Antiquariatsmessen

Rainer G. Feucht auf der Leipziger Antiquariatsmesse – ein Gespräch

17. März 2009
von Börsenblatt
Rainer G. Feucht (BMCF-Antiquariat, Munderkingen), Teilnehmer der Leipziger Antiquariatsmesse, hat in der Messe die Ausstellung "Verbotene Bücher – Forbidden Books" mit rund 100 Objekten aus seiner Sammlung aufgestellt und einen Vortrag zum Thema gehalten. Wir sprachen mit dem engagierten Antiquar.
Seit wann sammeln Sie Bücher? Was sammeln Sie?
Rainer G. Feucht: Meine Sammelleidenschaft rührt vermutlich aus dem Elternhaus und durch einen Lehrer, mit dem ich als Schüler Fossilien suchte und so den Wert des 'Unscheinbaren' kennenlernte. 1966 begann ich in Ulm meine Buchhändlerlehre. Schon damals interessierte ich mich für abgelegene Gebiete der Kulturgeschichte. Das gezielte Sammeln begann ich nach Abschluss meiner Lehre 1969, weil mir durch die erste Anstellung in Frankfurt am Main die finanziellen Mittel dafür zur Verfügung standen. Mein Sammelspektrum war sehr weit und mündete in meine Antiquariatskataloge: Vampirismus, Science Fiction, Homosexualität oder Jugendbewegung. Natürlich trug ich auch Bücher zum Thema Zensur zusammen. Auch hier in Hinblick auf einen geplanten Katalog – ein Projekt, das ich aber später aufgegeben habe, weil es zu groß wurde. Deshalb hat sich dieser Sammlungsbereich mit etwa 2.500  Büchern und Grafiken erhalten.

Kann man Sie damit eigentlich als Sammler bezeichnen?
Rainer G. Feucht: Bei dieser Sammlung zum Thema Zensur, ja. Hier wurde ich vom Händler zum Sammler, und möchte damit gewisse Botschaften transportieren. Inzwischen haben vier Institutionen ihr Interesse bekundet, die Sammlung zu übernehmen und eine Wanderausstellung daraus zu konzipieren. Diese Übernahme wäre ideal für mich. Viel mehr Leute könnten dadurch erreicht werden. Mein Wunsch wäre es auf jeden Fall, die Sammlung einmal komplett zu verkaufen.

Wann haben Sie die Ausstellung für die Leipziger Antiquariatsmesse konzipiert?
Rainer G. Feucht: Die Ausstellung habe ich quasi schon im Kopf gehabt, insofern ging die Auswahl recht schnell, in einigen Tagen. Mitgebracht zur Messe habe ich rund 100 Objekte. Das Interesse war erfreulich positiv und sehr gut. Mehrere Besucher kamen an meinen Stand, um nachzufragen. Ein Erfolg, den ich so nicht erhoffen konnte.

Worum ging es in Ihrem Vortrag auf der Antiquariatsmesse?
Rainer G. Feucht: Am Beispiel eigener Erfahrungen wollte ich schildern, wie sehr einen Zensurmaßnahmen persönlich oder finanziell beeinflussen können. Gegen mich (und etliche andere Kollegen) gab es 1991 einen unberechtigten Vorwurf der Verbreitung pornografischer Schriften durch Antiquariatskataloge.

Etwas anderes: Für was steht das "BMCF" in Ihrem Antiquariatsnamen?
Rainer G. Feucht: Mein Antiquariat gründete ich 1975. Der Name entstand aus der Abkürzung für den Reihentitel meiner eigenen Antiquariatskataloge: "Bibliotheca magica, curiosa et folkloristica". Als erster Katalog der Reihe entstand 1975 derjenige über "Vampirismus". Die Bezeichnung spiegelt in idealer Weise meine Interessengebiete.

Sie haben sich am Appendix des Messekatalogs mit einem Zusatzangebot beteiligt. Wie war die Resonanz?
Rainer G. Feucht: Der Appendix war ein Erfolg für mich. Durch ihn konnte ich zwei sehr gute, alte Kunden reaktivieren, die nicht im Internet kaufen. Ich selbst habe meinen letzten gedruckten Katalog 1996 erstellt und danach den Kontakt zu diesen Kunden verloren. Jetzt überlege ich, wieder kleinere Listen zu erarbeiten und zu versenden.

Rainer G. Feucht / BMCF-Antiquariat
Sonnengasse 7
89597 Munderkingen
Tel. 07393/952431
Bmcf1975@aol.com

Die Fragen stellte Matthias Glatthor