Blockchains sind zunächst einmal nichts anderes als dezentrale Datenbanken, mit deren Hilfe sich fortlaufende Transaktionen lückenlos und fälschungssicher nachvollziehen lassen. Dazu wird aus den bisherigen Transaktionen, "Blöcken" genannt, über eine Hash-Funktion – wie sie auch bei der Berechnung der ISBN-Prüfziffer zum Einsatz kommt – ein Summenwert gebildet, der wiederum in die Berechnung des nächsten Blocks mit einfließt. Die einzelnen Blöcke in dieser Reihe von Transaktionen beinhalten also nicht nur die Transaktionsdaten, sondern fungieren gleichzeitig auch als Schlüssel, der die Echtheit der gesamten Kette gewährleistet.
Würde an irgendeiner Stelle innerhalb dieser Kette ein Eintrag geändert, würde sich auch deren Summenwert verändern und die gesamte Gleichung nicht mehr stimmen. Dank der Blockchain lassen sich die einzelnen Datensätze also innerhalb der Kette fälschungssicher ablegen und nachvollziehen.
Die wahre Ingenieurleistung liegt aber weniger in der jeweiligen Blockchain, welche die Korrektheit der Angaben garantiert, sondern vielmehr in der konkreten Anwendung oder Infrastruktur, die darauf aufgebaut ist. Ein Beispiel ist die lückenlose Dokumentation einer Lieferkette, die sämtliche Schritte genauestens protokolliert. So könnte man beispielsweise die Herkunft von Frischwaren wie etwa Fisch komplett vom Fang bis zum Endkunden nachvollziehen – inklusive der Information, ob der Fisch die gesamte Zeit über ordnungsgemäß gekühlt und unter Einhaltung der Hygienevorschriften befördert wurde. Dies setzt voraus, dass man in der Lage ist, die gesamte Lieferkette lückenlos zu überwachen, die nötigen Daten zu erheben und automatisiert weiterzuverarbeiten. Denn nur dann können diese für alle Beteiligten nachvollziehbar dokumentiert werden. Die dazu nötige Logistik ist allerdings deutlich komplexer als die zur Verifizierung der Daten zum Einsatz kommende Blockchain, die lediglich sicherstellt, dass die einzelnen Datensätze nicht manipuliert worden sind.
Ein weiteres Beispiel sind Rechteketten oder Lizenzschlüssel. Mithilfe der Blockchain ließen sich etwa Rechte und Lizenzen in der Buchbranche automatisieren. So könnte man nicht nur transparent machen, wo die jeweiligen Rechte liegen, sondern auch, welche bereits verkauft und welche noch zu haben sind – inklusive einer einfachen Lizenzierung mit nur wenigen Klicks sowie einer automatisierten Abrechnung an die Rechteinhaber. So ließen sich Druckauflagen aussteuern und Verkaufszahlen nachhalten.
Aber auch hier liegt die eigentliche Herausforderung nicht in der Blockchain, sondern in der Integration in die beteiligten Systeme. Das ist zwar nicht ganz einfach, aber durchaus möglich. Und das Potenzial ist enorm: von der Senkung der Transaktionskosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zur Auswertung von Rechten, die bis dato brachlagen.
- Andreas M. Antonopoulos, Peter Klicman: "Bitcon & Blockchain. Grundlagen und Programmierung", O’Reilly, 412 S., 36,90 €
- Kai Brünnler: "Blockchain kurz & gut", O’Reilly, August, ca. 90 S., 11,90 €
- Michael Lewrick, Christian Di Giorgio: "Live aus dem Krypto-Valley. Blockchain, Krypto und die neuen Business Ökosysteme", Vahlen, ca. 150 S., ca. 19,80 €
- Debajani Mohanty: "Blockchain für Manager", Franzis, 108 S., 19,90 €
- Patrick Rosenberger: "Bitcoin und Blockchain. Vom Scheitern einer Ideologie und dem Erfolg einer revolutionären Technik", Springer Vieweg, 151 S., 37,99 €