Auf der Generalversammlung gewählt

Thomas Kramer ist neuer SBVV-Präsident

31. Mai 2016
von Christiane Petersen
Als Nachfolge-Kandidat von Marianne Sax war er bereits vorgeschlagen worden, am 30. Mai hat ihn nun die Generalversammlung des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands (SBVV) im Kongresshaus Zürich gewählt: Thomas Kramer (49) ist neuer SBVV-Präsident.

Der Wegfall der Buchpreisbindung, die Abkopplung des Schweizer Franken vom Euro, Online-Buchhandel und Shopping-Tourismus – die Schweizer Buchbranche ist unter Druck. Auf der 168. Generalversammlung des SBVV in Zürich wurde deutlich, wie die Schweizer ihre Branche durch diese schon zur Gewohnheit gewordene Krise manövrieren: mit Sachverstand, Gelassenheit und ziemlich viel Humor.

Premiere feierte bei der Jahresversammlung des SBVV in diesem Jahr ein dreistündiges "Branchen-Palaver", das den Auftakt zur Generalversammlung gab. "Verlage werden derzeit gejagt wie junge Gazellen. Aber ich kann Ihnen nur raten: Haben Sie keine Angst. Nicht vor dem Nie-Dagewesenen, nicht vor Lobbyarbeit, nicht vor Amazon und nicht vor Ihren Autoren oder externen Beratern", ermutigte die als Gastrednerin aus Deutschland geladene Autorin Nina George die 130 anwesenden Mitglieder des SBVV, um anschließend den Finger wieder in die Wunde zu legen: "Es wird nicht leichter. Und: Sie werden derzeit nicht sonderlich geliebt". Ein Allheilmittel für wachsenden Druck und sinkende Margen fanden die Schweizer in der anschließenden Diskussion nicht, dafür aber eine große Bereitschaft für Austausch unter den einzelnen Sparten und Interesse an gemeinsamen Lösungen.

Thomas Kramer ist neuer SBVV-Präsident

Einstimmigkeit zeigten die Branchenvertreter auf ihrer Generalversammlung auch bei der Wahl ihres neuen Präsidenten Thomas Kramer, Verlagsleiter des Kunst-, Fotografie- und Architektur-Verlags Scheidegger & Spiess − seit 2012 auch Verleger und Hauptaktionär von Park Books. "Ich freue mich – und ich bin neugierig, auf die Arbeit im Verband und auf Sie alle", so Kramer . In den letzten Jahren habe er gelernt, wie wichtig eine optimistische, zukunftsorientierte Verbandsarbeit und ein gutes Zusammenspiel aller Branchenteilnehmer sei. Kramer, Filmhistoriker, Autor und Herausgeber mehrerer Bücher, war Kulturredakteur beim Schweizer "Tages-Anzeiger" und Kulturchef bei der "Weltwoche", bevor er 2006 Verlagsleiter von Scheidegger & Spiess wurde.

Zu seiner Motivation lässt sich Kramer in einer SBVV-Mitteilung zitieren: "Es ist mir wichtig, eine lebendige, starke und zukunftsgerichtete Verlags- und Buchhandelslandschaft sichern zu helfen. Gute Verlage und gute Buchhandlungen sind ein kulturelles Gut. Dabei sollen auch die Chancen qualitativ hochstehender und engagierter Arbeit betont werden – allen Unkenrufen und den schwierigen Rahmenbedingungen des kleinen Heimmarktes zum Trotz."

Standing Ovations für Marianne Sax

Die Fußstapfen, in die Kramer nun tritt, sind groß. Acht Jahre lang hat Marianne Sax den Verband in den letzten Jahren erfolgreich durch stürmische Zeiten navigiert, als Dank für ihr großes Engagement gab es anhaltenden Beifall und Standing Ovations. "Wir werden dich und deinen herben Thurgauer Charme sehr vermissen", dankte Dani Landolf, Geschäftsführer des SBVV, der scheidenden Präsidentin, die erwiderte: 

"Ich kam als Buchhändlerin aus der Provinz auf Euch zu und Ihr habt mich in Zürich, in Frankfurt, in Leipzig, in Eurer Buchhandlung, Eurem Besprechungszimmer, an Eurer Buchvernissage oder am Verlagsfest willkommen geheissen. Ihr habt mir viel mehr gegeben, als ich Euch jemals werde zurückgeben können. Dafür danke ich Euch allen von ganzem Herzen". 

Thomas Kramer startet nun von einer bei den widrigen Umständen verhältnismäßig komfortablen Basis in seine Amtszeit: Der Vorstand legte seinen Mitgliedern einen positiven Jahresabschluss 2015 vor. Und dann konnte endlich gefeiert werden. Beim "Apéro-riche" wurde der Preis des "Schweizer Buchhandels" 2016 an den Verlag und die Buchhandlung des Jahres 2016 vergeben. Gewinner in diesem Jahr: der AT Verlag aus Aarau und die Buchhandlung Bücher Dillier aus Sarnen.