Branchen-Monitor Buch: 1. Halbjahr 2014

Weniger Einbußen im stationären Sortiment

3. März 2015
von Christina Schulte
Zeit für die Halbjahresbilanz: Der Buchhandel vor Ort entwickelt sich nach wie vor besser als der E-Commerce − allerdings schließen alle Vertriebswege mit einem Umsatzminus ab. Im Dreiländervergleich liegt Deutschland vorn, zeigt der Branchen-Monitor Buch.

Das ist nichts für schwache Nerven: Momentan mag sich der Buchhandel nicht auf eine Richtung fest­legen, der Barumsatz war von Januar bis Juni immensen Schwankungen unterworfen. Zwischen minus 19 und plus 14 Prozent war alles dabei − die extremen Ausschläge kamen jedoch vor allem wegen der saisonalen Effekte zustande (siehe Grafik 1).

Unter dem Strich kommen die Vertriebswege Sortiment, E-Commerce, Warenhaus und Bahnhofsbuchhandel in der Halbjahresbilanz auf ein Minus von 3,8 Prozent. ­Etwas besser schnitt das Sortiment für sich genommen ab. Doch auch hier war ein Umsatzrückgang von 2,7 Prozent zu notieren. Das geht aus dem Branchen-Monitor Buch hervor, den GfK Entertainment im Börsenvereins-Auftrag ermittelt.

Schwacher Juni

Das Juni-Ergebnis konnte nicht dazu beitragen, diese Zahlen zu verbessern. Im Gegenteil. Das Sortiment ging mit einem Minus von 5,9 Prozent aus dem letzten Monat, alle Vertriebswege gemeinsam lagen im Bargeschäft bei minus 6,2 Prozent. Der Rechnungs­umsatz, nur erfasst im Sortiment, brach sogar um 20 Prozent ein.

Bei den Editionsformen gab es in den vier Absatzkanälen durchweg rote Zahlen, mit minus zehn Prozent war der Rückgang bei Hör­büchern besonders gravierend. ­Taschenbücher verloren sieben Prozent, Hard- und Softcover 5,7 Prozent.

Bei den Warengruppen ragte nur eine hervor, die ihren Wert verbessern konnte: Das ­Segment Geisteswissenschaften, Kunst und Musik hat sich um 2,8 Zähler gesteigert. Die anderen Segmente bewegten sich im roten Bereich: Belletristik mit 8,7 Prozent, Kinder- und Jugendbücher mit 4,9 Prozent − und auch die Ratgeber, die sich in den vergangenen Monaten stets stark zeigten, rutschten mit sechs Prozent ins Minus.

Dass der Sortimentsbuchhandel seinen Vorsprung gegenüber allen Vertriebswegen und damit vor allem gegenüber dem Onlinebuchhandel behaupten kann, dafür gibt es verschiedene Gründe. Einer davon: Amazon hat mit einem Imageverlust zu kämpfen, vor mehr als einem Jahr ausgelöst durch die schlechten Arbeitsbedingungen beim Internethändler. Zuletzt sorgte der Konditionenpoker bei E-Books für Negativschlagzeilen. Im Gegenzug erfährt der stationäre Buchhandel eine hohe, wertschätzende Aufmerksamkeit in den Medien − das lässt offenbar die Konsumenten aufhorchen, die sich derzeit ohnehin wieder stärker auf das Angebot in der Region besinnen.

Zurück zur Halbjahresbilanz: Über die vier Absatzkanäle hinweg schlossen nahezu alle Warengruppen − bis auf das Segment ­Geisteswissenschaften, Kunst und Musik (plus 7,5 Prozent) sowie das Sachbuch (plus 0,9 Prozent) − unter Vorjahresniveau ab (siehe Grafik 2). Stark durchgerüttelt hat es die Belletristik, die 8,7 Prozent verlor, bei Kinder- und ­Jugendbüchern blieben 3,7 Prozent auf der Strecke. Gerade diese beiden wichtigsten Warengruppen sind verantwortlich dafür, dass es den Markt nach unten gedrückt hat.

Allerdings sind die erhobenen Daten, wie immer, nur ein Mittelwert. Das Börsenblatt hat Buchhändler nach einer persönlichen Einschätzung zur Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr gefragt − und diese Antworten (siehe Umfrage) fallen sehr unterschiedlich aus. Einige Sortimenter liegen mit ihren Einnahmen deutlich über dem Branchendurchschnitt, andere darunter. Allen gemeinsam ist: Sie gehen von einem umsatzstarken zweiten Halbjahr aus und erhoffen sich gute Geschäfte mit den Herbstnovitäten, in die sie hohe Erwartungen setzen.

Reisebücher auf Vorjahresniveau 

Reisebücher haben die Marktforscher von GfK Entertainment im ersten Halbjahr genauer unter die Lupe genommen. Diese Titel entwickelten sich besser als der Markt und blieben lediglich 0,3 Prozent hinter ihrem Vorjahreswert zurück, ihr Marktanteil beträgt derzeit 7,8 Prozent (siehe Grafik 3).

  • Mit minus 0,1 Prozent nahezu unverändert präsentieren sich die Reiseführer, die 56,8 Prozent des Segments und damit den Löwenanteil der Umsätze erwirtschaften.
  • Karten, Stadtpläne und Atlanten (Marktanteil: 14,5 Prozent) konnten um 2,8 Prozent zulegen.
  • Titel zu Sport- und Aktivreisen, mit 9,4 Prozent Umsatzanteil das drittstärkste Thema, verzeichneten ein leichtes Plus (0,5 Prozent).

Meistverkaufter Reisetitel war der Mallorca-Reiseführer von Petra Rossbach aus der MairDumont-Reihe Marco Polo. Die Dominanz von MairDumont in den Top Ten wird nur zweimal durchbrochen: von Fabian Körners "Journeyman" (Ullstein, Platz 2) und vom "Atlas Deutschland 2014 / 2015" aus dem ADAC Verlag (Platz 8).

Dreiländervergleich: Deutschland hat die Nase vorn

Im Dreiländervergleich zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz schneidet der deutsche Buchhandel im ersten Halbjahr trotz der Minuszahlen immer noch am besten ab. Erfasst werden in dieser Erhebung nur die Vertriebswege Sortiment und E-Commerce. In Deutschland liegt der Umsatzrückgang über diese Absatzwege bei 3,6 Prozent, in Österreich bei fünf Prozent. Die Eidgenossen melden mit 5,6 Prozent die höchsten Einbußen.

Alles in allem sind die Einnahmen auf dem deutschsprachigen Markt in den ersten sechs Monaten 2014 um 3,9 Prozent geschrumpft − was vor allem auf die Schwäche der Belletristik zurückgeht. In Deutschland fiel der Vorjahreswert der schöngeistigen Literatur um 8,4 Prozent, in der Schweiz um 9,7 Prozent und in Österreich gar um 12,9 Prozent. Beim Kinderbuch war die Tendenz nicht so eindeutig: In Deutschland und der Schweiz schlugen minus 4,1 beziehungsweise minus 3,2 Prozent zu Buche. In Österreich hingegen ergab sich ein Plus von 0,2 Prozent (siehe Grafik 4).