Austausch zwischen AkS und AkV

Auf jeden Fall DIN A4

3. März 2015
von Stefan Hauck
Es war ein Experiment, das die Arbeitskreise kleinerer Verlage AkV und unabhängiger Sortimente AkS initiiert hatten: sich einen Tag lang gemeinsam über Arbeitsbereiche wie Vorschauen, Datenpflege und regionale Kooperationen auszutauschen. Engagiert debattierten Buchhändler und Verleger heute in Frankfurt und fanden allerlei Lösungsansätze für gemeinsame Probleme.

Jahrzehntelang hätten Verleger und Sortimenter in ihren jeweiligen Sparten die Welt betrachtet, hatte der Geschäftsführer des Verleger-Ausschusses, Rolf Nüthen, in den Tag eingeführt: „Heute reden wir nicht erst mal getrennt und schauen dann, sondern wir reden gleich miteinander“. Neugierig waren 45 Verleger und Buchhändler der Einladung zum Mediacampus Frankfurt gefolgt, mit viel Offenheit und ein bisschen Unsicherheit im Gepäck. In gemischten Arbeitsgruppen näherten sie sich drei großen Themenkomplexen und erfuhren, wie die jeweils andere Seite denkt, arbeitet und warum bestimmte Dinge so sind, wie sie sind – aber auch, dass sie veränderbar sind. „Wir wollen wissen, wie Sie als Buchhändler ‚ticken’ und Ihnen ebenso Einblick geben, wie wir ‚ticken’“, brachte Pala-Verleger Wolfgang Hertling das Ziel des Treffens auf den Punkt.

Bloß keine Metallösen
Bereits die erste Arbeitsgruppe zum Thema Vorschauen und Cover brachte eine Fülle an Einschätzungen, bedenkenswerten Kritikpunkten und Anregungen, wie man zum beiderseitigen Nutzen eine nutzwertige Vorschau produzieren kann. Schritt für Schritt trugen die Sortimenter im Austausch zusammen, was sie als unabdingbar sehen:

    • Auf jeden Fall sollte die Vorschau im DIN A4-Format erscheinen

    • Metallösen in der Falz sind lästig

    • Gewünscht werden ein klar erkennbarer Erscheinungstermin und Preis

    • Vorherige Titel des Autors zu nennen ist sinnvoll, „auf jeden Fall aber der letzte Titel, da schauen Buchhändler gerne kurz im Warenwirtschaftssystem nach, wie er sich verkauft hat“, sagte Sortimenterin Iris Hunscheid von der Buchhandlung Hoffmann in Achim

    • Geschätzt wird bei Bilderbüchern, Sachbüchern, Ratgebern und ähnlichen Titeln mit prägendem Bildanteil auch eine Abbildung von Innenseiten



Unterschiedlich, so stellte sich heraus, ist der Umgang mit den Vorschauen: Die einen sortieren sie nach Verlagen, die anderen nach Warengruppen, andere nach Vertretern oder Auslieferungen. Die meisten Sortimenter heben die Vorschauen bis zur nächsten Saison auf, einige entsorgen sie schon nach dem Vertreterbesuch.

Bei den Covern wiesen die Sortimenter zum Erstaunen ihrer Verlagskollegen darauf hin, dass sie den Buchtitel lieber auf der oberen Hälfte des Covers sehen – wegen der oft einander überlagernden Präsentation im Schaufenster. Aufkleber mögen die Buchhändler auf nichteingeschweißten Büchern gar nicht – weil viele nämlich nicht ohne Rückstände ablösbar sind und nicht selten dann das Coverpapier abreißen. Über die Un-Verzichtbarkeit von EAN-Codes gab es unterschiedliche Urteile, der beste Platz, so der Mehrheitsbefund, ist auf der hinteren Umschlaginnenklappe: Dort fällt er nicht störend ins Auge, ist aber beim Kassieren sofort greifbar.

Bitte ordentlich verschlagworten
Klare, verbindliche Erscheinungstermine werden von den Sortimenten geschätzt, erfuhren die Verleger, was manchen zur kritischen Selbstüberprüfung veranlasste: Vielleicht müsse man sich in diesem Punkt stärker disziplinieren. Im Themenkomplex „Daten“ ging es selbstredend auch ums VLB und die Barsortimentskataloge; viele Sortimenter fanden bei ersterem die Kosten zu hoch. Überrascht waren die Verleger, wie intensiv die Buchhandlungen mit Schlagworten arbeiten.

Wie unterschiedlich beide Seiten arbeiten, zeigte sich an einfachen Beispielen: Als die Verleger fragten, ob die Buchhandlungen über TV-Termine ihrer Autoren informiert werden wollen, meinten die Sortimenter: herzlich gerne, aber bitte per Mail. Denn das Telefon soll für den Kunden freigehalten werden. Bei den Verlegern ist es umgekehrt: Sie wollen lieber angerufen werden.

Ungewöhnliche Orte
Ideen wurden auch zum Themenkomplex „Regionale Kooperationen“ ausgetauscht. Partner könnten oft Räume für Veranstaltungen stellen, sorgten für Plakatierung und Werbung, eröffneten neue Kundenkreise, egal ob es um Leseförderung oder einen Whiskyabend geht – und am wichtigsten: Sie seien mit in der Verantwortung für das Gelingen, da waren sich Sortimenter und Verleger einig. Ebenso einhellig der Befund, dass insbesondere an ungewöhnlichen Orten Lesungen gut funktionieren.

In puncto Azubi-Tausch wurde die Überlegung laut, ob man vielleicht eine Plattform zum Austauschen einrichten könne. Ein konkretisierendes Wer? Wann? Wo? blieb noch unbeantwortet.

Das Fazit des gemeinsamen Tags fiel positiv aus. Gelobt wurden die Offenheit und die Chance, mehr über die andere „Seite“ zu erfahren. Allerdings seien wenig Wünsche an die Sortimenter herangetragen worden, wunderte sich Dirk Sackis von der Kronberger Bücherstube. „Wir haben doch nur einen einzigen Wunsch“, meinte Verleger Armin Gmeiner schlagfertig, „nämlich mehr Bücher von uns zu verkaufen.“

Einige Teilnehmer bezeichneten das Treffen als längst überfällig und wünschten sich auch für die Zukunft ein größeres Miteinander. Zuvor hatte Kyra Dreher, Geschäftsführerin des Sortimenter-Ausschusses, über den aktuellen Stand der Verbandsreform berichtet, in der künftig themenorientierte Arbeitsgruppen ein größeres Gewicht bekommen sollen. In diese Arbeitsgruppen sollen sich alle Sparten einbringen. Dreher trat Befürchtungen entgegen, dass die vertrauten Strukturen auf einen Schlag abgeschafft würden und hob hervor, dass kein singulärer Radikalschritt geplant sei, sondern ein behutsames, sukzessives Vorgehen. "Denkbar ist, dass sich die Mitglieder zunächst für eine Umwandlung von bestehenden Arbeitsgruppen und -kreisen in Interessengruppen aussprechen, wobei natürlich auch neue Interessengruppen entstehen können und sollen", so Dreher. "Diese Praxis soll aber in Koexistenz mit den Fachausschüssen geübt und getestet werden, bevor weitere strukturelle Entscheidungen gefällt werden." Noch gebe es auch offene Fragen, etwa wo eine Meinungsbildung bei übergreifenden Fragen stattfinden könne; denkbar sei ein Sprecherrat mit den Vorsitzenden der Arbeitsgruppen und Arbeitskreise.

Sieht man den Austausch der Buchhändler und Verleger in Seckbach als "Test" im Sinne dieser Reform,  fiel die Bilanz ermutigend aus. „Vielleicht kann man solche Treffen auch regional durchführen“, regte Iris Hunscheid an, „dann sind die Anfahrtswege nicht so lang.“ Der Tenor der Beteiligten war eindeutig: Man käme wieder. Fortsetzung des Experiments erwünscht.