegen und bemängelt die Lobbyarbeit des Schweizer Antiquariatsverbands VEBUKU.

Unter der Überschrift "Gedanken eines melancholischen Antiquaren über die Zukunft unserer Gilde" führt Peter Petrej auf seiner Website – und in einer Presse-Rundmail, die das Antiquariatswochenende am 3. und 4. März in Zürich ankündigt – seine Ansichten unter anderem über Plattformen, "Preiszerfall", zu hohe Ladenmieten und gesellschaftlichen Wertewandel auf.

Auch mit Branchenkritik spart Petrej, der selbst der VEBUKU angehört (wie auch der Genossenschaft der Internet-Antiquare, GIAQ), nicht: "Antiquare sind Individualisten und tun sich schwer gemeinsam für ihre Belange einzustehen. Futterneid und unsinniges Konkurrenzdenken sind weitere Gründe dass der Antiquar im gesellschaftlichen Leben keine Rolle spielt. Und die 'Vereinigung der Buchantiquare u. Kupferstichhändler in der Schweiz', VEBUKU, tritt in der Öffentlichkeit nicht auf und betreibt leider auch keine Lobbyarbeit."

Petrejs düsteres Fazit: "Die Antiquare betreiben ein dahinsiechendes Gewerbe, dass nicht in der Lage ist, Antworten auf die drängenden Fragen im Zeitalter des Internets zu finden."

Alain Moirandat, Vorsitzender der VEBUKU, teilt dazu auf Anfrage mit: "Herr Petrej hat durchaus recht, dass der schweizerische Antiquarenverband nicht sehr aktiv ist. Es ist ein kleiner Verband, dessen etwa 60 Mitglieder nicht sehr engen Kontakt unter einander halten. Speziell zwischen deutschschweizerischen und welschen Kollegen gibt es nicht sehr viel links. Wie soll man mit 60 Mitgliedern Lobby-Arbeit betreiben können? Ich versuche bei allen möglichen Gelegenheiten […] auf unsere Branche aufmerksam zu machen. Peter Petrej schneidet viele Punkte an, die ich absolut teile. Hingegen glaube ich nicht, dass Antiquare Drogengelder waschen [so ein Schlenker in Petrejs Ausführungen, Anm. der Redaktion]. Das Wegsterben der Antiquariatsläden ist dramatisch, aber ich denke, der Prozess ist nicht zu stoppen. Ähnliches gilt ja auch für den Antiquitätenhandel."