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Auch in den USA weiterhin ein Thema: DRM

23. Juli 2015
von Börsenblatt
Der eigentliche Grund, Konferenzen wie die eben zu Ende gegangene digital book world 2012 zu besuchen, liegt für mich darin, Entwicklungen, die uns in Europa erst in einigen Monaten oder gar Jahren bevorstehen, frühzeitig zu erkennen und zu verstehen. Aber ich muss gestehen, dass ich eine gewisse Genugtuung verspüre, wenn auf einer der wichtigsten US-Konferenzen zum Thema E-Books Themen diskutiert werden, die wir bei libreka! nicht nur seit Jahren propagieren, sondern bereits mit (zumindest gewissem) Erfolg umgesetzt haben.
Konkret geht es um das Thema DRM. Wenn der Mit-Organisator der Konferenz, Mark Shatzkin, es als die Sensation der digital bookworld bezeichnet, dass ein von großen Verlegern gesponsorter Buchhändler sich für einen Verzicht auf DRM ausspricht, wenn Romance-Verlegerinnen zum Besten geben, dass DRM-freie Titel zwar nur 8% ihres Kataloges ausmachen, dafür aber 96%(!) ihres Umsatzes, wenn Bibliotheken anstreben, mit nur drei Klicks jedes E-Book verleihen zu können und wenn sich dann eine fast ausufernde Diskussion anschließt, merkt man, dass hier etwas im Gange ist.

Natürlich merkt man auch die Verunsicherung vieler Verleger, selbst wenn Piraterie in den USA nicht mehr als wesentliches Thema angesehen wird. Dabei müsste die Verunsicherung gar nicht sein: Seit Jahren propagieren wir bei libreka! Social DRM oder konkreter die Nutzung von Wasserzeichen.

Konkret sieht das so aus, dass in EPUBs wie in PDFs sichtbare und unsichtbare Wasserzeichen eingebaut werden. Die sichtbaren dienen der Abschreckung, bzw. der Schaffung von Aufmerksamkeit, die unsichtbaren werden in verschiedenen Formen und in unterschiedlicher Häufigkeitkeit versteckt im Text hinterlegt. Ich persönlich halte dieses Verfahren für deutlich sicherer als beispielsweise Adobe DRM oder die DRMs der großen Internetplattformen. Denn Social DRM erzeugt Verunsicherung. Kein 'Pirat' kann sicher sein, ob er wirklich alle Wasserzeichen entfernt hat und ob nicht doch noch persönliche Informationen von ihm im Dokument hinterlegt sind.

Die harten DRMs hingegen sind in Sekundenschnelle zu knacken. Wer es ausprobieren mag: einfach mal 'Adobe', 'DRM' und 'crack' googeln! Die Installation von Calibre und Plug-Ins dauert keine 5 Minuten, das Entfernen des DRM keine 30 Sekunden!

Dass Social DRM sicher ist, können wir mittlerweile auch belegen. Hierzu arbeiten wir mit dem Unternehmen CoSee zusammen, einer Ausgründung des Frauenhofer Instituts für IT Sicherheit. Speziell für den Buchbereich haben wir mit CoSee ein Programm aufgelegt, dass mehr als 600 bekannte Piraterie-Sites scannt. Untersucht werden Raubkopien, insbesondere auf ihre Herkunft hin.

Die Ergebnisse sind recht eindeutig: Raubkopien sind weit verbreitet. Während noch vor einem Jahr im wesentlichen Bücher gescannt werden, nehmen aktuell gecrackte DRM-geschützte EPUBs stark zu. Und: Raubkopien, die Wasserzeichen enthalten, sind bisher bei keiner einzigen Suche gefunden woren!

Solche Ergebnisse bedürfen kaum einer Kommentierung; weitere Diskussionsbeiträge sind aber natürlich hocherwünscht ...

Ihr
Ronald Schild