Berufsbild Marketingreferent: Martin Wohlrab, dpunkt.verlag

"Bauchgefühl schadet manchmal nicht"

2. März 2015
von Börsenblatt
Martin Wohlrab macht Marketing für den dpunkt.verlag. Seine Tätigkeit hat sich vom Offline- zum Online-Marketing verlagert. Werbung in Printmedien bleibt aber wichtig, sagt er. Sein Tipp für Zögerer – facere aude: Mut tut!

Wer sind Sie und was machen Sie?Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Ich bin ein (Bücher)Mensch, der vom Geschriebenen nicht loskommt. Deshalb landete ich als Marketingreferent beim dpunkt.verlag, einem mittelständischen IT- und Fotografie-Verlag. Zusammen mit meinen zwei Kolleginnen kümmere ich mich um das Marketing und die Pressearbeit. Das zu trennen ist manchmal nicht ganz einfach, weil z.B. Pressetexte frei von werblichen Botschaften sein müssen. Ich versuche aber mein Bestes.

Was ist für Sie im Job unverzichtbar?Profan: der Computer. Idealerweise: die Lust. Paradoxerweise: der Frust (weil er einen vor der Routine rettet und manchmal zu Besserem antreibt).

Wie sieht ein typischer Tag in Ihrem Arbeitsalltag aus?Zum Glück gibt es den „typischen" Arbeitstag/-alltag nur selten. Grundsätzlich bin ich bei der Arbeit Jäger und Sammler. Ich suche nach neuen Kooperationspartnern und Ideen, durchforste das Internet nach interessanten Plattformen, auf denen sich unsere Leser der IT und Fotografie tummeln und sammle neue Kontakte oder pflege bestehende. Anzeigen in Print- und Online-Medien gehören auch dazu. In der Regel sind Werbe- oder Pressetexte zu schreiben. Nicht fehlen darf die Kontaktpflege in den sozialen Netzwerken und mit User Groups etc.

Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag in den letzten Jahren verändert?Meine Tätigkeit hat sich vom Offline- zum Online-Marketing verlagert. Immer mehr spielt sich mittlerweile im Internet ab, das für viele kein Neuland mehr ist. Werbung in Printmedien wird weiterhin wichtig bleiben, die Online-Werbung bietet aber den Vorteil, dass sie sich besser „überwachen" lässt. In der Printwerbung lässt sich allerdings das Image einer Firma besser transportieren.

Social Media macht(e) auch einen Teil der Veränderung aus. Hier ist darauf zu achten, die Kanäle nicht als weiteres Marketinginstrument zu nutzen, um den Verkauf voranzutreiben. Im Vordergrund stehen die Kommunikation und der direkte Kontakt zu unseren Lesern. Das gut zu machen, ist schwerer als so manche Theorie erlaubt und erfordert persönlich „Entwicklungsarbeit" und Engagement.

Die traditionelle Pressearbeit hat sich bereits während meiner Zeit im Verlag geändert. Die Kontaktpflege mit Journalisten/Redakteuren stellt aus verschiedenen Gründen eine größere Herausforderung dar als früher.

E-Books nehmen bei uns einen immer höheren Stellenwert ein. Auch hier ergeben sich neue Effekte und ein größeres Service-Spektrum, u.a. stellen wir kostenfrei interessante digitale Inhalte für unsere Leser bereit. Self-Publishing wird in den nächsten Jahren v.a. bei IT-affinen Autoren zunehmen. Um dem entgegenzuwirken, muss wahrscheinlich die Autorenpflege noch weiter in den Vordergrund rücken.

Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften finden Sie besonders gut, um Ihren Job zu bewerkstelligen?Wer oft über den Tellerrand schaut, bleibt hungrig. Diese Job(s)-Devise habe ich mir zu eigen gemacht. Das hoffe ich zumindest.

Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften sind eher hinderlich?Dass ich oft versuche, die Dinge aus zu vielen Perspektiven zu betrachten. Deshalb mein Tipp für Zögerer – facere aude: Mut tut! Der Entscheidungsfreudige denkt nicht länger nach als nötig, denn das macht die Sache meist nicht besser. Bauchgefühl schadet manchmal nicht.

Seit wann machen Sie Ihren Job beim dpunkt.verlag? Seit 2010 und ich bin bis jetzt sehr zufrieden.

Wie sind Sie zu Ihrem aktuellen Job gekommen?Durch ein Praktikum im dpunkt.verlag und Glück. Ich durfte meine Kollegin während ihrer Elternzeit vertreten und hatte dann das Glück zu bleiben.

Welche Ihrer beruflichen Stationen waren wichtig, um den Job zu bekommen?Auch wenn ein Praktikum bei vielen Berufsanfängern nicht den besten Ruf hat, so hat es mir dabei geholfen, beruflich Fuß zu fassen. Das war in meinem Fall die wichtigste Voraussetzung, um den Job zu bekommen.

Welche Ausbildung/welches Studium haben Sie gemacht?Ausbildung zum Buchhändler. Danach Studium der Philosophie, Soziologie und Politikwissenschaft auf Magister.

War Ihre Ausbildung nötig, um Ihren jetzigen Job zu machen?Ob meine Ausbildung nötig war, weiß ich nicht, hinderlich war sie auf jeden Fall nicht. Als Buchhändler hatte ich bereits Einblick in das Verlagsgeschäft, wenn auch von einer anderen Warte aus. Zudem konnte ich praktische Erfahrung mit den betriebswirtschaftlichen Bedingungen des Buchgeschäfts sammeln. Das Studium hat mir dabei geholfen über den Tellerrand zu schauen, was ich für den Beruf als Marketingreferent für nötig erachte.

Was treibt Sie an, jeden Morgen aufzustehen und zur Arbeit zu gehen?Das Klingeln des Weckers

Welche Aspekte Ihres Jobs machen Sie (un)zufrieden?
Falls mit Aspekt das lateinische aspectus, der Anblick, gemeint ist, dann sind es v.a. meine Kollegen, die ich gerne sehe. Nette Kollegen erleichtern einem das Arbeiten ungemein. Sie sind leider keine Selbstverständlichkeit. Gute Kontakte, gelungene Marketing-Aktionen und zufriedene Kunden machen mich natürlich auch zufrieden. Darüber hinaus freue ich mich über die Freiheiten, die mir im Job gewährt werden. Diese erlauben es mir, etwas Neues zu probieren, aber auch zu scheitern und dann wieder etwas Neues zu probieren … – „V"ertig ist das Morsegedicht.