Branchen-Monitor Buch 2014

Bilanz für Österreich und Schweiz

3. März 2015
von Börsenblatt
Die Buchhandelsumsätze in Deutschland sanken laut Branchen-Monitor Buch 2014 − wie berichtet − über alle vier Vertriebswege um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Eine Standortbestimmung für den gesamten deutschsprachigen Buchhandel hat GfK Entertainment zum Jahres­ende ebenfalls vorgenommen.

Während 2013 im Dreiländer-Vergleich noch die Schweizer mit einem Plus von 1,7 Prozent die Nase vorn hatten, übergaben sie die Spitzenposition 2014 an die deutschen Sortimenter. Bezogen auf Sortimentsbuchhandel und E-Commerce − in der länderübergreifenden Auswertung sind die Vertriebswege Warenhaus und Bahnhofsbuchhandel nicht erfasst − steht bei den Deutschen für das vergangene Jahr ein Minus von zwei Prozent unter dem Strich. Bei den Österreichern sind es ­minus 3,4 Prozent (2013: minus 2,1 Prozent), die Schweizer bilanzieren einen Umsatzrückgang von 4,9 Prozent. Alle drei Nationen zusammengenommen verfehlen den Vorjahreswert um 2,3 Prozent.

Dani Landolf, Geschäftsführer des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands, kommentiert das Abschneiden seiner Buchhändler folgendermaßen: "Der Umsatzverlust gegenüber dem Vorjahr hat sich bereits früh abgezeichnet. Das Ergebnis ist für mich aber im Moment noch schwer einschätzbar, zumal die Schweizer Zahlen Sortimentsbuchhandel und E-Commerce nicht einzeln ausweisen." Landolf vermutet, dass der stationäre Handel im vergangenen Jahr gar nicht so schlecht abgeschnitten habe: "Darauf deuten Rückmeldungen von diversen Buchhändlern hin, die mit dem zurückliegenden Geschäftsjahr zufrieden waren, ja teilweise sogar die Umsätze steigern konnten." Tommy Egger, Buchhandlung im Volkshaus, Zürich, bestätigt Landolfs Vermutung: "Das Jahr 2014 fällt sehr gut aus, wir haben so viele Bücher verkauft wie noch nie".

Für Landolfs Kollegin Inge Kralupper, Geschäftsführerin beim Hauptverband des Österreichischen Buchhandels, ist der Ausgang des Jahres 2014 "äußerst unerfreulich". In dem Minus spiegele sich die sehr zurückhaltende Konsumlaune wider, die in Österreichs Handel branchenübergreifend zu beobachten sei. "Einzige Lichtblicke sind der kleine Zuwachs im Bereich der Kinderbücher und die Tatsache, dass die Dynamik des Geschäftsgangs im zweiten Halbjahr doch etwas an Fahrt gewonnen hat", sagt Kralupper. Eines will sie bei der Umsatzana­lyse aber im Hinterkopf behalten wissen: "Die hier vorliegenden Ergebnisse betreffen gedruckte Bücher – rückläufige Umsätze bei gedruckten Büchern werden zum Teil durch wachsende ­E-Book-Umsätze kompensiert. Bessere Analyse-Instrumente für dieses Marktsegment sind daher dringend erforderlich."

Die sinkenden Einnahmen in der Schweiz sind zu einem großen Teil der Belletristik geschuldet. Fast zehn Prozent des Umsatzes fielen im Vergleich zu 2013 weg, weil auch hier die schlagkräftigen Bestseller fehlten (siehe Grafik links). Ratgeber gaben mit 4,1 Prozent ebenfalls spürbar nach. Anders als in Deutschland erlebten die Sachbücher keinen Aufschwung, sondern sackten um 1,5 Prozent ab. Einzig Kinder- und Jugendbücher erkämpften sich ein Plus, das mit 0,1 Prozent jedoch sehr gering ausgefallen ist.

Bei der Belletristik in Österreich bot sich ein ähnliches Bild: Auch dort ging es fast zweistellig bergab. Kompensation durch andere Warengruppen war nicht in Sicht, einen Zuwachs schafften nur Kinder- und Jugendbücher (1,1 Prozent) sowie Sozialwissenschaften, Recht und Wirtschaft (0,1 Prozent). Sachbücher konnten mit ihrem Minus von 0,5 Prozent ebenfalls nicht zur Verbesserung der Situation beitragen.

Mit Blick auf die Editionsformen waren in der Schweiz alle drei Kategorien gebeutelt: Hard- und Softcover unterboten ihren Vergleichswert um 4,7 Prozent, Taschenbücher um 4,9 Prozent – und Hörbücher kamen gar auf zweistellige Verluste in Höhe von 11,9 Prozent.

In Österreich dagegen erlitten die Taschenbücher mit einem Minus von 7,3 Prozent den größten Einbruch im Dreiländer-Vergleich, die Einnahmen mit Hard- und Softcovern lagen um 2,1 Prozent niedriger, die Umsatzkurve der Hörbücher knickte um 9,1 Prozent ein. Der deutschsprachige Buchhandel dreifach im Minus − in den Nachbarländern ausgeprägter als in Deutschland: Wie sich das laufende Jahr entwickelt, wird für den gesamten Markt zum wichtigen Gradmesser fürs Geschäft.