Arbeitskreis kleinerer Verlage AkV

Wenn von 135.000 Titeln die Cover fehlen

3. März 2015
von Börsenblatt
Auch der Zwischenbuchhandel unterliegt dem Wandel. Wie Barsortimenter die Situation sehen und was sie sich von Verlagen wünschen, diskutierten sie mit Verlegern auf der Jahrestagung des Arbeitskreises kleinerer Verlage AkV im Frankfurter Haus des Buches - von Vollständigkeit der Daten bis zu thematischen Wannen.
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Wie existenziell wichtig den Barsortimentern die Vielfalt im Handel ist und damit auch die kleinen Verlage, betonte Umbreit-Chef Thomas Bez schon bei der Einführung ins Thema durch AkV-Sprecher Armin Gmeiner unmissverständlich: „Wir haben nur dann eine Daseinsberechtigung, wenn es viele Buchhandlungen und Verlage gibt – wenn Sie in andere Länder schauen, da gibt es keine Barsortimente.“ Rudolf Sommer, erfahrener Branchenkenner und seit fast 40 Jahren bei KNV, schätzte, „dass die Umsätze mit Büchern nicht unbedingt steigen werden - wir müssen schauen, wie wir den Herausforderungen eines eher stagnierenden Marktes begegnen.“ Und Andreas Galensa von Libri sah zwei Herausforderungen: „Im Bereich der gedruckten Bücher haben wir entschieden, dass es wenig Sinn macht zu fragen, welches Buch geht und welches nicht. Deshalb haben wir unser Lager erweitert und nehmen alle Titel in Bad Hersfeld auf. Im digitalen Geschäft kann eine Zwischenstufe zum Handel dafür sorgen, dass Buchhandlungen und Verlage auch hier eine Chance haben.“

Die Bereithaltung sämtlicher Titel bei Libri wurde von Bernd Weidmann (Verlag Die Werkstatt) begrüßt: „Wenn der stationäre Buchhandel über Nacht wirklich jeden Titel bekommt und dem Kunden am nächsten Tag verkaufen kann – das ist ein Quantensprung und ein Riesenschritt gerade im Hinblick auf die Konkurrenzsituation gegenüber Amazon.“ Galensa hob hervor, dass Libri bei den  Umsätzen aus der bisherigen Longtail-Aufstockung im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte des Umsatzes mit Buchhandlungen gemacht habe.

Was Verlage tun können
Hinsichtlich einer besseren Zusammenarbeit hatten die Barsortimenter mehrere Anliegen. „Möglichst frühzeitig die Titel melden – wir kriegen es doch eh raus!“, appellierte Rudolf Sommer, „komplett und per Onix.“ Für Vollständigkeit der Daten plädierte auch Galensa: „Um mal eine Zahl zu nennen: Bei 135.000 Titeln haben die Cover gefehlt, meist bei kleineren und mittelgroßen Verlagen“. Genauso wichtig sei eine Mitteilung, wenn Titel nicht lieferbar sind - und warum sie nicht lieferbar sind.
Dietrich zu Klampen vom gleichnamigen Verlag sprach ein Thema an, das viele der anwesenden Verleger interessierte: die Daten. „Die Buchhandlungen haben es mir vorgerechnet, dass sie weitaus bessere Konditionen bekommen bei Barsortimenten als wenn sie einzeln kleine Mengen bei mir bestellen  das ist in Ordnung. Bei uns steigt der Barumsortimentsumsatz kontiniuierlich, alles wunderbar.“ Aber: Zu Klampen würde gerne mit den Buchhandlungen, die von einem Titel große Stückzahlen verkaufen, mehr machen, sie mit Werbung unterstützen, den Autor vorbeischicken – „aber ich kenne sie nicht, erfahre davon nur durch Zufall. Warum können wir Verlage nicht von den Barsortimenten die Namen der Buchhandlungen mit solch hohen Ausschlägen bekommen?“ Zustimmendes Nicken bei den Verlegern, Schweigen bei den Barsortimentern, bis Andreas Galensa als erster verneint: „Wir können keine bilateralen Zahlen herausgeben, das sind vertrauliche Daten, das wollen auch die Buchhandlungen nicht.“ Er habe ein Forschungsinstitut mit einer Umfrage unter Buchhandlungen dazu beauftragt, entgegnete zu Klampen, Ergebnis: „Der übergroße Anteil der Sortimente hat nichts dagegen.“
Es sei aber auch ein Kapazitätsproblem, meinte Rudolf Sommer: „Wenn ich mir vorstelle, dass unsere 4500 Verlage entsprechende Titelhäufungen in der Auslieferung an eine Buchhandlung den jeweiligen Verlagen mitteilen sollten, dann hätten wir mehr als alle Hände voll zu tun.“ Und Thomas Bez wies auf noch etwas anderes hin: „Wenn Sie als Buchhandlung zwei Barsortimente haben, würden Sie dann auch die Konkurrenzzahlen kennen. Wir liefern, unterstützen auch, aber wir sind im klassischen Sinn keine aktiven Verkäufer.“

Themen in Wannen bündeln
Ob es dann nicht doch sinnvoll wäre, Werbung in die Wanne zu tun für die Buchhandlungen?, fragte Annette Sievers vom Peter Meyer Verlag. Umbreit macht es, KNV hat es gemacht, „aber die Resonanz war mäßig“, bekannte Rudolf Sommer. „Aber dann denken wir jetzt noch mal drüber nach“, versprach er. Auch die Überlegung, ähnlich wie bei der „Aktion Kunstwanne“ Bücher aus kleineren Verlagen zu bestimmten Themengebieten in einer Barsortimentswanne zu bündeln, kam noch einmal auf. „Die Kunstwanne war ein interessantes Experiment, das aber an der Remissionsquote gescheitert ist“, urteilte Sommer.