Börsenverein

"Alleh hopp": Saarländische Buchbranche nimmt die letzte Hürde

29. März 2012
von Börsenblatt
Die Fusion der Landesverbände (LV) Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland rückt näher. Als erste haben jetzt die Mitglieder an der Saar ihr Votum zum Verschmelzungsvertrag abgegeben - und zwar ein positives: Sie nahmen das neue Regelwerk einstimmig an, gestern, bei ihrer Jahreshauptversammlung in Saarbrücken.
Auf den Tag X haben die Saarländer seit vier Jahren hingearbeitet - die Fusion, so sah es am Ende zumindest aus, ist für sie kein Thema mehr: Selbst die Fragen des Notars, die vor der Abstimmung gestern notwendig waren, dauerten manchen noch zu lange. „Alleh hopp“ rief ein Mitglied nach vorn, in Richtung Notar – los geht’s. Doch die Sache ließ sich nicht beschleunigen: Vereinsdinge können sehr knifflig sein, und erfordern höchste Präzision.     

Dem Mitgliederentscheid folgte das Aufatmen. „Wir haben gerade unseren Landesverband zu Grabe getragen“, kommentierte die LV-Vorsitzende Brigitte Gode (Gollenstein Buchhandlung, Blieskastel) – fernab jeglicher Nostalgie, und in völliger Übereinstimmung mit den Mitgliedern. Warum sie diese Tatsache so leicht akzeptieren kann: „Bei unseren Landesgruppen-Treffen müssen wir uns nicht mehr groß um Regularien kümmern und uns auch keine trockenen Kassenberichte mehr anhören“, so Gode. „Wir können uns wieder unseren Alltagsproblemen widmen. Das hat schon etwas für sich.“

Die Beiträge sinken

Dass die Saarländer sich über das Ende ihrer Eigenständigkeit so freuen würden: Bei der Jahreshauptversammlung vor einem Jahr war das nicht absehbar. Zwar hatte am Ende doch die Mehrheit zugestimmt, den finalen Verschmelzungsvertrag auszuarbeiten – doch zwei Fragen blieben offen. Erstens wollten die Saarländer sicherstellen, dass ihre Ersparnisse auch weiterhin ihnen zugute kommen - und zweitens ging es um den Faktor Mitbestimmung auf Bundesebene. Also darum, dass die Mitglieder aus dem Saarland im großen Konzert der Börsenvereins-Landesverbände trotz ihrer Fusion mit den Nachbarn Gehör finden.

Beide Fragen sind jedoch längst geklärt worden, so wie es ihnen der LV-Geschäftsführer Klaus Feld 2011 zugesagt hatte. Was die Lage zusätzlich erleichtert: Die Saarländer genießen bereits die ersten finanziellen Vorteile der geplanten Fusion - Feld zufolge wurden zum Jahresbeginn die Beiträge um fünf Prozent gesenkt.

Wie das Geldfrage gelöst wurde

Jeder Landesverband bringt sein Vermögen in den neuen Dreiländerverband ein - für jedes Mitglied den gleichen Betrag. Dieser Betrag berechnet sich nach dem Pro-Kopf-Vermögen der Mitglieder des LV Hessen, was für die Saarländer bedeutet: Da ihr Landesverband schon seit Jahren finanziell gut dasteht, bleibt ihnen nach der Fusion noch etwas übrig - laut Feld immerhin rund 390.000 Euro. Über dieses Geld können sie nach wie vor allein verfügen, es wird zum Sondervermögen der Landesgruppe Saarland. Feld: "Auch die Zinsen und Erträge bleiben beim Kapital."

Was sie künftig aus dem Sondertopf zahlen, steht noch nicht im Detail fest. "Das muss bei der Budgetierung geklärt werden", so Feld. "Die Diskussion darüber wird den Vorstand natürlich immer begleiten."

Wie der Wille künftig seinen Weg findet  

Die neue Aufgabenteilung ist im Verschmelzungsvertrag en detail festgehalten. Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, Aktionen auf regionaler Ebene und dergleichen: Darum kümmern sich die Mitglieder der Landesgruppe nach wie vor selbst, unterstützt von ihrem Geschäftsführer Klaus Feld. Alles andere, etwa die Verwaltung und das Seminargeschäft, soll gemeinschaftlich geregelt werden.
Die Landesgruppe Saarland bekommt einen eigenen Vorstand – und zwei von insgesamt neun Sitzen im Vorstand des neuen Dreiländerverbands.  

Der Fahrplan für die nächsten Monate

Läuft alles nach Plan, kann der Verschmelzungsvertrag rückwirkend zum 1. Januar 2012 in Kraft treten. Nach Plan heißt: Wenn auch die zwei anderen LVs zustimmen, bei ihren Jahreshauptversammlungen im April (Rheinland-Pfalz) und Mai (Hessen). Erst dann kann die Fusion beurkundet werden, durch Unterschrift der jeweiligen Vorstände - und unter notarieller Aufsicht. Anschließend folgt die Eintragung ins Vereinsregister.

Rein formal ist es so, dass die LVs Rheinland-Pfalz und Saarland dem LV Hessen beitreten und damit aus dem Vereinsregister gelöscht werden. Der LV Hessen wiederum bekommt einen neuen Namen (in voller Länge: Börsenverein des Deutschen Buchhandels - Landesverband Hessen Rheinland Pfalz Saarland).

Zum ersten Mal persönlich begegnen werden sich die Mitglieder des Dreiländerverbands aller Voraussicht nach Anfang September - sobald die juristischen Notwendigkeiten erledigt seien, sagt  Feld. Worum es bei dieser Premiere gehen soll und muss: die Wahl eines neuen Vorstands.

Zur Vorgeschichte: Die drei Landesverbände arbeiten seit Jahren eng zusammen: Zuerst entstand eine Kooperation zwischen dem LVs Rheinland-Pfalz und Saarland (ab 2000), später auch mit dem ÖLV Hessen. Gemeinsame Geschäftsstelle, Aktionen und Seminare – darum ging es bisher. Vorteil: Die LVs konnten ihre Kosten begrenzen.  

Der Landesverband Saarland zählt rund 80 Mitglieder; insgesamt käme der Dreiländerverbund laut Feld auf rund 1.100 Mitglieder.