Bastei Lübbe-Verschenkaktion von "Illuminati"

Klärendes Gespräch mit dem Sortiment

21. Januar 2016
von Christina Schulte
Die Bastei-Lübbe-Aktion, Dan Browns „Illuminati“ zum Jahresauftakt kostenlos via Amazon anzubieten, ist im Sortiment auf großen Unmut gestoßen. Höchste Zeit zu reden: miteinander statt übereinander. In Hannover trafen sich am Mittwoch Bastei-Lübbe-Vorstand Klaus Kluge, seine Vertriebschefin Stefanie Folle sowie die Sortimenter-Vertreter Thomas Wrensch und Uwe Sigismund zu einem klärenden Gespräch.

Eingeladen hatte der Sortimenter-Ausschuss (SoA) des Börsenvereins. „Wir wollen intensiv darüber sprechen, wie wir es schaffen, berechtigte Interessen mit weniger Konfrontation umzusetzen“, formulierte Lothar Sand vom SoA die Zielrichtung des Gesprächs.

Die Wellen waren hochgeschlagen in den letzten Tagen, Bastei-Lübbe bekam die geballte Wut so mancher Sortimenter zu spüren: Der Verlag wurde ausgelistet, Bücher wurden remittiert, Vertreterbesuche abgesagt. „Die Aktion ist darauf ausgerichtet, andere Mitbewerber auszuschalten, die Sortimenter haben nicht die Möglichkeit, sich zu beteiligen“, fasste Thomas Wrensch, Vorsitzender des Sortimenter-Ausschusses, die Kritik nochmals zusammen.

Dabei gehe es nicht darum, „dass aufgeschreckte Buchhändler wieder Stimmung gegen Amazon machen“, betonte Uwe Sigismund vom Arbeitskreis unabhängiger Sortimenter (AKS), „sondern es geht um das geschlossene System, das einmal gewonnene Kunden bindet.“

„Wir sehen doch alle, dass die nachwachsende Generation sehr stark ins Digitale tendiert, dem müssen wir Folge leisten"

Diese These teilt Klaus Kluge übrigens nicht: „Ich meine, dass die Leser dort motiviert werden, sich mit Inhalten zu beschäftigen und dass dies auch dem Buchhandel zu Gute kommt“, sagte der Bastei-Lübbe-Vorstand. Kluge beschrieb nochmals, warum sein Haus die Aktion durchgeführt hat: „Wir sehen doch alle, dass die nachwachsende Generation sehr stark ins Digitale tendiert, dem müssen wir Folge leisten.“ Zudem habe es der Verlag mit verschiedenen Handelspartnern zu tun, für die jeweils individuelle Lösungen gefunden werden müssten. „Das birgt natürlich Konfliktpotenzial, denn wir haben dafür Sorge zu tragen, dass unsere Autoren größtmögliche Sichtbarkeit erfahren.“ Allerdings sei es keinesfalls im Interesse seines Hauses, den Buchhandel auszuschließen: „Wir brauchen den mittelständischen Buchhandel, um das weltweit einmalige Distributionsnetz aufrecht zu erhalten und den Autoren die Möglichkeit zu geben, wahrgenommen zu werden. 

"Wir haben dafür Sorge zu tragen, dass unsere Autoren größtmögliche Sichtbarkeit erfahren"

Von der heftigen Reaktion aus dem Sortiment war Bastei Lübbe „völlig überrascht, denn es ist nichts Ungewöhnliches, dass wir solche Aktionen mit einzelnen Partnern machen“, so Kluge. Im Gegenteil: Wöchentlich gebe es vier Preisaktionen, an dem auch die stationären Buchhändler teilnehmen könnten („bislang mit nicht allzu großer Resonanz“). Die Informationen dazu würden etwa über den Verlag oder die Aggregatoren gestreut. „Offenbar wissen viele Sortimenter das gar nicht“, konstatierte Thomas Wrensch und macht sich für eine offensivere Kommunikation bezüglich der Aktionen stark. 

Dabei könnte der Buchhandel schon bald seine eigene Aktion bekommen: Der Verlag plant, gemeinsam mit den Sortimentern eine Aktion mit zwei bis drei Toptiteln durchzuführen, „mit E-Books relevanter Bestseller-Autoren“. Modalitäten und Details müssen noch ausgearbeitet werden, die Idee jedenfalls stieß bei Wrensch und Sigismund auf fruchtbaren Boden.

Bei dem Gespräch im Hannover legte Bastei-Lübbe-Vertriebsleiterin Stefanie Folle Zahlen auf den Tisch, welche wirtschaftlichen Folgen die Reaktionen der Sortimenter haben. Demnach rechnen die Kölner mit Umsatzeinbußen im sechsstelligen Bereich. Für den Verlag umso schmerzhafter, „als wir sehr stark in den mittelständischen Buchhandel investieren“, so Folle. „Mit Lübbe Go stärken wir die lokale Händlermarke und mit unserem Konditionenmodell können sich auch kleinere und mittlere Buchhändler Rabatte erarbeiten“. Diese Angebote seien gut gelaufen, „bis zur Amazon-Aktion“.
In das System von Lübbe Go habe man beispielsweise 150.000 Euro investiert, in die Marketingmaßnahme "Bewegtes Schaufenster", von denen es ca. 160 geben wird, würden pro Stück 1.000 bis 1.500 Euro gesteckt. 

Kluge ließ auch anklingen, dass der Aufruf zum Bastei-Lübbe-Boykott, wie er von manchen Buchhändlern ergangen war, „strafwürdig und justiziabel“ sei. Gleichwohl wolle der Verlag nichts unternehmen. „Mir tun allerdings meine Vertreter leid, meine Autoren. Der Boykott führt doch dazu, dass Leser zu Amazon gehen, wenn sie die Bücher im Buchhandel nicht finden.“ Dieser Meinung war auch Wrensch, der die Aufrufe seiner Kollegen nicht gutheißt.

Trotz aller Probleme ist Kluge froh, dass die Sortimenter ihrer Wut so offen Ausdruck verleihen: „Schwieriger sind doch diejenigen, die nichts sagen und im Stillen ihre Konsequenzen ziehen.“ Das Vertrauen der Buchhändler will der Verlag durch „gute Leistungen zurückgewinnen.“ Von weiteren Aktionen à la Amazon „sehen wir ab“. Ob sich die „Illuminati“-Aktion gelohnt hat, weiß Kluge indes noch nicht. Die Amazon-Zahlen liegen noch nicht vor.