Ausstellung: 40 Jahre Stroemfeld Verlag

"Machs einer nach und breche nicht den Hals"

13. August 2010
von Börsenblatt
Eine Ausstellung in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt dokumentiert die Geschichte des Stroemfeld Verlags. Zur Eröffnung sprechen Politiker, Autoren, Freunde des Verlags. Es ist halb Familientreffen und halb Staatsakt und es ist eine große Feier des Verlegers KD Wolff.

Der Schreibtisch von Hölderlin ist da. Und ein IBM-Composer aus dem Jahr 1982. Eine Sensation von Gerät; ein Schreibcomputer mit der Speicherkapazität von 8000 Zeichen. Das entspricht in etwa einer DIN A 4-Seite. Und Bücher natürlich, alle. Nicht nur zum Anschauen, sondern zum Anfassen, zum Blättern. Die gesamte Produktion aus 40 Jahren, ausgestellt in Regalen, die in Form eines gesprengten Sterns angeordnet sind. 40 Jahre Stroemfeld Verlag. Das Wunder ist, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Die Ausstellung in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt dokumentiert Verlags- und Produktionsgeschichte.

 

Die Ausstellungseröffnung im Großen Saal fiel so staatstragend aus, wie es sich der ehemalige SDSler und Tausendsassa-Verleger KD Wolff wohl niemals hätte träumen lassen. Noch vor gut einem Jahr verweigerte man ihm die Einreise in die USA; nun hat er für ein Stipendium einen Visumsantrag gestellt. Der amerikanische Generalkonsul saß in der ersten Reihe; dieses Mal, so darf man vermuten, wird es gut gehen. Die CDU-Oberbürgermeisterin von Frankfurt ist Schirmherrin der Ausstellung; der CDU-Kulturdezernent, ein Rotarier-Kollege von KD Wolff, sprach von der „ungeheuren Abenteuerbereitschaft" und dem „Mut, sich immer am Abgrund zu bewegen".

 

Überhaupt – das Durchhalten und die Art und Weise, wie das gelingen konnte, war das beherrschende Thema der unzähligen Grußworte des Abends. Der Kulturmäzen Rüdiger Volhard erkennt in einer Mischung aus Intelligenz, Lethargie und Aufmüpfigkeit das Erfolgsrezept des Verlages; nicht selten fiel das Wort „Chuzpe". Klaus Theweleit lobte die Arbeitsweise des Stroemfeld Verlages, zunächst immer genau zu wissen, wie ein Buch auszusehen habe und sich erst danach um die Finanzierung zu kümmern. Später dann saß Peter Kurzeck, nicht nur der wichtigste Stroemfeld-Autor, sondern einer der bedeutendsten in Deutschland überhaupt, im Foyer und signierte Druckbögen aus seinem im kommenden Jahr erscheinenden Roman. Die wurden für zehn Euro pro Stück verkauft. So viel zum Thema Chuzpe.

 

Währenddessen drängten die Besucher in die Ausstellung: Die Kleist-Ausgabe, die Hölderlin-Ausgabe, Kafka, Keller – schöne, ungewöhnliche Bücher, die der Literaturwissenschaft einen neuen Zugang eröffneten. Jedes einzelne Buch erkämpft. Eine Ausstellungseröffnung als Familientreffen: Frankfurts 68er, grau geworden, aber noch präsent. Ute Schwens, Frankfurter Direktorin der Deutschen Nationalbibliothek, erkannte in KD Wolffs Wirken eine „Übereinstimmung von verlegerischer Arbeit und bürgerlicher Verantwortung." Und ohne Goethe-Zitat ging es selbstverständlich auch nicht. Rüdiger Volhard: „Wohl kamst du durch; so ging es allenfalls. / Mach's einer nach und breche nicht den Hals.
" In diesem Sinne: Glückwunsch.