Autoren-Vereinigung gegründet

Schriftsteller schließen sich zusammen – für den Frieden

23. Juli 2015
von Börsenblatt
140 Autoren aus aller Welt haben sich bislang dem "Straßburger Appell" der beiden Friedenspreisträger Boualem Sansal und David Grossman angeschlossen. Die gemeinsame Erklärung ist der Startpunkt für eine weltweite Vereinigung der Schriftsteller für den Frieden.

Zu den Unterzeichnern aus dem deutschsprachigen Raum gehören Autoren wie Elfriede Jelinek, Thomas Lehr, Tanja Kinkel, Moritz Rinke und Uwe Timm, aber auch weitere Friedenspreisträger wie Friedrich Schorlemmer, Wolf Lepenies und Claudio Magris. Auch der Chinese Liao Yiwu, der am Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wird, hat unterschrieben.

Im Fokus der Erklärung: Der Nah-Ost- Konflikt und – als positiver Gegenentwurf – die deutsch-französische Aussöhnung. Boualem Sansal und der Publizist Alfred Grosser (Friedenspreisträger des Jahres 1975) stellten die Erklärung heute auf der Buchmesse vor. 

In dem acht Seiten starken, dreisprachigen Papier heißt es unter anderem: 

"Die weltweite Vereinigung von Schriftstellern für den Frieden ist keine politische Partei und beabsichtigt nicht, sich in die inneren politischen Angelegenheiten eines Landes einzumischen. Dies ist die Angelegenheit eines jeden einzelnen, entsprechend der eigenen persönlichen Überzeugungen und Verpflichtungen. Der Frieden und die Werte, die ihn untermauern - Menschenrechte, Demokratie und Kultur – sind keine internen Angelegenheiten, sie sind universell gültig. Deshalb definiert die Vereinigung sich über diese Werte ohne weitere Zugeständnisse. Das ist der Spielraum und zugleich seine Grenze."

Nichtsdestotrotz bezieht die Erklärung zu aktuellen Krisen Position, etwa zum "Arabischen Frühling": Der habe "Hoffnungen genährt und Möglichkeiten geschaffen, besonders im Hinblick auf die Digitalisierung", so die Erklärung. Er habe aber auch enorme innere Spannungen in den arabischen und muslimischen Ländern erzeugt, "die Verschlechterungen mit sich bringen und zum Extremismus führen".

Zum Nahost-Konflikt schreiben die Autoren: "Es ist dringend notwendig, dass die internationale Gemeinschaft entschieden eingreift, um das iranische Atomprogramm unter Kontrolle zu bringen und für eine Lösung des Israel-Palästina-Konflikts enzustehen. Die Parteien müssen sofort zu einem wahren und direkten Dialog gedrängt werden, um so schnell wie möglich die Schaffung eines palästinensischen Staats neben dem Staat Israel zu realisieren; beide mit sicheren Grenzen, die für beide Seiten auf schmerzhaften Kompromissen beruhen, die jedoch notwendig für den Frieden sind."

Sansal und Grossman hatten sich vor einigen Monaten in Israel getroffen - und gemeinsam die Idee für eine solche Erklärung und eine Autoren-Vereinigung entwickelt. Danach ging alles ganz schnell. Alfred Grosser gehörte mit zu denen, "die sofort unterschrieben haben", wie er heute in Frankfurt sagte. 

Kann eine solche Erklärung mehr sein als ein Signal? "Ich hänge meine Hoffnung daran, dass etwas Großes daraus wird", so Boualem Sansal auf der Buchmesse. "In einem Jahr sehen wir weiter". Das geplante Friedens-Netzwerk der Autoren soll in jedem Fall professionell geführte Strukturen bekommen. Denis Hubert, Direktor des Zentrums Nord-Süd beim Europarat, wird aus privatem Engagement Generalsekretär der Vereinigung. Und der Europarat unterstützt das Projekt, auch mit einem eigenen Budget.