Branchen-Monitor Buch: März 2013

Fulminantes Märzergebnis

27. Februar 2015
von Christina Schulte
Zweistellige Zuwachsraten im Buchhandel: Über die Vertriebswege Sortiment, E-Commerce und Warenhäuser legte der Umsatz im März um 11,9 Prozent zum Vorjahr zu. Das Sortiment allein kam auf plus 13,5 Prozent. Damit wurden sämtliche Erwartungen übertroffen. Parallel zum Umsatz steigt die Stimmung im Sortiment.

Wann hat es das zuletzt gegeben? Der Sortimentsbuchhandel schließt den Monat März mit einem Umsatzplus von 13,5 Prozent ab − und übertrumpft damit sogar den gesamten Branchenwert (Sortiment, E-Commerce und Warenhäuser), der immerhin einen Zuwachs von 11,9 Prozent vorlegte. Zwar zeichnete sich bereits ab, dass der Monat gut laufe würde. Doch dass ein so hervorragendes Resultat beim Branchen-Monitor Buch herauskommen würde, hätten viele Sortimenter nicht gedacht.

Und so wirbelt das Märzergebnis mal eben alle Zwischenbilanzen und Prognosen kräftig durcheinander. Nach dem ersten Quartal befindet sich das Sortiment jetzt mit 4,9 Prozent im Plus, alle Vertriebswege gemeinsam knacken mit 5,3 Prozent sogar die Fünf-Prozent-Hürde.

Beachtlich ist die Bilanz nicht zuletzt deswegen, weil der März 2013 zwei Verkaufstage weniger hatte als der März 2012. Allerdings fiel das Ostergeschäft, anders als im Vorjahr, in diesen Monat. Das gilt es zu berücksichtigen, erklärt allein aber nicht den starken Anstieg.

Sortimenter führen folgende Faktoren für den Erfolg an: den aufmerksamkeitsstarken Start des Buchmarketings, die Buy-local-Kampagne im Buchhandel, steigende Bücherpreise und − ein anderes Kaufverhalten der Kunden, möglicherweise als Dämpfer für Onlinehändler Amazon und seine Negativschlagzeilen in Sachen Personalpolitik. Bei den Bücherpreisen, die im Februar um 2,7 Prozent nach oben geklettert sind, seien die Kunden derzeit wenig empfindlich, meint Irmgard Clausen von der Buchhandlung Riemann in Coburg. "Derjenige, für den Bücher begehrenswert sind, zahlt auch höhere Preise", so ihre Einschätzung. Und wem Bücher zu teuer seien, der habe auch schon früher keine gekauft.

Die Buchhändler scheinen wieder auf ihre eigenen Stärken zu vertrauen. Vor dem Hintergrund der Buy-local-Kampagne signalisiert das Sortiment zweierlei: Die Kunden wollen grundsätzlich den lokalen Einzelhandel unterstützen, aber sie sind bequem − und geben in ihrer Buchhandlung offen zu, dass sie auch bei Amazon bestellen. Vielleicht sollte bei buy local nicht die Botschaft, sondern der Spaß im Vordergrund stehen. Das meint zumindest Frithjof Klepp von der Buchhandlung Ocelot in Berlin: "Die politische Diskussion mit dem Kunden funktioniert nur begrenzt. Die Leute sollen kommen, weil sie es hier toll finden und nicht, weil sie eine gute Sache unterstützen müssen."

Ein weiterer Aspekt, der den Buchhändlern in die Hände spielt: Der Handelspartner Barsortiment ist derzeit offenbar sehr bemüht um das Wohlergehen seiner wichtigsten Klientel. Das zeigt etwa die Erfahrung von Karin Esch (Buchhandlung Lesezeit, Kaiserswerth) und ihrer Kollegen in der Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhandlungen (AUB): "Die Barsortimente sind sehr verhandlungs­bereit, sodass wir jetzt unsere Konditionen verbessern können", meint Esch.

Ein bestimmter Toptitel, der das zweistellige Umsatzplus angeschoben hat, kristallisiert sich im März nicht heraus. Die Mehreinnahmen reichen quer durch alle Warengruppen und Editionsformen. Besonders augenfällig ist der Aufwärtstrend beim Hörbuch, das sein Vorjahresergebnis um nahezu 30 Prozent übertroffen hat (siehe Grafik 1). Hard- und Softcover sowie Taschenbücher gewannen jeweils gut zehn Prozent hinzu. Über den größten Zuwachs bei den Warengruppen konnten sich die Kinder- und ­Jugendbücher freuen (plus 25 Prozent). Das höchste Minus, das diesmal mit 1,2 Prozent eher gering ausfiel, war bei Sozialwissenschaft, Recht und Wirtschaft zu verzeichnen.

 

Die Warengruppe Reise haben die Marktforscher von Media Control zum Quartalsende näher betrachtet. Auch von dort gibt es viel Positives zu berichten. Von Januar bis März ging es für Reisebücher um 7,2 Prozent nach oben; der Marktanteil der Warengruppe beträgt 6,9 Prozent (siehe Grafik 2). Glücklich schätzen darf sich vor allem MairDumont. Acht von zehn Titeln auf der Bestsellerliste stammen aus diesem Verlag. Die drei Spitzenplätze gehören den Marco-Polo-Reiseführern über London, Berlin und Mallorca. Die zwei freien Chartränge ergattert der ADAC-Verlag mit seinen Campingführern (Plätze 4 und 6).

Ob es in den nächsten Wochen weitere Höhenflüge geben wird? Man darf es hoffen. Im April könnte es kalenderbereinigt einen kleinen Dämpfer geben. Es sei denn, der Buchhandel schafft es, das Ostergeschäft 2012 durch kräftigen Rückenwind anderweitig zu kompensieren.