Antiquariat

Am Mittwoch beginnt die Frankfurter Antiquariatsmesse

6. Oktober 2013
von Börsenblatt
Frankfurter Buchmesse, Halle 6.0: Antiquare aus aller Welt zeigen vom 9. bis 13. Oktober Bücher, Grafik und Autographen aus sieben Jahrhunderten. Exil-Ausstellung, Lesung von Rainer Heeke.

Am 9. Oktober um 11 Uhr wird die Frankfurter Antiquariatsmesse an ihrem neuen Standort in Halle 6.0 der Buchmesse eröffnen. Auf der am stärksten international ausgerichteten deutschen Messe sind 2013 besonders französische und italienische Aussteller stark vertreten. Vier Wochen nach der "Eröffnung" des virtuellen deutschen Exilmuseums widmet die Antiquariatsmesse eine Sonderausstellung diesem Thema: Aus der Sammlung Harms werden "100 Bücher – gesammelt in 50 Jahren", erschienen zwischen 1933 und 1945, leibhaftig gezeigt. Die Auswahl besorgte das einschlägig spezialisierte Amsterdamer Antiquariat Die Schmiede.

Nicht nur Sammler und Liebhaber werden in diesem Jahr auf die Antiquariatsmesse pilgern. Auch die Wanderung des Antiquars Reiner Heeke, die am 5. September in der niederländischen Bücherstadt Breedevoort begann, wird im Herzen und Gedächtnis der Buchmesse enden. Am 10. Oktober wird Heeke im Café der Antiquariatsmesse aus seinem Buch "Die Praktikantin, Le Bookinist & De Boekenstad" Geschichten aus der Welt der Bibliophilen und Antiquare lesen.

Auswahl aus dem Katalog

Der reich illustrierte Katalog – online unter abooks.de oder zu bestellen beim Organisator Detlef Thursch – motiviert Sammler und Liebhaber aus der ganzen Welt zur Reise auf die Frankfurter Antiquariatsmesse. Hier beschriebene Titel sind bis zum Messebeginn reserviert; die Verlosung besonders begehrter Objekte beginnt am 9. Oktober um 12 Uhr, eine Stunde nach Messebeginn.

Zum 80. Jahrestag der Bücherverbrennung und zugleich als Reminiszenz auch an die publizistische Tradition der Bücherstadt Frankfurt präsentiert etwa das Rote Antiquariat (Berlin) vier zunächst in der "Frankfurter Zeitung" erschienene Texte. Die Erstausgaben der Romane Döblins, Roths und der "Einbahnstraße" Walter Benjamins werden in Frankfurt für 600 bis 9.000 Euro angeboten.

Der diesjährige Ehrengast der Buchmesse, Brasilien, ist auch im Angebot der Antiquare stark vertreten. Das Antiquariat Forum bringt z. B. Claude D'Abbevilles Bericht einer Missionsreise nach Nordbrasilien 1612 nach Frankfurt (19.500 Euro).

Ein Sehnsuchtswerk der Bibliophilie bietet Peter Kiefer mit der Weltchronik Hartmut Schedels, dem ambitioniertesten Buchprojekt der Renaissance, vielleicht der Geschichte überhaupt. Wohl einmalig präsentiert er in Frankfurt die lateinische Erstausgabe neben der deutschen Übersetzung. (37.500 bzw. 120.000 Euro).

Die Bedeutung des antiquarischen Handels für den Erhalt wertvoller Kulturgüter ist offensichtlich, verborgen bleibt oft der Betrag engagierter Antiquarinnen und Antiquare bei der Erforschung vernachlässigter Segmente. Domenico Jacono wird in Frankfurt den von ihm herausgegebenen ersten Katalog zum Bulgarischen Modernismus 1919 bis 1934 präsentieren, einer vergessenen Quelle der Avantgardebewegungen des 20. Jahrhunderts.