Auszeichnungen

Kurt-Wolff-Preis an Klaus Wagenbach vergeben

19. März 2010
von Börsenblatt
Klaus Wagenbach will einen Teil des Preisgeldes in Höhe von 26.000 Euro für die Fertigstellung der kritischen Kafka-Edition bei S. Fischer spendieren. Der Anerkennungspreis in Höhe von 5000 Euro ging an die Verleger von Voland & Quist (Dresden/Leipzig), Sebastian Wolter und Leif Greinus.  
In seinem Grußwort bezeichnete Kulturstaatsminister Bernd Neumann die 10jährige Arbeit der Kurt-Wolff-Stiftung (der runde Geburtstag soll übrigens am 29. August im Berliner Literaturhaus gefeiert werden) als "Erfolgsgeschichte". Bezug nehmend auf die Plagiats-Diskussionen der letzten Wochen wies Neumann, ohne Namen zu nennen, darauf hin, dass der Schutz geistigen Eigentums eine der "größten kulturpolitischen Herausforderungen" sei. Er werde gemeinsam mit der Bundesjustizministerin auf die weitere Ausgestaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen hin arbeiten. Neumann solidarisierte sich darüber hinaus mit der Leipziger Erklärung des Schriftstellerverbands.

In seiner sehr persönlichen Laudatio auf Klaus Wagenbach (der ausgerechnet im Fragebogen des BÖRSENBLATTS einmal erklärt hatte, mit dem damaligen Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz tauschen zu wollen) gewann Klaus-Dieter Lehmann, inzwischen Präsident des Goethe-Instituts, dem Begriff "Lebenswerk" erweiterten Bedeutungsinhalt ab: "Es ist das leben selbst, das er in direkter Weise mit dem Verlag und seiner Literatur in Übereinstimmung gebracht hat, sein Leben, seine Neugier, seine Verantwortung, seine Antworten." Um Wagenbach in der Folge, wunderbar treffend, so zu charakterisieren: "Gelassenheit ist die anmutigste Form von Selbstbewusstsein."

In seinen Dankesworten zollte Klaus Wagenbach zunächst Bernd Neumann dafür Respekt, dass der die Stiftungsarbeit ungeachtet politischer Meinungsverschiedenheiten kontinuierlich unterstütze. Das Preisgeld werde, logisch, in neue Buchprojekte investiert. Worauf Wagenbach – dafür kennt und liebt man ihn – am Ende doch noch mit einer Überraschung herausrückte: Einen "ansehnlichen Betrag" des Preisgelds will er in eine Stiftung einbringen, die die Finanzierung der beiden noch ausstehenden Briefbände der Kritischen Kafka-Edition bei S. Fischer gewährleisten soll. Und wofür braucht es unabhängige Verleger noch? Wagenbach: "Für den Autor ist es doch lustvoller, einen Verleger persönlich zu beleidigen und zu umarmen, als eine Kommanditgesellschaft."

Damit die Auszeichnung fürs "Lebenswerk" dem quicklebendigen, rotbesockten Verleger nicht allzu schrecklich abschließend in den Ohren klinge, tröstete Lehmann mit Udo Lindenberg. Der hatte schließlich bei der "Echo"-Verleihung beharrt: "Hinterm Lebenswerk geht's weiter!" Darauf einen feinen Vino Nobile aus Montepulciano!