Appell des Sortimenter-Ausschusses an Libri

"Das Fundament einer gedeihlichen Zusammenarbeit wird zerstört"

8. November 2012
von Börsenblatt
Libris neues Shopkonzept ebook.de kommt bei den Sortimentern nicht gut an: Libri habe mit Gründung der Tochterfirma ebook.de "den Weg der Partnerschaft mit dem Sortiment verlassen", heißt es in einer Stellungnahme des Sortimenter-Ausschusses. Das Barsortiment mache offenkundig, dass es den Markt der Zukunft nur noch auf eigene Rechnung bestreiten wolle. Update: Heftige Diskussion im Branchenparlament

Der Appell des Sortimenter-Ausschusses an Libri im Wortlaut:

Das Unternehmen Libri hat mit Gründung seiner Tochterfirma ebook.de den Weg der Partnerschaft mit dem Sortiment verlassen. Vielmehr bringt es sich dabei als noch stärkere Konkurrenz den Buchhandlungen gegenüber in Stellung. So sind die ersten Aktivitäten von ebook.de sehr aggressiv gegen Libris eigene Kunden, die Buchhandlungen, gerichtet.

Libri macht dabei offenkundig, dass es die Veränderungen, die die neuen Herausforderungen für den Buchhandel mit sich bringen, nicht mehr gemeinsam mit seinen langjährigen Handelspartnern bewältigen möchte, sondern den Markt der Zukunft nur noch auf eigene Rechnung bestreiten will.

Der Buchhandel braucht auf dem Weg in die Zukunft starke Partner an seiner Seite. Libri hätte mit seinem technischen Know How dabei eine wichtige Rolle einnehmen können. Der Weg, den Libri beschreitet, ist hingegen geeignet, das Fundament einer gedeihlichen Zusammenarbeit zu zerstören.

In Namen der Buchhändler fordert daher der Sortimenter-Ausschuss Libri auf,

-  den Preiskampf bei Readern mit dem Buchhandel einzustellen und Reader auf ebook.de nicht länger günstiger anzubieten, als der Buchhandel sie für seine Kunden über Libri anbieten kann.

-  es zu unterlassen, über sein Tochterunternehmen ebook.de die Kundendaten des Sortiments weiter zu Werbezwecken zu verwenden.

-  es dem Sortiment zu ermöglichen, auf allen über Libri vertriebenen E-Readern den Shop der vertreibenden Buchhandlung vorzuinstallieren.

-  Die Gutscheinpraxis, die sogar eine Barauszahlung möglich macht, einzustellen.

 

Im Branchenparlament nahm Libri-Geschäftsführer Moritz Hagenmüller zu dem Appell Stellung und lieferte sich ein hitztiges Wortgefecht mit den Sortimentern:

»Der E-Book-Markt ist noch nicht spartenrein. Die Strukturen sind im Fluss. Und der Branchenverband spielt sich als ein fürsorglicher Beschützer auf, der den E-Book-Vertrieb teilverstaatlichen möchte«, sagte Hagenmüller. Er hoffe, dass es auch einen Zwischenbuchhandel für E-Books geben könne, der Veluste aus print auffange. Das Ziel von Libri sei es, mit eBooks.de »die Vielfalt weiter zu befördern«. Man habe mit eBooks.de bisherige Schwächen, wie etwa, dass die White Label Shops nicht ins Barsortiment integriert gewesen sein, ausgemerzt. Zugleich könne man die große Stärke, extreme Handelskompetenz und Nähe zum Markt nun besser ausspielen. Das »Ja-Aber-Echo« aus der Branche »tut mir leid«, sagte Hagenmüller. Viele Buchhändler würden eBook.de positiv aufnehmen und offensiv damit umgehen – und so mehr Reader und Content verkaufen.

Den Vorwurf, eBook.de nutze die Kundendaten der Buchhändler, wies Hagenmüller zurück. »Kundendaten sind sehr sensibel. Wir haben sie nie genutzt und wir werden sie nie nutzen«, betonte er.

Der Rostocker Buchhändler Manfred Keiper zeigte sich "entsetzt, wie Libri mit unseren Daten umgeht«. Das Sortiment liefere Kunden, bringe Käufer – anschließend würde die Adressen enteignet. »Ich fühle mich als Fußabtreter, die Shops, die die beiden großen Barsortiment anbieten, haben den Charakter von Franchisebuchhandel.«

Detlef Büttner, Geschäftsführer von Lehmanns Media, argumentierte in Richtung Hagenmüller: »Sie gehen sehr aggressiv in den Endkundenmarkt, da fehlen mir die Worte. Zu wessen Lasten, das ist Ihnen egal. Sie bieten beispielsweise die Sony-Reader günstiger an, als Sie sie Ihren Kunden verkaufen. Das ist branchenpolitisch nicht akzeptabel.«

Auch Thomas Wrensch (Graff) zeigte wenig Verständnis für eBook.de: »Wir werden uns dagegen wehren. Die Konsequenzen bleiben jedem selbst überlassen.«

Der Kasseler Buchhändler Jörg Robbert kritisierte die Preisgestaltung bei den Lesegeräten. Als Libri-Kunde erhalte man das Pocket-Book-Basic für 89 Euro, über eBook.de für 69 Euro. Hagenmüllers Entgegnung: »Preisfindung ist für Buchhändler ungewohnt.«