Bastei Lübbe macht die 10-Euro-Grenze durchlässig

Renditeschub fürs Taschenbuch

22. Mai 2015
von Börsenblatt
Aus Gründen der Marge appellieren Buchhändler seit Jahren an Verlage, ihre Preise für Bücher anzuheben – viel passiert ist bislang nicht. Nun lenkt Bastei Lübbe ein, hebt mit dem Herbstprogramm 13 Taschenbuchnovitäten über die 10-Euro-Grenze.

Bei Taschenbüchern wirkt die Preishürde von 10 Euro oft besonders hoch: Ein Preis von 9,99 Euro gilt bei vielen Verlagen nach wie vor als Maß der Dinge. Buchhändler sehen das bekanntermaßen anders – und werden sich möglicherweise freuen, wenn sie jetzt die Herbstvorschau von Bastei Lübbe aufschlagen: "Wir gehen über die Preisschwelle", informiert sie Vertriebsleiterin Stefanie Folle gleich auf der ersten Doppelseite, und erklärt, dass man künftig immer dann die Preisgrenzen überschreiten werde, wenn "es sinnvoll und möglich erscheint, sei es mit dem Argument der qualitativ hohen Ausstattung, des Umfangs oder einer definierten Zielgruppe, die sich für ein bestimmtes Thema interessiert." Als Genreverlag, so Folle, sehe Bastei Lübbe darin "eine historische Chance".  
Für Folgetitel: Ein Euro mehr macht 10 Prozent plus 

Der Verlag ergreift diese Chance laut Vorschau bei einem kleinen Teil der Belletristik-Novitäten – nahezu alle der insgesamt 13 für die Preistests ausgewählten Titel versprechen hohe Verkaufszahlen und damit nun auch höhere Renditen. Für die meisten geht es (verglichen mit Vorgängertiteln) um einen Euro rauf, von 9,99 Euro auf 10,99 Euro: etwa bei Ethan Cross ("Ich bin der Schmerz"), Charlotte Thomas ("Das ferne Land"), Jodi Picoult ("Solange du bei uns bist"), Sophie Hannah ("Der sanfte Mörder") und Sarah Lark ("Der Klang des Muschelhorns"). 

Genauso viel wird auch die lang erwartete Taschenbuchausgabe von Timur Vermes' Bestseller "Er ist wieder da" kosten – in der Filmversion: Hier wurde der Text um Fotos aus dem Kinofilm ergänzt (Start 8. Oktober 2015); die normale Taschenbuchausgabe bleibt bei 9,99 Euro. „Die Blutschule" von Max Rhode, Bastei Lübbe markiert das Buch ebenfalls mit einem roten Preispfeil, wird zwar in der Taschenbuchvorschau gelistet, ist aber von der Ausstattung her ein Paperback – und kostet entsprechend 12,99 Euro. Den höheren Preis des Schmökers „Herzfischen" von Maite Kelly und Britta Sabbag rechtfertigt der Verlag ebenfalls mit der Ausstattung (Flexcover; 12,99 Euro). 12,99 Euro für ein Taschenbuch hat Bastei Lübbe bislang nur in Ausnahmefällen genommen – bei Ken Follett. Was ihr wollt: Buchhändler-Workshop in Köln  
Wie wichtig es Bastei Lübbe ist, in der Preisfrage einen Schritt vorwärts zu kommen, zeigte sich auch am vergangenen Montag bei einem Workshop mit Buchhändlern, der parallel zur Preview-Veranstaltung stattfand. Mehr als 50 Buchhändler waren der Einladung gefolgt – auch, um noch einmal an den Verlag zu appellieren, die Preisgrenzen durchlässiger zu machen. Nach Angaben des Verlags kamen große wie kleine Unternehmen, auch Hugendubel und Thalia, die Mayersche und Osiander. Moderiert wurde die Veranstaltung von Verlagsberater Andreas Meyer (Verlagsconsult).