Auszeichnung

Schubart-Literaturpreis an Saša Stanišić

24. Februar 2017
von Börsenblatt
Der mit 15.000 Euro dotierte Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen geht in diesem Jahr an Saša Stanišić. Der in Hamburg lebende Autor wird für seinen Erzählband "Fallensteller" (Luchterhand) ausgezeichnet. Isabelle Lehn erhält den von der Kreissparkasse Ostalb mitgetragenen Förderpreis für ihr Romandebüt "Binde zwei Vögel zusammen" (Eichborn).

Die Preise werden im Rahmen eines öffentlichen Festakts am 22. April in Aalen überreicht; am 23. April findet in der Stadthalle eine Lesung mit beiden Preisträgern statt. Die Laudationes für Saša Stanišić und Isabelle Lehn werden Stefan Kister, Literaturredakteur der "Stuttgarter Zeitung", und die Literaturexpertin Verena Auffermann halten, die beide Mitglieder der Jury sind.

„Literaturpreise sind ein wichtiges Zeichen einer freiheitlichen und weltoffenen Gesellschaft“, sagte Oberbürgermeister Thilo Rentschler in seinem Dank an die Jury und den Gemeinderat der Stadt Aalen. „Ich freue mich besonders, dass seit 2015 zusätzlich der Schubart-Abiturpreis geschaffen wurde, um gerade die jüngeren Menschen an die Literatur heranzuführen“.

 

Strom der Erinnerung

Begründung der Jury zu "Fallensteller": "'Fallensteller' heißt das neue Buch von Saša Stanišić. Zu seinem doppelbödigen Wesen zählt, dass es eigentlich beides ist, Falle und Fang. Es legt für den Leser Köder aus, um ihn zu verführen. Gleichzeitig ist es eine bunte Sammlung für alles, was dem Autor ins Netz gegangen ist: Prosaminiaturen, Tagesreste aus dem Leben eines Schriftstellers, manches hätte ein Roman werden können. In seiner kunstvollen Prosa erläutert Stanišić die Welt, ohne den Blick von ihren Abgründen abzuwenden. Seine Sprache schwebt in schöner Leichtigkeit mit  einem Strom der Erinnerung an gegenwärtige und vergangene Katastrophen.

Der jugoslawische Bürgerkrieg hat den 1978 in Bosnien geborenen Autor einst nach Deutschland verschlagen, sein fulminantes Debüt 'Wie der Soldat das Grammofon repariert' war davon geprägt. Acht Jahre später folgte sein zweiter Roman 'Vor dem Fest' über die eigenartigen Bräuche des märkischen Dorfes Fürstenfelde. Stanišić ist die Galionsfigur einer jungen deutschen Literatur, die sich aus fremden Quellen speist."

Realistisches Szenario zwischen Wahn- und Traumwelten

Begründung der Jury zu "Binde zwei Vögel zusammen": "In erschreckender und packender Weise beschreibt die 1979 in Bonn geborene Autorin, wie ein arbeitsloser Akademiker in ein simuliertes Kriegsspiel gerät und aus dieser Rolle nicht mehr herausfindet. Isabelle Lehn zeigt beeindruckend wie schnell sich die Wahrnehmung und damit der Blick auf die Realität verändern kann.

Isabelle Lehn lebt in Leipzig und studierte Rhetorik, Ethnologie und Erziehungswissenschaft in Tübingen und Leicester. Am Deutschen Literaturinstitut Leipzig absolvierte Lehn ein Studium und forscht dort zur Ausbildung von Schriftstellern in der DDR."

Über den Schubart-Preis

Die Stadt Aaalen verleiht den Schubart-Literaturpreis bereits seit 1956 in zweijährigem Turnus. Im Mittelpunkt stehen herausragende literarische Leistungen in der Tradition des freiheitlichen und aufklärerischen Denkens von Christian Friedrich Daniel Schubart. (*1739 +1791). Der Literat, Journalist und Komponist erlebte seine Jugendjahre in der Reichsstadt Aalen. Sein Lebenswerk war die Herausgabe der Deutschen Chronik, einer zweimal wöchentlich erscheinenden Zeitung voller literarischer, kultureller und tagespolitischer Berichte.