Börsenverein und Buchmesse zu den Auseinandersetzungen zwischen rechts und links

"Wir verurteilen jede Form der Gewalt"

15. Oktober 2017
von Börsenblatt
Nach tumultartigen Szenen bei einem Messebesuch des AfD-Politikers Björn Höcke am späten Samstagnachmittag haben sich Börsenverein und Frankfurter Buchmesse am Abend zu den Vorfällen geäußert. Gewalt verhindere den Austausch von politischen Positionen und sei deshalb in jeder Form zu verurteilen. "Wir werden sie als Mittel der Auseinandersetzung nicht zulassen."

An den Messetagen sei es zu gezielten Provokationen, Sachbeschädigungen und tätlichen Übergriffen zwischen linken und rechten Gruppierungen gekommen, so die beiden Veranstalter weiter. Handgreiflichkeiten bei Veranstaltungen von Verlagen der Neuen Rechten habe die Polizei auflösen müssen.

"Die Frankfurter Buchmesse lebt von der Vielfalt der Meinungen und ist ein Ort des freien Dialogs", heißt es in der Mitteilung: "Das ist die unveränderliche Haltung der Frankfurter Buchmesse und des Börsenvereins."

Dass rechte Verlage mit Ständen auf der Buchmesse vertreten sind, hatte schon im Vorfeld der Messe für Schlagzeilen gesorgt. "Im Sinne der Meinungsfreiheit, die für uns nicht relativierbar ist, lassen wir diese Auftritte zu", so die Haltung des Börsenvereins, der zugleich dazu aufgerufen hatte, sich aktiv mit den Positionen der Verlage auseinanderzusetzen.

Beispielsweise hatte der Verband am Messemittwoch einen "Demo-Spaziergang" an den Stand des Antaios-Verlags veranstaltet (mehr dazu hier) und zu Podiumsdiskussionen rund um das Thema Meinungsfreiheit, Toleranz und Menschenrechte eingeladen.

Direkt am Messemittwoch wurde eine Debatte auf der Weltempfang-Bühne zum Thema "Der rechte Umgang – Umgang mit Rechts" mit lauten Zwischenrufen von rechts bedacht (mehr dazu hier). Rechte Verlage wiederum meldeten Sachbeschädigungen am Stand. Unter anderem hatte der Antaios Verlag beklagt, dass schon vor Messebeginn am Mittwoch ausgestellte Bücher beschädigt und unbrauchbar gemacht worden seien. Ein Standmitarbeiter zeigte auf Nachfrage des Börsenblatts einige der offenbar mit Zahnpasta beschmierten Bände. Opfer von Vandalismus wurden auch der Manuscriptum Verlag und der Verlag der Zeitschrift Tumult, die sich einen Stand teilen. Beide Verlage stehen in enger Verbindung zum Antaios Verlag. Wie ein Mitarbeiter von Manuscriptum auf Nachfrage erklärte, seien 80 Bücher in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag mit Rotwein übergossen und unbrauchbar gemacht worden. Die Polizei und der Staatsschutz seien vor Ort gewesen.

Am Rande einer Veranstaltung der neurechten Zeitung "Junge Freiheit" wurde Achim Bergmann, Verleger des Trikont Musikverlags, nach einem kritischen Kommentar durch einen Faustschlag verletzt, wie verschiedene Medien berichten.

Am Messesamstag hatte sich die Auseinandersetzung zwischen Anhängern und Gegnern der Neuen Rechten dann bei einer Buchpräsentation und einem Messebesuch von AfD-Politiker Björn Höcke am Antaios-Stand zugespitzt, bis die Polizei eingriff. Zuschauer am Stand skandierten "Jeder hasst die Antifa", auch von der Gegenseite kamen Rufe, Protestschilder wie "Ihr seid Nazis. Punkt." wurden hochgehalten. Bei späteren Handgreiflichkeiten wurde offenbar auch der Frankfurter Stadtverordnete Nico Wehnemann (Die Partei) angegriffen, wie unter anderem "Spiegel online" meldet.