Bankenkonferenz des Börsenvereins

Kultureller Hotspot

3. März 2015
von Christina Schulte
Buchhändler und Verleger kennen das Geschäft von Banken, aber kennen auch Banken das Geschäft von Buchhändlern und Verlegern und die Branche, in der sie sich bewegen? Möglicherweise gibt es da an der einen oder anderen Stelle noch Nachholbedarf, um das Verständnis für die Gegebenheiten zu erhöhen. Um diesen zu decken, hat der Börsenverein am Dienstag zu einer Bankenkonferenz ins Haus des Buches in Frankfurt geladen.

Gut 15 Vertreter der großen Institute wie Deutsche Bank, Commerzbank, Sparkasse und Baden-Württembergischen Bank waren dem Aufruf gefolgt, aber auch die Repräsentanten kleinerer Häuser wie der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz.

Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, machte deutlich, dass Bücher sowohl Wirtschafts- als auch Kulturgüter seien und die Uhren damit anders tickten als in einer reinen Wirtschaftsbranche. Die letzten zwei Jahre seien für den Buchhandel „aufregend" gewesen, die Branche hätte viel gelernt und sich auf die neuen Verhältnisse im Zuge der Digitalisierung eingestellt. Vor allem, so Skipis, „hat das stationäre Sortiment im Vergleich zum Onlinehandel gepunktet." In Verkaufsgesprächen falle immer wieder der Satz: „Früher habe ich bei Amazon gekauft."

Die Buchhändler vor Ort hätten in den vergangenen Jahren investiert, gelernt und seien innovationsbereit. Zudem gebe es eine hohe Aufmerksamkeit und ein hohes Interesse für das Buch. Dazu hätte auch die Kampagne Vorsicht Buch! Beigetragen, die Skipis den Finanzexperten näher erläuterte. Allerdings sei erfolgreicher Buchhandel nur in einem passablen Umfeld möglich und nicht dort, wo Leerstände oder ein gleichförmiger Branchenmix das Stadtbild prägten. Aus diesem Grund sei der Börsenverein im Gespräch mit dem Deutschen Städtetag, um auf mögliche Planungsinstrument hinzuwirken, damit die Städte Einfluss auf den Branchenmix nehmen könnten.

Kyra Dreher, Geschäftsführerin des Sortimenter-Ausschusses, ging auf den Deutschen Buchhandelspreis ein, der von Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, in diesem Jahr erstmal vergeben werden wird. Die Ausschreibungen mit der Möglichkeit sich zu bewerben, sollen Anfang Februar erhältlich sein.

Aus der buchhändlerischen Praxis und über die Initiative Buy local berichtete Jan Orthey, Inhaber der Buchhandlung Lünebuch in Lüneburg. „Bücherverkaufen ist nur ein kleiner Teil dessen, was wir alles machen", unterstrich Orthey, und zeigte die Leistungspalette seiner Buchhandlung auf. Diese reicht von der Ausrichtung des Lüneburger Krimifestivals über Leseclubs bis hin zu Weiterbildungsangeboten für die Kunden. Sein Credo: „Lünebuch ist als kultureller Hotspot Teil der urbanen Vielfalt."

Als Gründungsmitglied von Buy local setzt sich Orthey auch sehr stark für den Kauf vor Ort ein. „Die Kollegen, die bei uns Mitglied sind, über 500 an der Zahl, sind hervorragende Einzelhändler, engagierte, und interessierte Outperformer." Das Gütesiegel mit Leistungsversprechen würde nicht nur die Konsumenten begeistern, „sondern verschafft uns offene Türen auch in der Politik".

Den Buchhandel aus Sicht einer Bank analysierte Oliver Recklies, Bereichsleiter Finanzen und Controlling bei der DZB Bank. Er zeigte Erfolgsfaktoren für den Buchhandel auf, dazu zählten beispielsweise das Unternehmertun ebenso wie der passende Standort oder ein zielgruppengenaues Konzept.

Beim Meinungsaustauschzwischen Bankern und Referenten ging es beispielsweise um die Frage, ob die Branche auch künftig genug Nachwuchs haben werde, um die Zukunft zu sichern. Oder aber um die Frage, wie Bundles zu besteuern seien.