Aus dem Antiquariat

Bibliophilie und Bibliomanie

22. September 2011
von Börsenblatt
Am 23. September erscheint das neue Heft der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat". Darin unter anderem Beiträge zu Leben und Wirken des Antiquars, Galeristen und Auktionators Gerd Rosen sowie Exlibris von Antiquaren.
Der Antiquar Gerd Rosen (1903–1961) war ein ebenso bemerkenswerter wie außergewöhnlicher Vertreter seines Metiers – und nicht unumstritten. Das spiegelt sich auch in seiner beruflichen Laufbahn. Seine Kontakte zu Nazigrößen verhalfen ihm im Berlin der Nazi-Zeit dazu, als Antiquar zu arbeiten, obwohl er nach den Nürnberger Gesetzen als "Halbjude 1. Grades" galt. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eröffnete er 1945 am Kurfürstendamm eine Galerie für zeitgenössische avantgardistische Kunst, die schnell zum unumstrittenen Mittelpunkt der Berliner Kunstszene wurde. Mit den wichtigsten Künstlern der Galerie zerstritt er sich jedoch. Es folgte eine finanzielle Krise und Ende 1950 das wirtschaftliche Aus der Galerie. Er kam jedoch schnell wieder auf die Beine und war als Buchantiquar und Auktionär erfolgreich– auch wenn er sich, wie Zeitgenossen berichten, in einer Grenzzone zwischen Bibliophilie und Bibliomanie bewegte. Nicht selten kam es vor, dass er Bücher, die er für eine Auktion erhalten hatte, gegen Bücher aus seiner eigenen Sammlung austauschte. Die besser erhaltenen und schöneren behielt er. Die aktuelle Ausgabe von "Aus dem Antiquariat" stellt Gerd Rosen, sein Leben und sein Wirken vor.
 
Ein weiteres Thema behandelt Exlibris von Antiquaren, ein Gebiet, das erst jetzt in den Fokus der Forschung gerückt ist. Die Suche nach Antiquariats-Exlibris gestaltet sich wie die Suche nach der "Nadel im Heuhaufen", lohnt sich aber. Seit 2010 wurden durch den Autor des Beitrags 101 Exlibris von 54 Antiquaren und Antiquariaten ermittelt. Außerdem im Heft: Ein Interview mit Karin Schmidt-Friderichs, der neuen Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Buchkunst. Sie erläutert unter anderem, wie sie mehr Öffentlichkeit für schöne Bücher schaffen möchte: "Es reicht nicht aus, die Bücher einfach nur zu zeigen. Wir brauchen dahinter eine zweite, eine didaktische Ebene, um die Menschen für die ästhetische und körperliche Seite der Bücher zu sensibilisieren", so Schmidt-Friderichs.

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