Ausstellung internationaler Reportagen

Zeig mir die Welt

18. Juni 2010
von Börsenblatt
Das 2. Lumix Festival für jungen Fotojournalismus in Hannover wird heuer zum zweiten Mal von der Studienrichtung Fotografie der Fachhochschule Hannover zusammen mit der deutschen Fotojournalisten-Vereinigung FreeLens organisiert. Noch bis zum 20. Juni werden in den Pavillons auf dem Expo-Gelände Fotoreportagen gezeigt. Zusätzlich zu sehen und zu hören: Multimedia-Stories, Vorträge und Gespräche mit international bekannten Fotografen. Ein Rundgang.
Die 1400 Fotos der 60 Reportagen wurden von den Studierenden der FH Hannover ausgedruckt und einheitlich in helles Holz und weißes Passepartout gerahmt.  Die dezente Rahmung hält sich soweit zurück, dass die Bilder enorm hervorleuchten. Gute zwei Drittel der Fotografen arbeiteten in Farbe, ein Drittel der Reportagen sind in Schwarzweiß gehalten.

Die Organisatoren wollten mehrere Arten der Reportagefotografie zeigen, nicht allein Krisenberichte, bei der die Dokumentation der Schrecken im Vordergrund steht. Wichtig sollte auch der Alltag sein – deshalb finden sich auch zwei Reportagen von ganz unspektakulären Themen in der Ausstellung: Heinrich Völkels „Der letzte Bauer von Hannover“ und Joanna Nottebrocks „Familie an Bord – Leben und Arbeiten auf einem Binnenschiff“.  

Doch beim Durchgang durch die Ausstellung zeigt sich, dass zwar auch das alltägliche Drumherum interessant ist, die Themen aber erst durch das Überspringen eines tiefen Grabens zwischen den Welten groß gemacht werden. Soziale Extreme in der Gesellschaft – hier Burschenschaft, dort Prostitution, hier die schrille Musikerin Peaches, dort die Mennoniten ­ – und Krankheit, Krise, Kriege in weit entfernten Nationen thematisieren doch die meisten Reportagen. Der Mut einiger Fotografen zur Reise in entfernteste Abgründe ist nur zu bewundern – man schaut dort schließlich nicht nur mal zwei Stunden vorbei.

Ed Ou reist in eine Region Kasachstans, die nach jahrzehntelangen Atomwaffentests radioaktiv verseucht ist und dokumentiert die behinderten und entstellten Opfer, ohne sie bloßzustellen.

Luiz Maximiano geht mit den Müllsammlern in Nicaragua durch einen Unrat von sintflutartigen Ausmaßen – zu sehen bis zu Horizont, dahinter hört diese Welt ganz offensichtlich auf.

Daniel Pilar kniet dort nieder, wo in Kabul der Offen der Ziegelbrennerei mit Autoreifen gefeuert wird, und richtet sein Objektiv  zum verqualmten Himmel.

Aus den Bildern spricht ein gewachsenes Gespür für Situationen, ein Blick für Licht und Land. Die mitunter schockierende Nähe in den Motiven beweist eine große Vertrautheit mit den Menschen vor Ort. Die Menschen, die in die Kamera blicken, vertrauen den Fotografen und schließlich auch dem unbekannten späteren Betrachter. Die Botschaft, die dort auf den Weg geschickt wurde, kommt an.

Michael Klein-Reitzenstein, der in Hamburg die Buchhandlung im Haus der Photographie (Deichtorhallen) betreibt, sieht das Fotobuch im Aufwind. An seinem Buchverkaufsstand lassen sich die Besucher die Bände der weltweit bekannten Fotografen nach den Vorträgen signieren. Es gebe allgemein ein größeres Interesse an Bildern, auch ein höheres Niveau auch bei Laienfotografen. Für Fotojournalisten ist das Fotobuch weiterhin eine Möglichkeit, Projekte und Ziele vollständig vorzustellen. 

Eindrücke aus den Ausstellungen sehen Sie in unserer Bildergalerie

Zu besuchen ist das Festival noch bis Sonntag, 20. Juni 2010, auf dem EXPO-Gelände Hannover. Geöffnet bis 20 Uhr. Einige Vorträge können auch als livestream mitverfolgt werden.